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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut
Autoren: Vonda N. McIntyre
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Wohnung zum Swimmingpool. Steinplatten rahmten das Becken ein, und seine Wände waren mit kunstvollen Mosaiken ausgelegt, die in der gedämpften Beleuchtung schimmerten. Es war ein Ort der Ruhe, nicht gedacht für sportliche Leistungen oder die lauten Spiele von Kindern.
    Radu seufzte. Laenea legte ihre Hand auf seine Schulter; eine fragende Geste.
    „Jemand hat sich hier viel Zeit und Mühe gegeben“, sagte er.
    „Das stimmt.“ Laenea hatte bisher nie daran gedacht, daß dieser Swimming-pool, die ganze Wohnung, das Ergebnis menschlicher Arbeit war, daß Hände alles sorgfältig und geschickt geschaffen hatten. Aber die ökonomische Struktur ihrer Welt basierte auf Service, nicht auf Produktion, und sie hatte die Ergebnisse bisher immer als selbstverständlich hingenommen.
    Sie zogen die Kaftans aus und stiegen die Stufen hinab in das körperwarme Wasser.
    „Herrlich.“ Das warme Wasser linderte den leichten, ziehenden Schmerz ihrer gebrochenen Rippen. Sie drehte sich auf den Rücken und ließ sich treiben. Sie hörte Radu etwas sagen, verstand aber die Worte nicht. Sie wandte den Kopf und sah, daß er nach dem im Halbdunkel verschwimmenden anderen Ende des Pools deutete. Mit einem Kopfsprung warf er sich ins Wasser und schwamm mit energischen Kraulbewegungen zum anderen Ende.
    Alle Geräusche wurden dumpfer, klangen seltsam entfernt, wie Audio-Zeitlupe. Irgend etwas war anders als sonst, fremd, unnatürlich..
    Laenea wurde unruhig und fühlte, wie ihre Muskeln sich wieder anspannten. Sie konzentrierte sich auf die Wärme und wohltuende Behaglichkeit des Wassers, um die Spannung von den Schultermuskeln, ausgehend aus ihrem Körper, ihren Armen und Beinen zu drängen. Sie schaffte es, aber das beunruhigende, ungute Gefühl blieb. Sie versuchte, seinen Ursprung zu finden. Langsam, bewußt verfolgte sie ihr Leben zurück bis zu der Zeit, als sie noch kein Pilot gewesen war (es schien eine Ewigkeit her), und erkannte, daß sie sich zwar ohne jede Schwierigkeit an den geräuschlosen Lauf ihres neuen Herzen gewöhnt hatte, an das Fehlen von Herz- und Pulsschlägen, aber doch noch immer unbewußt auf ihr Echo lauschte, ihren Nachhall im Hals und an den Handgelenken, besonders in Perioden der Stille. Sie erkannte, daß sie dieses Echo noch länger vermissen würde – ein wenig – für einige Zeit.
    Radu hatte den Pool umrundet. Er tauchte unter ihr hindurch, und die leichte Turbulenz des Wassers streichelte ihren Rücken. Laenea ließ die Füße auf den Boden des Pools sinken und richtete sich auf. Radu schoß dicht neben ihr wie ein Delphin aus dem Wasser, lachend, mit tropfendem Haar. Sie umarmten sich, und Radu küßte ihren Hals. Sie warf den Kopf zurück wie eine Katze, die den Genuß des Gestreicheltwerdens verlängern will, und drückte ihn an sich.
    „Wir haben Glück, daß wir so früh hergekommen sind“, sagte er leise, „bevor andere kommen.“
    „Ich glaube nicht, daß Kathell noch andere Gäste hat“, sagte Laenea. „Wir haben den Pool für uns.“
    „Dies ist … er gehört ihr?“
    „Die ganze Wohnung.“
    Er sagte nichts, aus Verlegenheit über seinen Irrtum.
    „Mach dir keine Gedanken darüber“, sagte Laenea. „So ein Fehler kann doch jedem passieren.“
    Aber nicht auf der Erde.
     
    Laenea hatte genügend andere Welten gesehen, um verstehen zu können, daß Radu sich inmitten von Privatbesitz und persönlichen Dienstleistungen, die auf der Erde selbstverständlich waren, unsicher und fremd fühlte. Am meisten beeindruckte ihm die Verschwendung von Zeit, weil Zeit von seinem Standpunkt aus der wertvollste Besitz war. Auf Twilight hatte jeder zwei oder drei Jobs, notwendige Jobs, und niemand würde Zeit dafür verschwenden, kleine Glasstücke in mühevoller Kleinarbeit zu Mosaiken zusammenzufügen. Auf der Erde war das alles anders.
    Sie paddelten im flachen Ende des Pools, setzten sich auf die Stufen, bespritzten einander mit Wasser. Laenea spürte, daß sie Radu schon wieder begehrte. Sie war völlig schmerzfrei, zum erstenmal nach der Operation, und diese Tatsache nahm ihr alle Hemmungen, weckte Neugier auf starke Reaktionen ihres neuen Körpers. Doch die heftige Veränderung ihrer sexuellen Reaktionen verstörte sie mehr, als sie sich einzugestehen wagte. Und sie fragte sich, ob Radu dasselbe empfand; sie hatte Angst davor, daß es so sein konnte.
    Sie schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn. Als er sie an sich preßte, strich sie mit der Hand über seinen Bauch und umfaßte
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