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Feuchtes Verlangen - Wie alles begann

Feuchtes Verlangen - Wie alles begann

Titel: Feuchtes Verlangen - Wie alles begann
Autoren: Julia Fessel
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und Jeans. Die Frage nach Slip oder BH stellte sich nicht. Diese Kleidungsstücke schienen in Sandys Welt nicht zu existieren. Jeans fühlten sich ohne Slip noch besser an, stellte Lina fest. Solidarisch tat Sandy es ihr nach, obwohl sie sich lieber luftiger angezogen hätte, wie sie Lina gestand. Die Nippelpiercings zeichneten sich deutlich auf Sandras prall gefülltem Top ab. Ungeschminkt verließen sie das Haus und stiegen in Sandras MX5. Die Sonne brachte die Temperaturen über 20 Grad, und das schrie nach »oben ohne«, was das Auto betraf.
    Sandra drehte mit ihrer Busenfreundin eine kleine Runde im Hafen. Lina gefiel, was sie sah.
    »Fisch?«
    »Gerne! Wenn ich schon hier bin… Aber ich bezahle!«
    »Na, dann«, sagte Sandy mit rätselhaftem Grinsen und wendete.
    10 Minuten später saßen sie auf der Lindenterrasse des Hotels Louis C. Jacob, direkt an der Elbe. Sie waren underdressed, und das Personal fragte sich gerade, ob die beiden Nutten sich verlaufen hätten, als Lina ihre Platinum Card zückte und dezent am Tisch platzierte.
    Sie waren Königinnen. 
    »Jetzt komm, was war los gestern?«, gierte Sandra nach Neuigkeiten, während sie Fisch und Weißwein genossen.
    »Lange Geschichte. Kurzversion: Scheißtag. Also,…«
    Lina weihte Sandra in alle Details ein. Das alte Paar, das neben ihnen saß, schien noch so gut zu hören, um ihr Gespräch zu beenden und die Ohren zu spitzen, als sie mit der missglückten Massageszene anfing. Vor ein paar Tagen hatte sie ihr desaströses Eheleben vor Sandy ausgerollt, nun fügte sie hinzu, wie sehr sie sich nach einem starken Mann sehnte.
    »Kenn ich. Der Hengst-Typ ist aber schon so was von überfällig! Der kann dir helfen und reicht gleich für ein paar Tage«, fasste Sandy zusammen. »Doch Vorsicht: Du wirst einen ganzen Tag lang rumlaufen wie Wyatt Earp , nachdem er das Tal des Todes durchritten hat.«
    Die Oma am Nebentisch bekam rosige Wangen. Lina lachte und fragte sich, ob sie Sandra je von ihrer galaktischen Reiterfantasie erzählt hatte? Nein, es war wohl eher ein Zufallstreffer. Jedenfalls schien ihr das tiefe Bedürfnis nach Mr. Big ebenfalls vertraut zu sein.
    »Das wäre mir nur recht. Ich will das Leben spüren. Na ja, wird sich schon finden.« 
    »Wird sich schon finden«, ließ sich Sandy auf der Zunge zergehen, und konnte ihr schelmisches Grinsen nur mühevoll vor Lina verstecken.
    »Was?«
    »Ach nichts. Sag mal, wie findest du meine neue Bleibe?«
    »Die Wohnung ist wirklich schön. Viel ordentlicher als dein Jugendzimmer in Frankfurt. So viel Platz, und deine Bilder überall. Man spürt die Energie.«
    »Was sagst du zu den Bildern?«
    »Sie sind ... wie soll ich das ausdrücken ... wirklich gut, teilweise echt extrem. Ich habe in ihnen dein Bett erkannt. Du malst sie im Schlafzimmer?«
    »Liegt nahe, oder?«
    »Wie kann ich mir das vorstellen?«
    »Hier in Hamburg ist das alles ganz locker. In meiner Clique gibt es viele Menschen, die Sex genauso lieben wie ich. Sie stehen mir Modell, wenn sie denn stillhalten können. Sie nehmen ihre Position ein, vereinigen sich, sie nimmt sein Ding in den Mund, stecken sich dies und jenes hinten und vorne rein und so, und ich fange das Geschehen ein. Länger als ein paar Minuten hält das niemand aus. Es beginnt mit leichten Bewegungen, um die Erektion zu halten, gefolgt von wildem Gerammel. Menschen sind Tiere, aber echt. Hormone und Instinkte. Manchmal mache ich mit und hab eine Kamera mit Fernbedienung am Bett, um später zu malen, manchmal reduziere ich meine Rolle auf die Künstlerin. Beim Malen bin ich übrigens immer nackt. Man kann ja nie wissen, wann General Muschi zum Angriff bläst.«
    Der Greis neben ihnen rückte seinen Stuhl und zog sich die Hose gerade. Zuletzt hatte er 1955 mehr Farbe im Gesicht. Und da war Karneval.
    »Das ist alles sehr ungewohnt für mich.«
    »Ach komm, Lina. Wir sind jung und haben das Leben noch vor uns. Menschen quälen sich, ihren Partnern treu zu sein. In meinem Freundeskreis haben wir die Beziehungskiste gesprengt, und wir stillen unser Verlangen in vollen Zügen. Und ich verdiene Geld mit Sex, ohne die Beine breitmachen zu müssen. Wie oft das in Hamburg wohl klappt? Auf unser Leben!«
    Sie prosteten sich zu. Sandy sprach Lina aus der Seele. Ihre Freundin lebte die Freiheit, die sie sich selbst so wünschte, doch freiwillig unterdrückte, weil sie dachte, jemand anderem damit gefallen zu müssen. Sie war neugierig und wollte tiefer in Sandras Leben eintauchen.
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