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Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature

Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature

Titel: Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
Autoren: Christine Feehan
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lebendigem Leib die Haut abgezogen hätten. Aus den einstmals raubeinigen, kräftigen Halbstarken waren großartige Männer geworden. Vater Gallagher konnte sich nicht erklären, warum Saria sich nicht an Remy wandte, der seit dem Tod des Vaters vor ein paar Jahren das Familienoberhaupt war.
    »Muss ich mir Sorgen um dich machen, Saria?«, fragte er noch leiser und presste das Ohr ans Gitter. Bei jedem anderen hätte er die Situation für absurd und lächerlich erklärt, doch Saria musste er ernst nehmen.
    »Draußen im Bayou geht etwas Schlimmes vor, Vater, aber die Polizei kann ich nicht rufen. Wir brauchen jemand anders. Wenn Sie diesen Brief hier herausschmuggeln können, ohne dass einer davon erfährt, kann dieser Jemand sicher etwas unternehmen. Bitte, Vater Gallagher, tun Sie mir den Gefallen.«
    »Ich verspreche, dass ich niemandem davon erzähle, es sei denn «, betonte der Pfarrer, »ich halte es für nötig, um dein Leben zu retten.«
    Wieder blieb es eine Weile still. Dann raschelte Papier. »Das ist eine faire Abmachung. Bitte seien Sie vorsichtig, Vater«, flüsterte Saria und schob einen flachen Umschlag durch die Gitteröffnung. »Niemand darf Sie damit sehen. Weder in der Gemeinde noch in der Stadt. Sie müssen ihn weit wegbringen, ehe Sie ihn in die Post geben.«
    Als Vater Gallagher den Brief entgegennahm, stellte er fest, dass der Umschlag versiegelt war. »Bete drei ›Gegrüßet seist du, Maria‹ und das Vaterunser«, trug er Saria leise auf, um sie daran zu erinnern, dass sie weiterhin so tun musste, als ob sie gebeichtet hätte, selbst wenn sie gar keine Sünden zu bekennen hatte. Dann wartete er, doch Saria sagte nichts mehr, also segnete er sie und steckte den Umschlag in seine Robe.
    Saria bekreuzigte sich und verließ den Beichtstuhl, ging in die erste Reihe und kniete sich vor den Altar. Auch einige andere Mitglieder der Gemeinde hielten sich in der Kirche auf, und sie schaute sich verstohlen um, um zu sehen, ob jemand davon ihr gefolgt sein könnte. Aber niemand kam ihr verdächtig vor, auch wenn das nichts heißen wollte. Die meisten Menschen, die sie kannte, gingen zur Kirche und konnten ihren Besuch ähnlich begründen wie sie.
    Ganz in der Nähe steckten die Lanoux-Zwillinge gerade Kerzen an. Dion und Robert hatten kürzlich ihre Großmutter verloren, was ihre Anwesenheit hinreichend erklärte. Beide hatten einen untersetzten, kräftigen Körperbau und dichte, schwarze Locken. Die attraktiven Männer galten in der Gemeinde als Frauenhelden, doch Saria hatte die Erfahrung gemacht, dass sich hinter den forschen Draufgängern echte Gentlemen verbargen, und sie mochte die zwei.
    Armande Mercier saß neben seiner Schwester Charisse in der vorletzten Reihe und wartete unruhig, während Charisse andächtig betete. Ihr Kopf war gesenkt, ihre Augen geschlossen und ihre Lippen bewegten sich, doch zweimal, als Armande tief aufseufzte und sich den Hemdkragen lockerte, warf sie ihm einen scharfen Blick zu. Armande blickte zu Saria herüber und dann schnell wieder weg, was untypisch für ihn war, denn er war der wahrscheinlich größte Schürzenjäger weit und breit. Saria fand ihn selbstsüchtig, aber charmant, und er wachte fürsorglich über seine Schwester, der Saria sehr nahestand. Sarias Brüder spendierten Armande oft ein Bier, wenn er in ihre Bar kam; sie hatten Mitleid mit ihm, weil er sich um eine tyrannische Mutter und eine extrem scheue Schwester kümmern musste.
    Die zwei älteren Damen weiter hinten waren Saria ebenso bekannt wie der ältere Mann, Amos Jeanmard, der in einer Ecke saß und seinen Spazierstock neben sich stehen hatte. Sie war mit seiner Tochter Danae zur Schule gegangen und kannte auch seinen Sohn Elie, der ein paar Jahre älter war. Sie kannte alle, so wie die anderen sie kannten. Alles Angehörige einer der sieben Familien, die am Rande des Sumpfes lebten, und sie waren immer gute Freunde und Nachbarn gewesen. Saria war in ihren Häusern ein und aus gegangen und zu Gast auf ihren Hochzeiten und Beerdigungen gewesen. Die anderen unterstützten sie, indem sie im Geschäft ihrer Familie ihre Angelausrüstung und ihre Lebensmittel kauften. Viele von ihnen waren Stammkunden in dem kleinen Laden und der Bar, die der Familie Boudreaux gehörten. Doch nun jagten sie ihr Angst ein. Sie war ja sogar schon so weit, dass sie Angst vor ihrer eigenen Familie hatte.
    Saria machte das Kreuzzeichen und verließ die Kirche; sie wollte fort sein, ehe Vater Gallagher aus dem
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