Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut
Autoren: Vonda N. McIntyre
Vom Netzwerk:
heran, es tat überhaupt nichts unmittelbar Bedrohliches. Aber es hatte die Flieger aus Darks Gesichtskreis vertrieben. Sie kauerte sich auf ihrem Felsvorsprung nieder und wartete.
     
    Dark hörte nur das plötzliche Rauschen von Luft in ausgebreiteten Flügeln, als Häher in der Nähe landete. Er war völlig lautlos herangekommen, und weil sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Suchflugzeug gerichtet hatte, hatte sie ihn nicht gesehen. Jetzt wandte sie sich vom Himmel ab und Häher zu. Sie machte ein paar Schritte auf ihn zu, doch dann blieb sie stehen; wieder schämte sie sich wegen ihrer Tolpatschigkeit, verglichen mit der Art, wie er sich bewegte. Die Flieger waren nicht groß, und selbst für ihre geringe Größe hatten sie ziemlich kurze Beine. Vielleicht hatte man sie so modifiziert. Dennoch, Häher watschelte nicht. Er schritt. Während er herankam, legte er seine Flügel auf dem Rücken zusammen, Stück für Stück, schüttelte sie auf, um die Federn zu glätten, und faltete wieder ein Stück. Er erinnerte sie weniger an einen Vogel als an einen auffälligen Schmetterling, der im Wind saß und seine Flügel auf- und zuklappte. Als er vor ihr stehenblieb, kamen seine Flügel zur Ruhe, jede der glänzend blauen Federn lag genau an ihrem Platz und umschloß ihn von hinten. Jetzt, da er nicht von den Schwingen verhüllt war, war sein Körper nackt. Flieger trugen keine Kleider. Erstaunt stellte Dark fest, daß sie nichts zu verhüllen hatten. Offenbar waren sie ebenso kompliziert konstruiert wie ihr eigenes Volk.
    Häher sagte nichts; er schwieg so lange, daß Dark wachsendes Unbehagen empfand. Sie richtete sich auf und schaute in den Himmel. Das Suchflugzeug zog noch immer geräuschvoll seine Kreise.
    „Dürfen sie das?“
    „Wir haben keine Möglichkeit, sie so schnell daran zu hindern. Wir können protestieren. Zweifellos hat das schon jemand getan.“
    „Ich könnte ihnen eine Botschaft senden“, sagte sie verdrossen.
    Dafür war ihr Funkstrahl schließlich da, wenngleich die Botschaft nicht die Informationen enthalten würde, die sie den Planungen nach hätte senden sollen.
    „Wir haben unsere Versammlung beendet“, sagte Häher.
    „Oh. So nennt ihr das also?“
    Dark erwartete ein Lächeln oder einen Scherz, aber Häher sprach ganz ernsthaft weiter.
    „So halten wir hier unsere Beratungen ab.“
    „Beratung …!“ Sie ließ sich wieder nach vorn fallen, und ihre Klauen gruben sich in den Boden. „Ihr seid zusammengekommen, ohne mich sprechen zu lassen? Du hast mir gesagt, ich sollte dich bei Sonnenuntergang erwarten!“
    „Ich habe für dich gesprochen“, sagte Häher sanft.
    „Ich bin hergekommen, um für mich selber zu sprechen. Und ich bin gekommen, um für meine Art zu sprechen. Ich habe dir vertraut …“
    „Es war die einzige Möglichkeit“, sagte er. „Wir versammeln uns nur am Himmel.“
    Dark unterdrückte eine zornige Entgegnung. „Und was ist eure Antwort?“
    Häher setzte sich unvermittelt auf den harten Boden, als könnte er das Gewicht seiner Flügel auf seinen zierlichen Beinen nicht länger tragen. Er zog die Knie an die Brust und umschlang sie mit den Armen.
    „Es tut mir leid.“ Die Worte brachen wie ein Seufzer, wie ein Stöhnen aus ihm hervor.
    „Ruf sie her“, sagte Dark. „Flieg ihnen nach, finde sie, sag ihnen, sie sollen kommen und mit mir sprechen. Ich lasse mich nicht von Leuten abweisen, die mir nicht einmal gegenübertreten wollen.“
    „Das wird nichts helfen“, sagte Häher unglücklich. „Ich habe für dich gesprochen, so gut ich konnte, und als ich sah, daß ich sie nicht überzeugen konnte, versuchte ich, sie herzubringen. Ich habe gebettelt. Aber sie wollten nicht kommen.“
    „Sie wollten nicht kommen …“ So hatte sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt, damit man es hier wie ein Nichts abtat. „Das verstehe ich nicht“, flüsterte sie.
    Häher streckte den Arm aus und berührte ihre Hand. Sie konnte immer noch, trotz Panzer und Klauen, als Hand gelten. Hähers Hand war ebenfalls klauenförmig, aber sie war zierlich und feingliedrig, und Adern schimmerten bläulich durch die durchscheinende Haut. Dark zog ihren allzu massigen Arm weg.
    „Du verstehst nicht, Kleine?“ sagte Häher traurig. „Ich war so viel anders, bevor ich ein Flieger wurde …“
    „Das war ich auch“, entgegnete Dark.
    „Aber du bist stark, und du bist fertig. Du könntest morgen gehen, ohne weitere Änderungen und ohne weitere Schmerzen. Aber ich muß noch ein Stadium
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher