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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen
Autoren: J.Steven York
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Sache, und nichts kann diejenigen zurückholen, die dabei ihr Leben lassen. Aber es ist möglich, ihrem Opfer eine zusätzliche Bedeutung zu geben, wenn das hilft, unsere Republik in dieser Stunde der Not zu stärken.« Er beobachtete ihr Gesicht, als er die Republik erwähnte - und bemerkte keinerlei Reaktion. Möglicherweise war sie gar keine Loyalistin. Unter Umständen war sie vor allem auf ihre eigenen Interessen bedacht. Falls dem so sein sollte, war das eine gute Nachricht. Habgier und Selbstsucht ließen sich leicht ausbeuten. Er lächelte. »Falls ich in meinen Jahren etwas gelernt habe, dann die Tatsache, dass sich jede Katastrophe, ganz gleich wie entsetzlich sie sein mag, politisch ausschlachten lässt. Es gibt keine Niederlagen, nur Gelegenheiten. Es gibt keine Opfer, nur gefallene Helden.«
    »Ich bin erst froh, wenn ich meine Hauptstadt wiederhabe, ganz gleich, in welchem Zustand.« Sie studierte die Karten, und ihre Miene zeigte erheblich mehr Wissen um die Bedeutung der abstrakten Symbole, als er erwartet hätte. Sie blinzelte, dann schaute sie mit leicht fragendem Gesichtsausdruck zu ihm hoch. »Hätten Sie die Stadt nicht bereits einnehmen können? Es sieht aus, als hätten Sie in den Vororten genug Einheiten in Position.«
    Er nickte. »Aber falls wir die Stadt einnehmen würden, wäre meine erste Maßnahme logischerweise, über die Nord-Süd-Verbindungen vorzustoßen und den Raumhafen zu erobern.«
    Das Stirnrunzeln wurde kräftiger. »Und? Das scheint mir positiv.«
    »Der Raumhafen beschleunigt ihren Rückzug. Würde ich ihn erobern, wäre den capellanischen Einheiten in diesem Gebiet der Fluchtweg abgeschnitten. Sie müssten entweder versuchen, ihn zurückzuerobern und einen umkämpften Abzug in ein anderes Sammelgebiet durchführen, oder Haus Liao müsste andere Truppen verlegen, um sie zu unterstützen.«
    »Aber sollten Sie nicht in der Lage sein, sie zu überwältigen?«
    »Theoretisch, falls alles perfekt nach Plan liefe, könnte ich einen Großteil ihrer Kräfte auslöschen und Liaos aggressivem Vormarsch in diesem Teil des Raums einen empfindlichen Dämpfer verpassen.«
    »Auch das klingt durchaus positiv.«
    »Es ist eine Falle. Und - ohne dass sie jemand absichtlich gestellt hat, kann man blind hineintappen.
    Ich habe keine Reserven zur Verfügung, um einen derartigen Angriff abzusichern. Nichts.« Oder zumindest keine, die ich heranziehen könnte, ohne uns an anderer Stelle gefährlich verwundbar zu machen. »Falls es nicht so läuft wie geplant oder ein Teil der bereits abgezogenen Liao-Einheiten zurückkehrt, um Argos zu halten, könnte innerhalb weniger Stunden der komplette Feldzug kippen.« Er fixierte sie. »Sie wollen Ihre Welt zurückbekommen, oder?«
    Ihre Augen wurden weit, als sie die Lage erfasste. »Natürlich will ich das. Entschuldigen Sie, dass ich Ihr Urteil angezweifelt habe, Lordgouverneur. Selbstverständlich bin ich dankbar, dass Sie uns zu Hilfe gekommen sind. Nach der Verwundung des Präfekten - möglicherweise sogar seinem Tod - und angesichts der Unterlegenheit unserer eigenen Kräfte war Ihre Ankunft wie ein Wunder - ein Wunder, das ich nicht infrage stellen werde. Ich bin nur müde und besorgt um mein Volk und meine Welt.«
    Und dein gemütliches Büro, möchte ich wetten. Duke Sandoval lächelte milde und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Holotisch.
    Sie blieb noch einen Moment stehen. Dann wurde ihr klar, dass er das Gespräch beendet hatte, und sie ging hinüber zum Geländer, von wo aus sie ebenfalls den Kartentisch sehen konnte.
    Aaron entspannte sich etwas. Sie näherten sich der Frage, was geschehen würde, falls sich das Kriegsglück gegen sie kehrte. Das war jedoch ein Punkt, den er nicht mit der Gouverneurin besprechen wollte.
    Genau darin lag der Unterschied zwischen ihnen. Für sie war diese Welt alles, was zählte. Für Duke Aaron Sandoval bedeutete sie nur eine strategisch günstig plazierte Schachfigur in einem Spiel, das sich über Lichtjahre und zahlreiche bewohnte Sonnensysteme erstreckte - für ihn konnte es gar nichts anderes sein.
    Die Konföderation Capella von Haus Liao hatte das Chaos ausgenutzt, das seit dem Zusammenbruch des überlichtschnellen Kommunikationsnetzes aus Hyperpulsgeneratoren herrschte, und war in die Außenbezirke der Republik eingefallen. Die Capellaner hatten fast die Hälfte einer Präfektur besetzt und waren in eine zweite eingedrungen. Es war ihnen gelungen, eine Hand voll Welten zu erobern und auf
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