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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe
Autoren: Andrzej Sapkowski
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daran gelegen, dass der Hexer ruhig im Brokilon sitzt, daher werde ich auch dafür sorgen, dass diese Nachricht zu ihm dringt. Hast du das?« »Ä-häm, zu ihm dringt.«
    »Absatz. Ich frage mich... Ori, wisch die Feder ab, zum Kuckuck! Wir schreiben an Philippa, nicht an den königlichen Rat, der Brief muss ästhetisch aussehen! Absatz. Ich frage mich, warum der Hexer keinen Kontakt zu Yennefer sucht. Ich will nicht glauben, dass dieser an Besessenheit grenzende Affekt so plötzlich erloschen ist, unabhängig von den politischen Optionen seines Ideals. Andererseits, wenn es Yennefer wäre, die Cirilla an Emhyr ausgeliefert hat, und wenn es dafür Beweise gäbe, dann würde ich liebend gern dafür sorgen, dass der Hexer sie in die Finger bekommt. Das Problem würde sich von selbst lösen, dessen bin ich mir sicher, und die verräterische schwarzhaarige Schönheit wäre keinen Tag und keine Stunde mehr sicher. Der Hexer mag es nicht, wenn jemand sein Mädchen antastet, Artaud Terranova hat sich davon auf Thanedd nachhaltig überzeugt. Ich möchte glauben, Phil, dass Du keine Beweise für einen Verrat Yennefers hast und nicht weißt, wo sie sich verborgen hält. Es würde mich sehr schmerzen, wenn sich herausstellte, dass das wieder ein Geheimnis ist, das Du vor mir verbirgst. Ich habe vor Dir keine Geheimnisse ... Was gibt es da zu lachen, Ori?«
    »Nichts, ä-häm.«
    »Schreib! Ich habe vor Dir keine Geheimnisse, Phil, und rechne auf Gegenseitigkeit. Ich verbleibe mit vorzüglicher Hochachtung, et cetera, et cetera. Gib her, ich unterschreibe.«
    Ori Reuven streute Sand auf den Brief.
    Dijkstra setzte sich zurecht, drehte die Daumen der vor der Brust verschränkten Hände. »Diese Milva, die der Hexer zum Spionieren ausschickt«, begann er. »Was kannst du mir über sie sagen?«
    »Sie befasst sich, ä-häm«, krächzte der Sekretär, »damit, Gruppen von Scioa'tael in den Brokilon zu bringen, die von den temerischen Truppen zerschlagen worden sind. Sie führt die Elfen aus Razzien und Umzingelungen heraus, ermöglicht es ihnen, sich zu erholen und sich wieder zu Kampf kommandos zu formieren ...«
    »Lass mich mit Informationen in Frieden, die allgemein zugänglich sind«, fiel ihm Dijkstra ins Wort. »Milvas Tätigkeit ist mir bekannt, ich habe übrigens vor, sie für meine Zwecke zu nutzen. Andernfalls hätte ich sie den Temeriern längst zum Fraß vorgeworfen. Was kannst du mir über sie selbst sagen? Über Milva als solche?«
    »Sie stammt, glaube ich, aus irgendeinem Kuhdorf in Obersodden. In Wahrheit heißt sie Maria Barring. Milva ist ein Spitzname, den ihr die Dryaden gegeben haben. In der Älteren Rede bedeutet er...«
    »Weihe«, unterbrach ihn Dijkstra. »Der Vogel. Ich weiß.«
    »Ihre Leute sind von alters her Jäger. Waldvolk, auf du und du mit dem Jagdrevier. Als den Sohn des alten Barring ein Elch niedergestampft hatte, hat der Alte seiner Tochter das Waidwerk beigebracht. Als er starb, hat die Mutter wieder geheiratet. Ä-häm ... Maria vertrug sich nicht mit dem Stiefvater und lief von zu Hause weg. Damals war sie, glaube ich, sechzehn. Sie wanderte nach Norden, lebte von der Jagd, aber die Förster der Barone machten ihr das Leben schwer, jagten sie selber wie ein Tier. Also begann sie im Brokilon zu wildern, und dort, ä-häm, erwischten sie die Dryaden.«
    »Und statt sie kaltzumachen, haben sie sie bei sich aufgenommen«, murmelte Dijkstra. »Haben sie als ihresgleichen anerkannt... Und sie zeigte sich erkenntlich. Sie schloss einen Pakt mit der Hexe vom Brokilon, mit der alten Silberäugigen Eithné. Maria Barring ist tot, es lebe Milva... Wie viele Expeditionstruppen hat sie erledigt, ehe die in Verden und Kerack etwas merkten? Drei?«
    »Ä-häm... Vier, glaube ich ...« Immerzu glaubte Ori Reuven etwas, obwohl sein Gedächtnis unfehlbar war. »Alles in allem waren es an die hundert Leute, diejenigen, die besonders scharf auf Scheuweib-Skalpe waren. Aber es dauerte lange, bis sie es merkten, denn Milva trug gelegentlich einen von den Verwundeten auf dem eigenen Rücken aus dem Gemetzel, und der Gerettete lobte ihren Mut in den höchsten Tönen. Erst nach dem vierten Mal, in Verden, glaube ich, schlug sich jemand an die Stirn. Wie kommt es denn, fragte man sich plötzlich, ä-häm, dass die Pfadfinderin, die die Leute gegen die Scheuweiber führt, jedesmal mit dem Leben davonkommt? Und da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen, dass die Pfadfinderin sie führt, aber ins Verderben,
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