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Feuer / Thriller

Feuer / Thriller

Titel: Feuer / Thriller
Autoren: Karen Rose
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riss sich los. »Lass mich.«
    Albert schüttelte den Kopf. »Gib ihnen noch eine Minute.«
    Endlich flog die Tür auf, und Eric und Joel stolperten keuchend heraus. Mary und Albert hasteten ihnen entgegen und zogen sie von dem Neubau fort.
    »Du verdammter Vollidiot«, fauchte Eric, nach Atem ringend. »Deinetwegen wären wir fast draufgegangen!«
    Joel sank auf die Knie. Er hustete und schnappte krampfartig nach Luft, dann blickte er mit Entsetzen auf. »Aber sie wird sterben.«
    Mary und Albert sahen einander schockiert an. »Wer wird sterben?«, fragte Albert.
    Joel kam wieder auf die Füße. »Ein Mädchen. Sie ist da drin gefangen. Wir müssen sie rausholen.« Er machte einen Satz auf das Gebäude zu. »Verdammt«, schrie er, als Eric und Albert ihn zurückhielten. »Lasst mich los!«
    Mary umfasste Joels Gesicht. »Da ist jemand drin?« Sie warf Eric panisch einen Seitenblick zu. »Ihr habt gesagt, dass niemand da drin sein würde. Dass es ganz sicher sei.«
    »Es darf auch niemand da drin sein«, presste Eric durch zusammengebissene Zähne hervor. »Joel hat gar nichts gesehen. Lasst uns abhauen, bevor jemand den Rauch bemerkt und die Feuerwehr ruft.«
    »Sie ist da drin«, wiederholte Joel. Seine Stimme klang nun hysterisch. »Ich
hab
sie gesehen. Schaut doch!«
    Sie sahen hinauf, er folgte der Blickrichtung durch das Objektiv, und als die vier entsetzt aufkeuchten, sah er sie ebenfalls. Das Mädchen schlug mit den Fäusten gegen das Panoramafenster, das sich nicht öffnen ließ. Sie war jung, noch ein Teenie, und ihr Mund war zu einem Schrei aufgerissen, den niemand hören konnte. Noch während sie hinsahen, schien die Kraft des Mädchens zu erlahmen, und sie presste das Gesicht gegen die Scheibe. Dann glitten ihre Handflächen mit einem Mal an der Scheibe nach unten und außer Sicht.
    Joel versuchte ein letztes Mal, sich loszureißen. »Sie wird da oben sterben. Ist euch das etwa egal? Es sollte niemand verletzt werden. Lasst mich los. Ich muss sie da rausholen!«
    Mary packte ihn am Haar. »Hör auf! Wenn du da reingehst, seid ihr beide tot.«
    Joel hatte zu schluchzen begonnen. »Dann ruf die 911. Bitte! Verdammt, tu es!«
    »Hör mir zu.« Marys Stimme klang eindringlich und leise. »Wenn wir die Feuerwehr rufen, gehen wir alle ins Gefängnis. Gefängnis, Joel. Das kommt nicht in Frage. Also hör jetzt auf.«
    Aber Joel wollte nicht hören. Er wehrte sich, trat nach den anderen und versuchte verzweifelt, sich zu befreien. Hinter ihm nickte Eric mit grimmiger Miene Albert zu. Albert zog den Knüppel aus der Tasche, und kurz darauf sackte Joel in sich zusammen. Genau wie der Wachmann zuvor.
    »Verschwinden wir«, sagte Eric gepresst. Er und Albert hievten Joel hoch und trugen ihn durch die Bäume zu ihrem Wagen, den sie dort geparkt hatten.
    Mary sah noch einmal hinauf zu dem Fenster, an dem niemand mehr zu sehen war. »Mist«, zischte sie, dann lief sie los, überholte die Jungen und zerrte den Maschendrahtzaun auseinander, in den sie ein Loch geschnitten hatten. »Schnell. Schiebt ihn durch.«
    Na, so was.
Er senkte die Kamera und sah den Rücklichtern des Autos hinterher. Das war weit aufregender gewesen, als er gedacht hatte. Einfache Brandstiftung hätte ihm auf Jahre hinaus viel Erpresserspaß beschert. Aber ein Mord übertraf Brandstiftung und so gut wie alles andere auch. Er hatte einige Klienten, die dem zustimmen würden.
    Rasch packte er die erste Kamera und das Stativ ein. Rauch stieg auf, und er hörte das Bersten der ersten Scheiben. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Feuerwehr eintraf.
Aber dann bin ich schon weg.
Er schulterte seinen Rucksack und war schon im Begriff, um das Gebäude herum zum See zu laufen, wo er sein Boot am Steg befestigt hatte.
    »Sie da! Anhalten!« Die Stimme war dünn und kraftlos, aber er hörte sie. Er wirbelte herum und fand sich dem Wachmann gegenüber, der benommen auf ihn zuwankte. Blut sickerte aus einer Wunde an seinem Schädel. Albert hatte offenbar nicht fest genug zugeschlagen. Der Mann hielt ein Funkgerät in der einen, eine Pistole in der anderen Hand. »Stehen bleiben, oder ich schieße. Ich tu’s wirklich.«
    Heute nicht mehr, Opa.
Gelassen zog er seine eigene Waffe und feuerte. Ungläubig öffnete der Wachmann den Mund. Dann sank er auf die Knie und brach zum zweiten Mal an diesem Abend zusammen.
    »Du wärst besser liegen geblieben«, murmelte er. Er lief zu seinem Boot und warf den Rucksack hinein. Der Motor erwachte schnurrend zum Leben.
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