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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen
Autoren: J.Steven York
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absehbare Zukunft. Aaron hoffte aber auf mehr. Er sah die Republik zerfallen, in Präfektur V besonders schnell. Wenn sich die Menschen New Aragons nicht einmal auf den Schutz ihres eigenen Präfekten und Lordgouverneurs verlassen konnten, würden sie sich einen anderen Beschützer suchen. Hoffentlich ihn.
    Noch konnte eine Menge schief gehen. Es war schon einiges schief gelaufen. Aaron versuchte, sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Er erinnerte sich an einen Wahlspruch, den seine Großmutter immer wieder gerne zitiert hatte: »Für den Weisen enthält jeder Fehlschlag fünfzig Lektionen - und jeder Rückschlag bietet fünfzig Gelegenheiten.« Er hatte versucht, sein Leben an diesen Worten auszurichten und jeden Tag, gleich wie gut oder schlecht, als Ausgangspunkt für eine Unendlichkeit strahlender Perspektiven zu betrachten.
    Diese Philosophie hatte viele verleitet, ihn einen waghalsigen Träumer zu nennen. Vermutlich hielt ihn mancher sogar für verrückt. Doch das störte ihn nicht. Er hatte festgestellt, dass die Kritik immer zurückhaltender wurde, je weiter er seine Macht und seinen Status ausbaute. .
    Mit Shun Taos Abzug hatte sich eine ganze Palette neuer Möglichkeiten eröffnet, und Aaron hatte keine Zeit verloren, sich in Stellung zu bringen und Beziehungen zu den örtlichen Kräften aufgebaut. Beim Legaten, New Aragons Militärkommandeur, hatte er keinerlei Probleme gehabt. Der hatte in den Truppen des Duke sofort die dringend benötigte Rettung erkannt, und er hegte keinerlei Verlangen oder Ambition, in die Fußstapfen des Präfekten zu treten. Aaron hatte ihm den Befehl über die Operationen auf dem anderen Kontinent übertragen, und der Präfekt hatte sich bereitwillig Aarons Autorität untergeordnet, eine saubere Lösung, die verhinderte, dass er Aaron lästig fiel.
    Die Gouverneurin andererseits besaß keine direkte Befehlsgewalt über das Militär - dem galt Aarons unmittelbare Sorge - und war trotzdem politisch zu wertvoll, um sie zu ignorieren. Falls ihre Kräfte auf diesem Schauplatz Erfolg hatten, würde Aaron anschließend Bedarf für die Mittel, Fabriken, Gelder und Unterstützung haben, die in ihren Einflussbereich fielen.
    Und doch blieb sie ihm ein Rätsel. Es war nicht bekannt, wie weit ihre Loyalität zur Republik und ihrem eigenen Lordgouverneur reichte, und Aaron wusste nicht, ob sie besser auf diplomatische Verführung oder einfache Drohungen reagierte. Möglicherweise würde er von beidem ein wenig versuchen.
    Ein schmaler Gang trennte die Empore, auf der er saß, vom Rest des Raums. Sie kam mit entschiedenem Schritt herüber und baute sich vor ihm auf. Er schaute zu ihr hinab und setzte ein stundenlang vor dem Spiegel eingeübtes beruhigendes Lächeln auf. »Es läuft gut, Marilou. Mit etwas Glück ist die Hauptstadt morgen Nachmittag wieder fest in unserer Hand.«
    Sie zuckte leicht zusammen, als er ihren Vornamen benutzte. Offenbar behagte ihr seine Vertraulichkeit nicht, auch wenn sie keineswegs in der Position war, sich zu beschweren. Es war die Art eines subtilen Ausdrucks von Macht und Autorität, die der Duke bevorzugte.
    »Ich zöge es vor, selbst in der Hauptstadt zu sein, statt mich hier auf Ihrem Landungsschiff zu verkriechen.«
    Er hob eine Augenbraue. »Und wozu? Um sich erschießen zu lassen? Ich weiß nicht, ob Ihnen Ihr Volk oder Ihr Image wichtiger sind, aber glauben Sie mir, keinem von beiden wäre damit gedient gewesen, wenn Sie in der Hauptstadt geblieben und getötet oder gefangen genommen worden wären. Wenn das hier vorüber ist, wird die Rückkehr New Aragons in die Normalität nichts mehr fördern als eine prunkvolle Parade mitten durch Argos hindurch bis zum Regierungspalast, um Ihr e triumphale Rückkehr zu feiern.«
    »Falls Ihre Berichte stimmen, ist ein Flügel des Regierungspalastes eine ausgebrannte Ruine und die Kuppel ist eingestürzt. Das wird eine tolle Feier.«
    Er grinste. »Dann werden Sie auf den geborstenen Stufen der Eingangstreppe stehen, den Mut der Menschen von New Aragon preisen und versprechen, den Palast größer und prächtiger denn je wieder aufzubauen, mit einem Gedächtnispark für die Gefallenen vor dem Gebäude.«
    Sie schürzte die Lippen. »Sie wissen auf alles eine Antwort, was, Duke Sandoval? Selbst die Aragone-sen, die da draußen sterben, lassen sich zu einer passenden politischen Plattform stapeln.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie zeichnen ein kaltes Bild von mir, Gouverneurin. Wir kämpfen für die bestmögliche
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