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Feuertod

Feuertod

Titel: Feuertod
Autoren: Daniel Isberner
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funktionierte mit Depressionen und Angstzuständen, warum also nicht auch hier?
    Es war zwar erst früher Abend, aber da würde er durch müssen, auch wenn das für gewöhnlich bedeutete, dass die wirklich gutaussehenden Frauen erst später kamen. Er war nicht auf der Suche nach einer Schönheitskönigin, nur nach einer Ablenkung.
     
     
    Sonnenstadt – Orion IV
     
    Da er zu viel getrunken hatte, um selbst zu fliegen, ließ er sich vom Autopiloten bringen und landete dadurch wieder vor der Diskothek vom Samstag. Er überlegte einen Moment, ob er wirklich hineingehen wollte, aber entschied sich dann, dass er keine Lust hatte, woanders hin zu gehen.
    Vor dem Eingang hatte sich bisher noch keine Schlange gebildet, aber er drückte dem Türsteher trotzdem ein paar Scheine in die Hand. Es schadete nie, wenn der Türsteher einen positiv in Erinnerung behielt.
    Im Inneren war nicht wirklich mehr los als draußen. Selbst die Laser und der Rauch waren noch nicht eingeschaltet. An der Bar saßen ein paar Männer, aber keine Frauen. Offenbar war er nicht der einzige, der hoffte noch vor dem eigentlichen Besucheransturm etwas abstauben zu können. Auf der Tanzfläche konnte er zwar ein paar Frauen sehen, die hatten aber alle einen Partner.
    Für einen Moment überlegte er, ob er gehen und sich eine andere Disko oder Bar suchen sollte, entschied dann aber, dass es dort kaum anders aussehen würde. Er setzte sich an die Theke und bestellte einen alkoholfreien Drink. Besser den Alkoholpegel etwas zu senken, bevor mehr Frauen hereinkamen. Er hätte nichts davon, wenn er nicht mehr in der Lage wäre, geradeaus zu gehen.
    Eine halbe Stunde später begann es so langsam, sich zu füllen. Aber obwohl mehr Frauen hereinkamen, und einige davon auch alleine oder zumindest ohne männliche Begleitung, konnte er sich nicht aufraffen, eine anzusprechen. Was war nur los mit ihm?
    Als sich zwei Frauen, eine blond und eine rothaarig, neben ihn setzten, zwang er sich dann doch dazu, sie anzusprechen.
    „Kann ich euch einen Drink ausgeben?“
    „Nur einen? Aber wir sind doch zu zweit.“, entgegnete ihm die Blonde mit einem Schmollmund.
    „Und ihr wollt euch keinen Drink teilen?“
    Die beiden sahen sich an und diesmal antwortete die Rothaarige.
    „Keinen Drink, nein.“
    „Wenn das so ist…“, er stockte einen Moment, als wenn er sich den nächsten Teil überlegen müsste, „Dann zwei Drinks.“
    Die beiden Frauen lachten und ließen sich von Seamus die Drinks ausgeben. Zwanzig Minuten später saß er trotzdem wieder alleine da.
    Als sie sich zu ihm gesetzt hatten, schienen sie bereit, einiges mit ihm anzustellen, aber irgendwo in den letzten zwanzig Minuten hatte er etwas gesagt, was sie verschreckt hatte. Oder zumindest das Interesse an ihm verlieren ließ. Jetzt saß er wieder alleine da und konnte sich nicht dazu entscheiden eine andere Frau anzusprechen.
    Wenn er wenigstens wüsste, was er gesagt hatte, das die beiden Frauen davon abgebracht hatte, sich auf ihn einzulassen. Aber was auch immer es war, er konnte sich nicht erinnern. Er konnte sich allgemein kaum an das Gespräch mit ihnen erinnern.
    Was ist los mit mir?
    Das weißt du nicht?
    Wenn ich das wüsste, würde ich nicht fragen, oder?
    Und wann hatte er eigentlich damit angefangen, Selbstgespräche in seinem Kopf zu führen? Seit er Julia getroffen hatte, war irgendetwas anders. Aber was?
    „Ist der Platz belegt?“, hörte er eine Frauenstimme hinter sich?
    Geistesabwesend schüttelte er den Kopf.
    „Nein, da ist frei.“
    Dann versank er wieder in Gedanken.
    „Ich hatte mir eigentlich eine etwas freudigere Begrüßung erhofft.“
    „Was?“, fragte er verwirrt und drehte seinen Kopf.
    Neben ihm saß Julia und lächelte ihn an.
    „Du wirkst geistesabwesend. Ist alles in Ordnung?“
    „Nein. Ja. Ich… schon okay.“
    Er konnte sich nicht helfen, aber er verspürte Freude darüber, dass sie hier war. Und Wut und Verwirrung darüber, dass er Freude verspürte. Eine seltsame Kombination.
    Sie lachte und riss ihn damit endgültig aus seinen Gedanken.
    „Was hab ich so lustiges gesagt?“
    „Nichts. Und alles.“, sie versuchte, ihr Lachen unter Kontrolle zu bekommen, „Du verbringst erst eine hemmungslose Nacht mit einer Frau und wenn du sie dann wiedersiehst, bist du verwirrt wie ein Kind, das seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Süß.“
    Hatte sie das grad wirklich gesagt? Hatte sie ihn „süß“ genannt? Das hatte zuletzt seine Mutter zu ihm gesagt. Und damals
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