Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature

Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature

Titel: Feuer der Wildnis - Feehan, C: Feuer der Wildnis - Savage Nature
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
erreichte, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie hielt am Treppenabsatz inne, um ihr Haar mit dem Spitzenschal zu bedecken, der ihrer Mutter gehört hatte, drehte sich um und überblickte die Straße. Malerische Gaslaternen, die im Nebel in einem seltsamen Gelb leuchteten, erhellten sie. Saria spürte, wie Augen auf ihr ruhten, konnte aber nirgends jemanden entdecken, dessen besonderes Interesse ihr galt.
    Sie kehrte der Straße den Rücken und stieg die Stufen empor. Der stechende Blick, den sie zwischen ihren Schulterblättern spürte, sorgte dafür, dass sich ihre Nackenhaare aufstellten. Mit klopfendem Herzen zog sie die Tür auf und trat ein. Im Innern der Kirche herrschte nur schwaches Licht. Schatten hingen an den Wänden und bildeten dunkle Täler zwischen den verwaisten Bänken. Saria tauchte die Finger ins Weihwasser und bekreuzigte sich, dann ging sie langsam zum Beichtstuhl. Die Standbilder starrten mit traurigen, leeren Blicken auf sie herab. Seit sie die erste Leiche gefunden hatte, war sie mehrfach in der Kirche gewesen, doch sie schaffte es nicht, ihr Geheimnis zu verraten – nicht einmal Vater Gallagher –, und nicht einmal jetzt, nachdem sie noch zwei gefunden hatte.
    Sie fühlte sich schuldig, natürlich, obwohl sie versucht hatte, Hilfe zu holen, doch das hatte sie nur in Gefahr gebracht. Nun war der Priester ihre einzige Hoffnung – falls sie diesmal den Mut fand, sich ihm anzuvertrauen. Saria wartete, bis sie an der Reihe war, schloss die Beichtstuhltür und kniete sich auf das bereitgestellte Polsterbänkchen. Dann senkte sie den Kopf.
    Das Zwielicht und das Gitter in der Trennwand des düsteren Beichtstuhls hinderten Vater Gallagher daran, das Pfarrkind zu erkennen, das soeben in die kleine Kabine gekommen war. Ein Hauch von Lavendel und wildem Honig verriet ihm, dass es sich um eine Frau handelte. Der Duft war sehr schwach, doch in der drückenden Hitze des Beichtstuhls eine willkommene Abwechslung nach all dem Schweißgeruch, der manchmal fast Übelkeit erregend war.
    »Vater«, wisperte eine Stimme.
    Alarmiert von dem verzweifelten Unterton beugte der Pfarrer sich vor. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, echte Angst zu erkennen.
    »Ich bin’s, Saria«, fuhr die Stimme fort.
    Vater Gallagher kannte die junge Frau von Kindesbeinen an. Sie war klug und intelligent und neigte nicht zu Fantastereien. Er hatte sie immer als fröhliches, hart arbeitendes Mädchen gekannt, vielleicht zu hart arbeitend. Sie stammte aus einer großen Familie, wie viele der Cajuns, die in seine Kirche kamen, doch vor einigen Jahren hatte sie aufgehört, zum Gottesdienst und zum Beichten zu gehen. Seit ungefähr sechs Monaten kam sie nun wieder zur Beichte – aber nicht zur Messe – , und zwar regelmäßig einmal die Woche, jedoch ohne irgendetwas Wichtiges zu bekennen, das sie plötzlich dazu bewogen haben könnte, in den Schoß der Kirche zurückzukehren. Ihr Flüstern brachte ihn auf den Gedanken, dass es vielleicht einen anderen Grund gab, der sie zu ihm trieb.
    »Alles in Ordnung, Saria?«
    »Ich muss Ihnen einen Brief geben, Vater. Er darf nicht in dieser Gemeinde in die Post gelangen. Das habe ich schon versucht, und er ist abgefangen worden. Man hat mich bedroht. Können Sie ihn irgendwie anders hier herausbringen?«
    Vater Gallagher war besorgt. Saria musste in großen Nöten sein, wenn sie ihn um etwas Derartiges bat. Aus seiner langjährigen Erfahrung wusste er, dass die Menschen im Bayou und an den Ufern des Flusses in großen Familien lebten, in denen man hart arbeitete und seine Sorgen meistens für sich behielt. Saria musste verzweifelt sein, wenn sie sich an ihn wandte.
    »Bist du zur Polizei gegangen?«
    »Ich kann nicht. Und Sie auch nicht. Bitte, Vater, tun Sie’s einfach und vergessen Sie’s dann wieder. Sagen Sie es nicht weiter. Sie können niemandem trauen.«
    »Remy ist doch Polizist, nicht wahr?« Vater Gallagher wusste, dass Sarias ältester Bruder vor Jahren zur Polizei gegangen war. Er verstand ihr Zögern nicht, doch ihm schwante Böses. Seine Frage blieb unbeantwortet. Vater Gallagher seufzte. »Gib mir den Brief.«
    »Ich brauche Ihr Wort als Mann Gottes, Vater.«
    Der Priester runzelte die Stirn. Das Mädchen neigte auch nicht zum Übertreiben. Diese seltsame Unterhaltung war völlig untypisch für jemanden mit einem so sonnigen Naturell. Saria war nicht besonders furchtsam. Und sie hatte fünf sehr große Brüder, die wahrscheinlich jedem, der ihr zu nahetrat, bei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher