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Feuertod

Feuertod

Titel: Feuertod
Autoren: Daniel Isberner
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Schmerzen, aber war störrisch gewesen, wollte nicht die Schuld für etwas auf sich nehmen, das es nicht getan hatte. Aber könnte er heute genauso stur sein? Er wusste es nicht. Wollte es nicht wissen. Wollte einfach nur an andere Dinge denken.
    Also tat er, was er immer tat, wenn er einen Panikanfall hatte: Er ging in eine Bar oder eine Disko und suchte sich etwas zum Ficken. Groß, muskulös und mit langen schwarzen Haaren war das kein Problem.
    Er fand immer eine Frau, die gewillt war, mit ihm zu schlafen. Dass er ausreichend Geld hatte, um so viele Drinks zu spendieren wie nötig waren, damit ihm keine Frau mehr widerstehen konnte, half auch.
    Auf der Straße sah er sich um. Er war alleine, wie immer. So gut wie niemand nutzte die Straßen, um zu seinem Ziel zu kommen. Sprungtore waren so viel einfacher. Aber Seamus mied sie, so gut er nur konnte. Er wusste nicht warum, aber Sprungtore machten ihn nervös. Hatten sie schon, so lange er sich zurückerinnern konnte.
    Aber obwohl sie niemand nutzte, waren die Straßen breit. Ihre Breite war jedoch nicht für Fahrzeuge gedacht, wie sie es, laut den Geschichtsbüchern, auf der Erde waren. Nein, die Straßen waren im Grunde Grünflächen. Bäume, Sträucher und Gras schmückten sie. Man hatte aus dem ökologischen Desaster gelernt, das die Erde gewesen war. Oder noch immer war, niemand wusste, was aus der Geburtsstätte der Menschheit geworden war, seit der Schatten über sie gekommen war. Ob sie überhaupt noch existierte.
    Zu seiner Garage war es ein Stück, aber als er sein Haus gekauft hatte, hatte es keinen Parkplatz gehabt (warum auch, es gab schließlich Sprungtore) und zwischen all den Bäumen vor seinem Haus konnte er auch nicht parken. Aber einen halben Kilometer von seinem Haus entfernt gab es eine kleine Lagerhalle, die er in eine Garage umfunktioniert hatte. Dort parkte sein Gleiter.
    Bodengebundene Fahrzeuge waren auf den meisten Planeten noch immer üblich, wenn man denn überhaupt ein Fahrzeug besaß, aber im Orion Pakt strengstens verboten. Gleiter benötigten keine Straßen für die Wälder oder Flüsse weichen mussten. Sie konnten einfach darüber hinwegfliegen.
    Normalerweise war Seamus glücklich mit den Lektionen, die man auf Orion in Bezug auf den Umweltschutz gelernt hatte. Aber wann immer er die Strecke zu seiner Garage laufen musste, ärgerte er sich. Vor allem bei schlechtem Wetter, wie es derzeit aufzuziehen schien. Am Himmel konnte er dunkle Wolken erkennen, aber noch waren sie weit genug entfernt.
    Als er den ersten Schritt in die Garage machte, hatte der Regen ihn erreicht. Einige wenige Tropfen erwischten ihn, bevor er vollständig durch die Tür war und er konnte das leise Prasseln des Regens auf dem Dach hören.
    Ein Knopfdruck öffnete es, während Sensoren ein Kraftfeld aktivierten, das den Regen davon abhielt in die umfunktionierte Halle hineinzuregnen. Es war die gleiche Technologie, die in militärischen Schutzschilden zum Einsatz kam, aber auf deutlich reduziertem Niveau – egal wie viel Energie man in das Kraftfeld hineinpumpen würde, es wäre niemals in der Lage mehr als starken Regen aufzuhalten.
    Er hätte es bevorzugt, auf das Kraftfeld verzichten und vorne aus der Halle fliegen zu können, aber die Bäume machten das unmöglich. Sie standen einfach zu dicht, um den Gleiter sicher durch sie hindurchmanövrieren zu können.
    Langsam flog er durch das offene Dach, das sich automatisch unter ihm schloss, nachdem er es passiert hatte. Bevor er in Richtung Sonnenstadt flog (ja, die ursprünglichen Siedler hatten wirklich nicht alle Tassen im Schrank gehabt), stieg er auf zweihundert Meter an.
    Alles darunter lief Gefahr, mit den Wolkenkratzern der Hauptstadt zu kollidieren und war daher nur für Starts und Landungen freigegeben. Während des Fluges konnte er erkennen, wo in der Nacht zuvor überall das neue Jahr begrüßt worden war. Viele Bereiche waren abgesperrt, damit die Feiernden dort ihr Feuerwerk veranstalten konnten.
    Er hatte nicht gefeiert.
    Für ihn war das neue Jahr nichts, was man feiern konnte. Es bedeutete lediglich, dass sie ein Jahr weniger hatten, bevor der Schatten sie erreichte. Auch wenn niemand wusste, wann das sein würde.
    In den ersten Jahren hatte sich der Schatten unglaublich schnell ausgebreitet, aber danach war er langsamer geworden. Zuerst hatten viele Journalisten und Wissenschaftler versucht, die Verlangsamung über mathematische Formeln zu erklären, aber die Ausbreitung folgte keiner Formel.
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