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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Seide, mit einer sauber geschärften Pfeilspitze aus bestem Eisen, schwer und solide, grün und blau von der Härtung, die das Blut eines Wendehalses spritzen lässt... «
    Die bewaffneten Clans des gesamten Zwergenvolkes hatten sich dort zu einem heiligen Krieg versammelt, Soldaten, Jäger und sogar Frauen, die hoch oben auf schweren, von Ponys gezogenen Wagen thronten und aus Leibeskräften auf bronzene Trommeln einhieben, bum, bum, im langsamen Marschrhythmus der Armee.
    »... Stellt euch vor, ich hätte meinen Fuß auf ein Grasbüschel gesetzt, den Rücken an den Stamm einer Birke gelehnt, der Wind bliese mir ins Kreuz, um mich herum strahlender Sonnenschein, und das Mädchen, das ich mehr ab alle anderen liebe, stünde ganz dicht bei mir, um mir in die Augen zu sehen ... «
    Der Rest des Gesangs war nicht mehr zu hören, er ging un ter im Gebrüll der Soldaten links und rechts von den geschlossenen Reihen der Bogenschützen. Dann erklang das Grauen erregende Knurren, als die Zwerge das Schwert von Nudd im Herzen der feindlichen Linien funkeln sahen. Nun fingen sie an zu rennen. Und die Erde erbebte unter ihrem schweren, dröhnenden Trappeln.
    Der erste Schwarm Pfeile verdunkelte den Himmel und prasselte gleich einem Gewitterhagel nieder. Noch bevor die ersten Geschosse die Menge der bärtigen kleinen Krieger getroffen hatten, legten die Bogenschützen bereits einen neuen Pfeil auf, zielten, spannten den Bogen, krümmten den Rücken und streckten die Brust heraus; der Daumen der rechten Hand, der den Pfeil hielt, berührte das Ohr oder den hinteren Rand des Kiefers einen Moment nur, und die Finger lösten sich und ließen die Sehne mit einem unbändigen Zischen vorschnellen, wieder und wieder. Zehn Pfeile pro Bogenschütze in weniger als einer Minute. Und Pellehun verfügte über ungefähr tausend Bogenschützen ...
    Die Zwerge schätzten den Einsatz von Pfeil und Bogen wenig. Selbst Schleudern benutzten sie, wenn überhaupt, nur zu Jagdzwecken. Als der surrende Schwarm von Pfeilen auf sie niederging, ballten sie die Fäuste um die Stiele ihrer Streitäxte, zogen die Köpfe ein wie bei Regen und rannten noch schneller über die Toten und die von Pfeilen durchbohrten Verletzten trampelten sie einfach hinweg. Das Banner, das Gorlois in die Erde gerammt hatte, wurde unter ihrem Ansturm herausgerissen, doch die Bogenschützen lancierten ihre Pfeile jetzt ganz flach und feuerten ganze Geschwader ab, die wie Peitschenhiebe in die Linien der Feinde prasselten, ihre Lederpanzer durchbohrten, ihr Fleisch durchstießen und die zorntrunkenen Krieger vor den entgeisterten Blicken der königlichen Armee auf die Erde nagelten. Einige Zwerge drangen bis zu den ersten Reihen der Bogenschützen vor, rasend vor Schmerz und Hass, und ein Hagel von Hieben ging nieder, als sie mit voller Wucht ihre zweischneidigen Äxte herabsausen ließen; sie bahnten sich scheußliche, blutbespritzte Schneisen, und schon griffen ihre Hände nach Caledfwch, dem Heiligen Schwert, als sich, auf einen Befehl Gorlois’ hin, die Reihen der Fußsoldaten teilten. Wie Wasser durch einen Deich, der plötzlich unter dem Andrang der Wellen nachgibt, stürmten die angreifenden Ritter in die Bresche herein und prallten auf die dezimierten Reihen der Zwerge. Lanzen gegen Äxte. Eisen gegen Leder.
    Nicht einer sollte an das Schwert herankommen.
     
     

 II 
Rhiannon
      
    E s war kühl unter dem Blätterdach der Bäume, größtenteils jahrhundertealten Eichen, deren dichtes Geäst nur feine Sonnenstrahlen durchließ, gleich schräg herein-
    ragenden Lanzen, die das Moos zwischen dem Unterholz in ein Schachbrett aus Licht und Schatten verwandelten. Es war kühl, und doch war der nackte Körper Llianes von einem dünnen Schweißfilm überzogen. Dies war nicht allein eine Folge der Wehen. Sie kamen noch in ziemlich großen Abständen und waren nicht allzu schmerzhaft. Nein, der Grund war ein anderer. Eine diffuse, Grauen erregende Empfindung, als stimmten Tausende Wesen ein schauerliches Geheul an, als geriete die Welt ins Wanken. Die Elfenkönigin, die auf einem Polster aus in der Sommersonne vergilbtem Farnkraut am Fuße einer Esche dem Baum der Fruchtbarkeit lag, stützte sich auf einen Ellbogen und suchte den Blick von Blodeuwez, der Heilerin. Das Kinn in die Luft gereckt, die Nase schnuppernd im Wind, runzelte die blonde Elfe die Brauen. Sie nahm ebenfalls jene ungewöhnlichen Schwingungen wahr.
    Es war ein seltsamer Anblick, sie so besorgt zu sehen.
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