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Feuertod

Feuertod

Titel: Feuertod
Autoren: Daniel Isberner
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auf ihn reagiert. Aber Dr. Tretson meinte, er würde ihn nicht zwingen, mir den Laser zur Verfügung zu stellen, wenn Dr. Howard damit nicht einverstanden wäre. Und du weißt ja, wie er sein kann, wenn man ihn um etwas bittet.“
    Tatsächlich wusste Seamus das nur vom Hörensagen. Ribiero konnte angeblich ein echtes Arschloch sein, wenn man ihn dazu zwang von seinen Plänen abzuweichen. Zumindest behaupteten das alle und es gab ganze Abteilungen und sogar Abteilungsleiter, die Angst vor ihm hatten.
    Seamus hatte dieses Problem mit ihm nicht. Wenn er das Büro seines Freundes betreten würde, um mitten während der Arbeitszeit ein Bier trinken zu gehen, dann würde er sofort zustimmen – hatte es in der Vergangenheit sogar schon mehrfach getan.
    „Jana, ich weiß nicht…“
    Hilf ihr aus.
    Unterbrach ihn die Stimme in seinem Kopf.
    Warum? Was habe ich davon?
    Sie schuldet dir was.
    „Du weißt was nicht?“, fragte sie mit einer Mischung aus Irritation und Neugierde.
    „Ich weiß nicht, ob ich ihn dazu kriegen kann, dir den Laser zu leihen. Aber ich kann es versuchen.“
    „Danke.“
    Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und machte sich davon.
    Vielleicht sollte ich ihr sagen, dass ich eine Freundin habe.
    Wozu? Lass sie doch in dem Glauben, dass du verfügbar bist. Wenn du sie zurückweist, dann schadet das nur dem Arbeitsklima.
    Er ließ den Gedanken einen Moment im Raum stehen, bevor er beschloss ihm zu folgen. Zeit in sein eigenes Labor zu gehen. Dort würde er sich auch keine Gedanken darum machen müssen, ob Jana plötzlich auftauchte oder nicht. Sie hatte nicht die nötige Sicherheitsfreigabe.
    Auf halbem Weg fiel ihm wieder ein, dass er ihr ja versprochen hatte, mit Ribiero zu reden, also machte er doch noch einen Umweg.
    Wie immer, war seine Labortür verschlossen, aber Seamus hatte einen Code, mit dem er sie öffnen konnte, solange sie nicht aufgrund eines Lasertests verschlossen war. Dann konnte sie nur von Einsatzkräften geöffnet werden, falls etwas im Labor explodierte oder in Brand geriet.
    Da die entsprechende Warnleuchte nicht an war, gab er seinen Code ein (Sieben-Vier-Acht-Neun-Fünf) und betrat das Labor.
    Ribiero hatte ihm den Rücken zugedreht und stand über einen Laser gebeugt, an dem er irgendetwas auseinandernahm. Selbst wenn Seamus gesehen hätte, was genau er dort macht, hätte er nicht sagen können, was und warum. Lasertechnologie war nicht sein Fachgebiet.
    „Hi Rib.“
    Aus seiner Konzentration gerissen schwang er herum, aber der Schreckmoment verflog sofort als er sah, wer sein Labor betreten hatte.
    „Seamy, was kann ich für dich tun? Wie geht es Julia?“
    Der fröhliche Gesichtsausdruck auf dem immer glatt rasierten Gesicht, womit es perfekt zum glatt rasierten Kopf passte, stand im krassen Widerspruch zu dem, was der Rest der Kollegen kannte.
    „Julia geht es gut. Mir auch, danke der Nachfrage.“
    „Hey, wenn es dir nicht gut gehen würde, wärst du nicht hier. Sowieso hast du mich auch nicht gefragt, wie es mir geht. Aber ich habe gefragt, wie es deiner Freundin geht. Ich denke, damit führe ich.“
    Seamus gab sich Mühe ein Grinsen zu unterdrücken – und scheiterte kläglich.
    „Der Sieg sei dir gegönnt. Es ist dein erster seit… wie lange? Fünf Monate?“
    „Sechs…“, korrigierte er zähneknirschend.
    „Ich weiß. Aber es ist so viel schöner, wenn du es sagst.“
    „Ich hasse dich.“
    „Ich dich auch. Aber du weißt ja, gemeinsamer Hass eint uns.“
    Auch, wenn Seamus das mit einer gewissen Scherzhaftigkeit sagte, so war doch etwas Wahres dran. Bevor sie nach Orion gekommen waren, hatten beide sich aus tiefster Seele gehasst, soweit das im Alter von 9 Jahren möglich war. Aber die Zeit, die sie eingesperrt unter Folter verbracht hatten, hatte eine Freundschaft entstehen lassen, aus dem gemeinsamen Hass, den sie gegen ihre Folterer verspürten. Und im Gegensatz zu den Gefühlen, die sie vorher füreinander verspürt hatten, war dieser Hass echt, ungebremst – und grenzenlos.
    Mit den Jahren hatte er nachgelassen – Seamus war sich sicher, dass es sich dabei um eine Ausprägung des Stockholm-Syndroms handelte – aber ihre Freundschaft hatte Bestand.
    „Also, was kann ich für dich tun? Wenn es nach mir ginge, könnten wir noch eine Weile weitermachen, aber ich habe eine Laserdemonstration in zehn Minuten.“
    „Und dein Laser liegt in Einzelteilen auf dem Tisch.“
    „Du hattest schon immer ein Auge für’s Detail“
    Seamus
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