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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen
Autoren: Jeanine Krock
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britischen Adels gehörte sie ebenso wenig. Und was in London kein Aufsehen erregte, war vielleicht für die Landbevölkerung hier draußen ein bisschen zu schräg. Nun ja , dachte sie und strich sich das leuchtende Haar aus dem Gesicht. Die Leute werden sich damit abfinden müssen.
    Kaum war die Tür des Häuschens hinter ihnen ins Schloss gefallen, verflogen alle Zweifel daran, ob es richtig gewesen war, diesen Auftrag anzunehmen.
    »Ist das toll hier !«, riefen Mila und Florence beinahe gleichzeitig. Sie fassten sich an den Händen und tanzten wie kleine Mädchen im Kreis, bis ihnen schwindelig war.
    Dass sich Florence, die in ihrem bisherigen Leben vorwiegend die glänzenden Seiten der Welt gesehen hatte, immer noch für die einfachen Dinge begeistern konnte, freute Mila. Wobei, dieses Cottage war beim besten Willen nicht als gewöhnlich zu bezeichnen.
    »Sieh doch nur! Dieser fabelhafte Kamin! Das Parkett! Und auf der Galerie das riesige Bett!« Mila wäre am liebsten gleich hinaufgelaufen, um sich dort umzusehen.
    Innen wirkte das Haus erstaunlicherweise geräumiger, als man von außen vermutet hätte. Nach oben gab es reichlich Freiraum, die weiß gestrichenen Balken der Dachkonstruktion erlaubten den Blick bis in den Giebel. Eine geschwungene leichte Holztreppe führte zu einem lichten Zwischengeschoss, das etwa ein Drittel des Hauses einnahm. Darunter befand sich ein weiteres Schlafzimmer. Es gab eine offene Küche und gemütliche Sofas, von denen aus man durch hohe Sprossentüren bis zu den Klippen sehen konnte. Sie hatte sich nicht getäuscht. Das Meer war ganz nah.
    Gemeinsam schleppten sie ihr Gepäck herein. Florence hatte entschieden, dass Mila auf der Empore schlafen sollte, während sie sich in dem kleinen Zimmer einrichten wollte, in dem es nur ein schmales Bett gab. »Keine Widerrede! Ich werde viel unterwegs sein, und diese Zeit musst du intensiv mit Anthony nutzen.« Sie zwinkerte ihr zu, was Mila erröten ließ.
    »Warte, ich habe da noch was …!« Die Freundin lief hinaus, bevor Mila nachfragen konnte, und kehrte kurz darauf mit einem riesigen Picknickkorb zurück.
    »Von deinem Bruder?«
    »Nö, Sainsburry’s !« Florence lachte. »Na gut, das eine oder andere hat er vielleicht beigesteuert. Der Gute.«
    Sie füllte rasch den Kühlschrank, röstete Brot und öffnete eine Flasche Wein, während Mila das Gartenhäuschen inspizierte, das dicht ans Cottage geschmiegt allerlei Gerätschaften beherbergte. Unter anderem Sitzkissen und einen Sonnenschirm.
    Eilig zogen sie bequemere Kleidung an und setzten sich schließlich auf die hölzerne Terrasse hinter dem Haus. Nur die niedrige Natursteinmauer trennte sie von einem gepflegten, hübschen Bauerngarten, der am Ende in eine blühende Wiese überging.
    »Britischer Landschaftsgarten im Miniaturformat«, sagte Florence anerkennend und goss schwungvoll den mitgebrachten Rotwein in die rustikalen Gläser.
    »Wie im Urlaub!«, seufzte Mila nach einem Schluck und legte die Füße auf den gegenüberstehenden Teakholzsessel. »Aber Lady Margaret ist schon ein bisschen seltsam, findest du nicht auch?«
    »Du meinst doch nicht etwa die gute Maggy ?« Florence lachte. »Stimmt. Ich sollte meine Schwester nach ihr fragen. Die hat den halben Adelskalender Burke’s Peerage im Kopf und notfalls immer die neueste Ausgabe in ihrer Bibliothek. Wart mal ab, bestimmt weiß sie mehr als unser korrekter und verschwiegener Anthony.« Verschmitzt lächelnd zog sie ihr Telefon aus der Tasche. »Ach, Mist! Kein Empfang. Hat Anthony nicht gesagt, ihm steht ein eigenes Büro drüben in Stanmore House zur Verfügung?«
    »Warum fragst du?«
    »Weil ich hier im Cottage keinen Telefonanschluss gesehen habe. Irgendwie müssen wir ja den Kontakt zur Außenwelt aufrechterhalten.«
    »Du willst doch nur wieder dein hungriges Blog füttern.«
    Florence bemühte sich um einen harmlosen Gesichtsausdruck. »Wo denkst du hin? Ich muss Lieferanten kontaktieren und wissen, was in der Welt passiert. Und außerdem hat uns meine Rubrik Wöchentliche Wohntipps schon lukrative Kunden eingebracht, oder etwas nicht?«
    »Auch wahr.« Damit griff Mila in den Brotkorb, und beide genossen den herrlichen Sommertag und die Ruhe, die nur gelegentlich von der einen oder anderen Biene unterbrochen wurde, die auf der Suche nach Nahrung die Reste ihrer Mahlzeit inspizierte.
    Als es langsam dunkel wurde, sahen sie sich erneut die Pläne des Herrenhauses an, um für den morgigen Tag vorbereitet zu sein.
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