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Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature

Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature

Titel: Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
Autoren: Christine Feehan
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zog vier tiefe Kratzer über ihren Rücken, von den Schulterblättern bis zur Taille.
    Ihr war, als erwachte tief in ihr etwas Wildes. Ein Adrenalinstoß rauschte wie eine Droge durch ihre Adern und verlieh ihr Kraft und Energie, eine unglaubliche Stärke. Sie bäumte sich auf und schaffte es, die Beine so weit anzuziehen, dass sie gerade genug Platz hatte, um sich ein wenig zu drehen. Gleichzeitig riss sie das Messer hoch und zielte auf die Halsschlagader des Raubtiers.
    Der Leopard riss die Vorderpfote hoch, drückte sie mit seinem schweren Körper zu Boden, packte mit den Fingern, die zu Sarias Entsetzen aus den großen Pranken kamen, nach ihrem Handgelenk und presste ihren Arm zurück in den Matsch. Diese menschliche Hand, die aus dem Leopardenkörper wuchs, machte ihr die größte Angst. Das war grotesk und falsch und alles andere als romantisch, wie sie als kleines Mädchen gedacht hatte. Doch gleichzeitig regte sich etwas in ihr, das ihre Angst beiseitefegte und sie zornig aufbegehren ließ.
    Wütend starrte sie den Leoparden an. Irgendetwas in ihrem Innern war hell empört, dass er es wagte, sie anzufassen. Ihre Haut juckte und der Kiefer tat weh. Ihr ganzer Körper schmerzte, wahrscheinlich wegen des heftigen Stoßes, mit dem das Raubtier sie zu Boden gerissen hatte.
    »Mach schon«, stieß sie hervor, und versuchte, nicht zu schluchzen, während sie vor Angst und Zorn bebte. »Tu’s einfach.«
    Der Leopard hielt sie mit seinen dicken Pranken nieder und ließ seinen Atem wieder über ihren Nacken streifen. Saria schloss die Augen und wartete auf den tödlichen Biss. Anders als die meisten Großkatzen zogen Leoparden es vor, ihre Opfer bei der Kehle zu packen, bis die Beute erstickt war. Zögernd, beinahe widerwillig, gab das große Raubtier sie frei. Sie spähte unter ihren Wimpern hervor und sah, wie es sich langsam aufrichtete, eine leise Tatze nach der anderen, ohne sie auch nur eine Sekunde aus den gelbgrünen Augen zu lassen.
    Saria wagte es nicht, sich zu rühren, sie hatte Angst, das Tier erneut zu reizen. Noch lange nachdem es im Nebel verschwunden war, lag sie zitternd am Boden und ließ ihren Tränen freien Lauf. Das Aufsetzen tat sehr weh, ihr Rücken stand in hellen Flammen, doch der Regen linderte den heißen Schmerz. Die Bisswunde an ihrer Schulter blutete. Im Sumpf waren Infektionen lebensbedrohlich. Einen Arzt konnte sie nicht aufsuchen, und wenn sie zur treateur ging, der Heilerin bei den Cajuns, was sollte sie dann sagen? Dass sie im Zypressenhain direkt vor der Stadt von einem Leoparden angefallen worden sei? Die Frau würde sie ins Irrenhaus schicken.
    Saria saß im Regen und lauschte. Die normalen Geräusche der Nacht hatten schon wieder eingesetzt, und was immer sich in ihr geregt hatte, es hatte sich gelegt. Einige lange Minuten blieb sie noch im strömenden Regen sitzen und weinte. Plötzlich krampfte ihr Magen, sie erhob sich mühsam auf Hände und Knie und musste immer wieder würgen.
    Sie war eine Boudreaux, von Geburt an hatte man ihr eingebläut, Außenstehenden nicht zu trauen. Ihre Familie hatte Geheimnisse, und sie war von der Welt abgeschnitten. Natürlich konnte sie den Fluss verlassen – aber ein anderes Leben kannte sie nicht. Wo sollte sie hingehen? An wen konnte man sich wenden? Langsam hob Saria den Kopf und sah sich um.
    Dies war ihre Heimat: der wilde Fluss, die Bayous und Seen, die Sümpfe und Marschen. In der Stadt bekam sie keine Luft. Mit dem Ärmel wischte sie sich den Dreck aus dem Gesicht, und die Bewegung jagte eine Stichflamme über ihren Rücken, setzte ihre Schulter in Brand. Wieder spürte sie ihren Magen. Saria unterdrückte ein Schluchzen und schob sich mit zitternder Hand auf die Füße. Sie war erschöpft. Sie stolperte zurück zum Steg, jeder Schritt fiel ihr schwer. Sie sorgte sich, ob der Leopard irgendetwas in ihrem Rücken zerbrochen hatte.
    Saria kam nur mit Mühe in die Piroge und holte mehrmals tief Luft, ehe sie nach der Stange griff, mit der sie das Boot abstoßen musste. Bei jeder Bewegung brannten ihre Rückenmuskeln wie Feuer. Als sie das flache Boot vom Steg wegschob, schaute sie zum Hain zurück und ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Rote Augen starrten durch den Nebel. Er beobachtete sie immer noch. Sie lenkte das Boot in die Strömung, ließ sich von ihr flussabwärts tragen und erwiderte den Blick trotzig. Plötzlich verschwanden die roten Augen und für einen Moment sah sie die große Katze in weiten Sprüngen durch die Bäume
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