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Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)

Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)

Titel: Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Fiona Mitchell
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beobachtet hatte? Sie wandte sich um und trat intuitiv einen Schritt zurück, um ihn nicht unabsichtlich zu berühren. Das hier war Arbeit, kein Vergnügen. Er lächelte schief und ging ebenfalls auf Abstand. Sie betrachtete ihn aus den Augenwinkeln, und was sie sah, gefiel ihr sehr. Seine Haarpracht hatte er mit einem kleinen orangefarbenen Seidentuch tief im Nacken zusammengebunden, so dass sie ihm in einem schweren blauschwarzen Strang auf den Rücken fiel. Ansonsten trug er das, was er immer trug, wenn er im Dienst war, wie Dariusz gern mit aufgesetztem Pathos zu sagen pflegte: ein schwarzes langes Hemd ohne Kragen, das wie ein orientalischer Kaftan geschnitten war, und darunter eine ebenso schwarze Hose, weit und lässig, aber doch eng genug, um seine langen Beine zur Geltung zu bringen. Seine Füße waren nackt. Schöne Füße, registrierte Phoebe.
    »Was gefällt dir nicht?«
    Phoebe zuckte zusammen. Sie verhielt sich total unprofessionell. Es wurde Zeit – und zwar höchste Zeit –, dass Dariusz samt seiner Kunst von der Welt da draußen entdeckt wurde. Es konnte schließlich nicht für immer so weitergehen. Bei aller Lust zermürbte sie die Situation.

    Als sie antwortete, versuchte sie, ihrer Stimme einen sachlichen Ton zu verleihen: »Es ist das Triptychon, Dariusz. Ich war fest davon überzeugt, dass wir es in der Mitte aufstellen sollten, aber jetzt, mit den Wänden, habe ich das Gefühl, dass alles viel zu eng ist.«
    »Eng.« Dariusz nickte, als würde er ihr zustimmen. Phoebe sah ihn fragend an, als er sie auch schon gepackt hatte und an sich zog. »Ich mag es eng, sehr eng. Und wer wüsste das besser als du?« Er gab ihr einen verlangenden Kuss und umfing sie noch fester. »Ich habe noch etwas gut bei dir, liebe Phoebe.«
    Mit einem lauten Klaps auf ihren Po ließ er sie los. Bevor sie noch etwas sagen konnte, hatte er sich bereits umgedreht und ging wie auf einer imaginären Linie balancierend auf den Ausgang zu.
    »Ich will dich, Phoebe, und das weißt du«, murmelte er leise, ohne sie noch einmal anzusehen, dann zog er die Tür der Galerie hinter sich zu. Seine Schuhe standen noch an demselben Platz, an dem er sie eben ausgezogen hatte.

    »Sag mir bitte nicht andauernd, was ich machen soll, Paps.« Phoebe stand auf ihrem Balkon, während unter ihr das Leben der Hauptstadt rauschte. Von ihrem Appartement in der Mollstraße aus konnte sie den Alex mit dem Fernsehturm sehen. Die Riesenbaustelle war noch immer nicht abgeschlossen. Wie eine klaffende Wunde erschien ihr das Durcheinander aus Umleitungen, provisorischen Straßenführungen und den vielen Menschen mittendrin, die sich auf zwei Beinen oder zwei und mehr Rädern durch das nächtliche Chaos drängten. Und über allem, vor einem nachtroten Himmel, der Fernsehturm. Ganz dunkel wurde es hier nie.
    Phoebe hasste die Telefonate. Als ihr Vater ihr die Galerie vor fünf Jahren übergeben hatte, war das in der Absicht geschehen, sie zur Nachfolgerin zu machen. Die Galerie trug den Familiennamen Friedewald und galt in der Kunstwelt schon länger als gesetzte Größe für die Connaissance von Werken des frühen Impressionismus. Matthew Friedewald hatte es schon immer vermocht, mit schlafwandlerischer Sicherheit die Spreu vom Weizen zu trennen, und genoss den Ruf, einer der renommiertesten Kunstkenner und -händler in Europa zu sein.
    Es war nicht leicht für sie gewesen. Obwohl Phoebe von Kunst umgeben aufgewachsen war, hatte sie sich erst nach ihrem Studium zum ersten Mal ernsthaft mit dem Kunstbetrieb auseinandergesetzt. Und immer, wenn sie mit ihrem Vater stritt, fiel ihr der denkwürdige Tag vor mehr als acht Jahren ein. Als frischgebackene Meeresbiologin hatte sie ihren ersten Forschungsauftrag erhalten. Zum Marianengraben sollte es gehen. Nichts hatte sie sich mehr gewünscht. Sie hatte ihre Reisetasche bereits gepackt und wollte zum Flughafen fahren, als sie der Anruf aus dem London Central Hospital erreichte. Ihr Vater hatte einen Herzinfarkt erlitten, war jedoch wohlauf. Er hatte gar nicht erst gefragt, ob sie ihn vertreten wolle, sondern ihr Einverständnis einfach vorausgesetzt. Nach diesem Telefonat hatte Phoebe sich von ihren Träumen verabschiedet und den Wunsch begraben, jemals roséfarbene Ohrenquallen zu beobachten. Sie war in ihren alten Polo gestiegen und von Kiel nach Berlin gefahren. Den Moment, in dem sie zum ersten Mal den Ring entlanggefahren war und zu ihrer Rechten das rote Glühen des sich verdunkelnden Himmels gesehen
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