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Festungsklause Saghon

Festungsklause Saghon

Titel: Festungsklause Saghon
Autoren: K. H. Scheer
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eigentliches Vorhaben zu erkennen gab, war längst zur Gewißheit geworden.
    Erschreckend war dabei, daß die breite Weltöffentlichkeit kei ne Ahnung von diesen Vorkommnissen hatte. Selbst die mit uns verbündeten Geheimdienste aus Europa, Asien, Rußland und Afrika zweifelten an unserer Auffassung.
    Mordanschläge, anarchistische Verbrechen aller Art und politische Wirrköpfe gehörten seit über fünfzig Jahren zur Tagesordnung.
    Diesmal war nach einhelliger Meinung der Abwehrchefs die GWA die Zielscheibe. Die Tatsache an sich wurde also durchaus richtig bewertet, nur verkannte man den tieferen Sinn der Aktionen.
    Relings angeblicher Tod war bedauert worden. Der Mord an den beiden Telepathen HC-9 und MA-23 wurde als Katastrophe aufgefaßt, wohl aber nur deshalb, weil die Tat während einer streng abgesicherten Konferenz der Internationalen Sicherheitskoalition geschehen war.
    Darüber hinaus waren Hannibal und ich so beliebt gewesen, wie zwei Menschen, die anderen Leuten die geheimsten Gedan ken entreißen konnten, eben beliebt sind. Man hatte uns gefürchtet und auch gehaßt.
    Seit einigen Minuten wußten wir endgültig, daß der Gegner al les auf eine Karte setzte.
    »Man glaubt, nicht mehr sehr viel Zeit zu haben«, sagte jemand.
    Die sonore Stimme riß mich aus meinen Gedanken. Arnold G. Reling, nach wie vor Oberbefehlshaber der GWA, stand vor den Großbildschirmen der Hauptschaltzentrale und betrachtete sich die Bilder von der Oberfläche.
    Das Axel-Heiberg-Land, eine der vielen Inseln im nördlichen Eismeer, bot keine Sehenswürdigkeiten.
    Die Radarantennen des Stützpunkts gehörten zu den Oberflächenbauwerken. Sie dienten zur Tarnung des fünfhundert Meter unter dem Boden beginnenden Hallen- und Stollensystems, in dem wir uns sofort nach dem Erkennen der Sachlage verkrochen hatten.
    Das war gut gewesen, denn PLATO, unser Gigantrechner im Washingtoner GWA-Hauptquartier, hatte uns durch die unauffällige Verlegung des HQs aus »der Sicht« verloren.
    Im Rechenraum nebenan bewegten sich weißgekleidete Menschen. Sie gehörten zu den Spitzenwissenschaftlern der GWA, waren von Washington abgezogen worden und unter dem ewigen Eis nahe der Gustav-Adolf-See verschwunden.
    Weit über uns standen die den Geheimdiensten der Welt bekannten Abwehranlagen mit ihren Raketensilos. Zur Zeit der politischen Wirren mit dem Osten hatte die Funkmeß- und Gegenschlagszentrale Smaragd eine wichtige Rolle gespielt. Nun diente sie nur noch zur Verheimlichung des wirklichen GWA-Hauptquartiers.
    Unsere Kommunikationsanlagen verbanden uns mit Hilfe der Orbitsatelliten mit der ganzen Welt. Wir waren infolgedessen durchaus nicht abgeschnitten, sondern so schlagbereit wie immer, allerdings mit dem Unterschied, daß wir in aller Stille operieren mußten. Die für die GWA gültigen Anweisungen kamen offiziell aus dem HQ-Washington. Tatsächlich aber war es zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft.
    Reling hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt. Er beobachtete nach und nach die verschiedenartigen Bildschirme. Auf einem erschien soeben die Südspitze des indischen Festlands. Ceylon tauchte langsam über der Kimm auf. Die Satellitenbilder waren farbig und dreidimensional. Sie wurden von einer bemannten Station geliefert.
    »Weshalb hat man nicht TERRA I oder eine andere, bemannte Großstation vernichtet?« überlegte er laut. »Warum nicht, Konnat?«
    »Sie besitzen keine marsianischen Ortungstaster für fünfdimensionale Aufrißfluten an Bord, Sir.«
    Er wandte den Kopf, musterte mich und schaute wieder zu den Schirmen hinüber.
    »Das ist eine Theorie wie hundert andere auch. Könnte es nicht sein, daß man TALTO nur deshalb angriff, weil es dort kei ne Menschen gab? Bewaffnete GWA-Spezialisten von höchstem Ausbildungsstand? Nun …?«
    »Nein!«
    »Nanu, warum so einsilbig?«
    Hannibal lachte, nahm die Füße von Relings Super-Schalttisch und setzte sich einigermaßen ordentlich hin.
    »Für einen toten Mann sind Sie reichlich lebendig, Chef«, mein te er in seiner respektlosen Art. »Sie sprechen nicht das aus, was Sie wirklich bewegt. Was soll der Unfug mit den Raumstationen? Wenn wir nicht gezielt handeln, wird die Menschheit bald keine mehr haben. Wenn doch, stehen sie unter dem Kommando des neuen Übermenschen, von uns Homo tyrannus genannt. Oder haben Sie den neuartigen Begriff schon wieder vergessen?«
    »Haben Sie Gedankenspionage betrieben, Utan?« wollte er wissen.
    »Ausnahmsweise nicht, Sir«, fiel ich ein. »Ich habe den
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