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Feuchtes Verlangen - Wie alles begann

Feuchtes Verlangen - Wie alles begann

Titel: Feuchtes Verlangen - Wie alles begann
Autoren: Julia Fessel
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gelangte er zum sexuellen Höhepunkt.
    Binnen weniger Tage kam die ganze Wahrheit ans Licht. Seine Anwaltskollegen und er feierten ihren Geschäftsabschluss im Bordell. Nicht zum ersten Mal, wie sich schnell herausstellte. Markus’ Vorlieben waren speziell, gaben seine Begleiter zu Protokoll. Er ließ sich gerne fesseln, nahm schon mal mehrere Damen mit aufs Zimmer und bekam in einem Etablissement in den USA sogar Hausverbot. Offenbar geriet das Liebesspiel in Shanghai außer Kontrolle. Die Latex-Maske, welche sein Ersticken simulieren sollte, brachte ihn um. Die geschockte Domina brannte durch, statt Hilfe zu holen. Erst zwei Stunden nach Eintritt des Todes wurde sein lebloser Körper entdeckt. Die Polizei in Shanghai und Spezialisten des Auswärtigen Amtes ermittelten, doch die Domina blieb verschwunden. Den lieben Anwälten fiel nichts Besseres ein, als ihre Beziehungen spielen zu lassen, um die offizielle Begründung in Richtung »Herzinfarkt im Büro« zu drehen.
    Das alles war Lina nicht mehr wichtig. Ihr Mann war tot, und er war ein Schwein. Nicht, weil er spezielle Bedürfnisse hatte, sondern weil er sie zu Hause vertrocknen ließ, während er seine Neigungen wie ein Hai im Karpfenteich auslebte. Kein Wunder, dass er immer müde war, dachte Lina. Die Missionarsstellung, die sie praktizierten, musste ihm wie eine lästige Pflichtübung vorkommen.
    ›Warum hat er nie was gesagt? Hat er sich geschämt? Lack und Leder, Masken und Fesseln – vielleicht hätte es mir ja Spaß machen können!‹, wütete Linas innere Stimme. Sie biss die Zähne fester zusammen und begleitete den Leichnam ihres Mannes auf seinem letzten Weg.
    Der Sarg wurde abgesenkt, und die Trauergäste verabschiedeten sich mit Weihwasser, Rosen und dem symbolischen Schäufelchen Erde. Ein bebendes  Amazing Graze  hielt die bedrückende Stimmung am Köcheln. Lina stand an der Spitze der nächsten Verwandten, und ein Trauergast nach dem anderen sprach sein Mitgefühl aus. Sie war erleichtert, dass Markus’ Kollegen davon absahen, zu kondolieren. Es wäre auch nicht gesund für sie gewesen.
    Ihr wurde übel, als sie an den Leichenschmaus dachte, der nun am Programm stand.
     
     

KAPITEL 3
    Als die letzten Gäste das Anwesen gegen acht Uhr verlassen hatten, kehrte endlich Ruhe ein. Nur Sandra blieb. Es war Leb’sche Tradition, sich nach der Beerdigung von Familienmitgliedern in deren Haus zu treffen, und den Hinterbliebenen »beizustehen«. Ein Catering kümmerte sich um die Verpflegung, sodass Lina nichts weiter tun musste, als die grässlichen Wünsche und Hilfsangebote der Trauergäste zu ertragen, und ihre unendliche Wut auf Markus zu verstecken. Sie spürte die Missgunst ihrer Schwiegereltern. Als Alleinerbin hatte sie Anspruch auf das Anwesen, in dem Markus und Lina ihre fünf Ehejahre verbrachten. Da ihr Mann außerordentlich gut verdiente, war sie für den Rest ihres Lebens versorgt, vom Erbe ihrer Schwiegereltern ganz abgesehen. Sie hasste es, auf diese Tatsache aufmerksam gemacht zu werden, denn es würde sie wohl kaum glücklich machen, bis an ihr Lebensende in diesem Trauerkasten zu sitzen, und die Witwe von Leb zu spielen.
    Ihre Freundin Sandra war am Vorabend der Beerdigung aus Hamburg angereist. Ihr Retourflug ging am nächsten Tag, und sie nahm Linas Angebot, bei ihr zu übernachten, gerne an. Die Kunstmalerin zog vor drei Jahren in die Hafenstadt, »weil ich dort besser hinpasse«, meinte sie damals. Offensichtlich bekam ihr die Luftveränderung wirklich gut, denn sie sah so knackig aus wie eh und je, nur einen Tick brauner, trainierter und glücklicher. Nun waren sie alleine in einem Gebäude mit fünf Schlafzimmern, Sauna, Whirlpool, zehntausend Quadratmetern Rasen, einer überdimensionierten Garage mit fünf Nobelkarossen und einem vergoldeten Briefschlitz.
    »Wie geht es dir?«, erkundigte sich Sandra, während sie ihre flache Hand auf Linas Rücken legte.
    »Na ja, ziemlich viel auf einmal!«, antwortete Lina.
    »Tut mir echt leid für dich. Du siehst müde aus. Kein Wunder. Bei der grässlichen Verwandtschaft...«
    »Frech, aber voll ins Schwarze getroffen, Sandy. Darf ich dir noch einen Schluck einschenken?«
    »Ja gerne. Der Wein ist echt supergut.«
    Lina verteilte den Rest der angebrochenen Flasche auf zwei neue Gläser.
    »Wollen wir uns nicht setzen?«
    Sie ließen sich auf der Wohnzimmercouch nieder. Lina sehnte sich nach Ablenkung.
    »Erzähl mal, Sandy. Wie läuft es bei dir?«
    »Bin zufrieden. Hamburg ist
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