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Feuerklingen (First Law - Band 2)

Feuerklingen (First Law - Band 2)

Titel: Feuerklingen (First Law - Band 2)
Autoren: Joe Abercrombie
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ihnen. Eine, die sich nicht überwinden ließ.
    So war es immer gewesen.
    Alles, was sie stattdessen hervorbrachte, war: »Und du?« Er schien eine Weile darüber nachzudenken, mit zornigem Gesicht, und kaute auf seiner Unterlippe. »Ich sollte in den Norden zurückgehen.« Er klang unglücklich, sah sie nicht einmal an. »Dort gibt es Arbeit, die ich nie hätte im Stich lassen sollen. Dunkle Arbeit, die getan werden muss. Dort werde ich wohl hingehen. Wieder in den Norden, und meine Rechnungen begleichen.«
    Sie runzelte die Stirn. Rechnungen? Hatte er ihr nicht gesagt, dass es im Leben mehr geben musste als nur Rache? Und jetzt wollte er Rechnungen begleichen? Lügnerischer Drecksack. »Rechnungen«, zischte sie. »Gut.«
    Und das Wort lag bitter wie Sand auf ihrer Zunge.
    Er sah ihr lange in die Augen. Dann öffnete er den Mund, als ob er etwas sagen wollte, und hielt inne, seine Lippen zu einem Wort geformt, eine Hand halb zu ihr hingestreckt.
    Dann sank er plötzlich in sich zusammen, biss die Zähne zusammen, wandte ihr eine Schulter zu und lehnte sich wieder gegen die Reling. »Gut.«
    Und so leicht war alles zwischen ihnen erledigt.
    Ferro verzog böse das Gesicht, als sie sich abwandte. Sie ballte die Fäuste und spürte, wie sich die Nägel in ihre Handfläche bohrten, mit harter Wildheit. Sie verfluchte sich selbst aufs Bitterste. Wieso hätte sie nicht andere Worte finden können? Ein bisschen Atem und eine bestimmte Mundhaltung, und alles wäre anders geworden. Es wäre so leicht gewesen.
    Aber Ferro vermochte es nicht, und sie wusste, dass sich das niemals ändern würde. Diesen Teil in ihr hatten die Gurkhisen getötet, damals, vor langer Zeit, weit weg von hier, und seitdem war sie innerlich tot. Es war idiotisch gewesen, darauf zu hoffen, dass es anders sein könnte, und tief in ihr drin hatte sie das schon die ganze Zeit gewusst.
    Hoffnung ist etwas für die Schwachen.

WIEDER ZU SCHLAMM
    Hundsmann und Dow, Tul und Grimm, West und Pike. Diese sechs standen im Kreis und sahen auf zwei Haufen kalter Erde hinunter. Unten im Tal waren die Unionisten damit beschäftigt, ihre eigenen Toten zu begraben; der Hundsmann hatte es gesehen. Hunderte waren es, immer in Gruben zu einem Dutzend. Es war ein schlechter Tag für die Menschen, insgesamt gesehen, und ein guter für den Boden. So war es immer nach einer Schlacht. Nur die Erde gewann.
    Espe und seine Carls waren auf der anderen Seite des Gebüschs und begruben mit gesenkten Köpfen ihre eigenen Leute. Zwölf lagen bereits in der Erde, drei weitere waren so schlimm verwundet, dass sie ihnen vermutlich noch vor Wochenfrist folgen würden, und noch einer hatte seine Hand verloren – er mochte überleben, vielleicht aber auch nicht, je nachdem, wie viel Glück er hatte. Glück hatte es in letzter Zeit nicht allzu viel gegeben. Ein einziger Tag hatte fast der Hälfte ihrer Männer den Tod gebracht. Es war mutig, dass sie auch danach noch bei ihnen bleiben wollten. Hundsmann hörte ihre Worte. Traurige Worte und stolze, für die Gefallenen. Dass sie gute Männer gewesen waren, dass sie gut gekämpft hatten, dass man sie vermissen würde und so weiter. Wie es eben immer war, nach einer Schlacht. Worte für die Toten.
    Hundsmann schluckte und sah zu der frisch aufgeworfenen Erde zu seinen Füßen. Das Graben war schwer gewesen bei der Kälte und dem gefrorenen Boden. Dennoch war man besser dran, wenn man graben musste, als wenn man selbst unter die Erde kam, hätte Logen gesagt, und Hundsmann nahm an, dass er da wohl recht hatte. Zwei Menschen hatte er gerade begraben, und zwei Teile von sich selbst gleich mit. Cathil so tief unten unter der aufgetürmten Erde, weiß und kalt ausgestreckt. Sie würde nie wieder warm sein. Dreibaum nicht weit von ihr, den geborstenen Schild über den Knien und das Schwert in der Faust. Zwei Hoffnungen, die Hundsmann dem Schlamm überantwortet hatte – Hoffnungen für die Zukunft, Hoffnungen aus der Vergangenheit. Alle jetzt vergangen, alle vorbei. Sie hinterließen eine schmerzende Lücke in ihm. So war es immer nach einer Schlacht. Hoffnungen wurden zu Schlamm.
    »Beerdigt, wo sie starben«, sagte Tul sanft. »Das passt. Das ist gut.«
    »Gut?«, bellte Dow und sah mit brennendem Blick zu West. »Gut, ja? Der sicherste Ort in der ganzen Schlacht? Hast du nicht gesagt, der sicherste Ort?« West schluckte und sah zu Boden, offenbar schuldbewusst.
    »Ist schon gut, Dow«, sagte Tul. »Du weißt, dass du ihm nicht die Schuld dafür
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