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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen
Autoren: J.Steven York
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Gefechtsoverall glatt - das Maximum an Kampfbekleidung für einen MechKrieger -, nahm die Schultern zurück und trat auf die Hebebühne des Aufzugs. Die Plattform setzte sich mit leichtem Rucken in Bewegung und sank danach zum Hangarboden. Sie bremste erst in den letzten Sekunden ab, sodass er die Knie beugen musste, um abzufedern.
    Genau in dem Moment trat er auf das lackierte Metall des Hangarbodens, als Aaron den Aufzug erreichte. Erik entschied, jetzt sei nicht die Zeit für familiäre Formlosigkeit - und salutierte.
    Der Gruß wurde nicht erwidert. Stattdessen stand der Herzog nur da und blickte Erik in die Augen. Auf seinen kantigen Zügen lag ein Ausdruck leichten Missfallens. Duke Aaron Sandoval war ein großer Mann, knapp unter zwei Meter, von wuchtigem Körperbau, breiten Schultern und einem Gesicht, das konventionellen Vorstellungen von männlicher Schönheit nicht gerade entsprach. Erik war selbst recht groß, trotzdem schüchterte ihn Aaron ein.
    Das Schlimmste an Begegnungen mit seinem Onkel war Eriks Schwierigkeit, in der Gegenwart zu bleiben. Solange er allein war, war Erik ein Mech-Krieger, ein Elitekämpfer - und wurde selbst an schlechten Tagen respektiert. In Aaron Sandovals Gegenwart fühlte er sich jedoch wie ein Kind: unwürdig, unsicher, klein.
    Erik war zwölf gewesen, als ihn sein Vater in Aarons Palast auf Tikonov geschickt hatte, auf die Zentralwelt der Präfektur IV. Damals war er wütend gewesen, hatte sich dagegen gesträubt, Familie und Zuhause zu verlassen. Sein Vater hatte ihm daraufhin erklärt, es sei notwendig. Erik gehörte nur mütterlicherseits zur Familie Sandoval. Sein Vater verfügte zwar über gewissen Wohlstand und Privilegien, Eriks Platz in der Familie konnte ihm jedoch weder Macht noch Einfluss sichern, nicht einmal das Bür-gerrecht der Republik. Also hatte man Beziehungen spielen lassen und geschuldete Gefallen eingefordert, um Erik unter Aarons Obhut zu stellen.
    Es war eine seltsame Beziehung. Obwohl Aaron eigentlich sein Vetter war, hatte Eriks Vater ihm eingeschärft, den Herzog mit der Anrede >Onkel< zu ehren. Zunächst war es ihm seltsam, sogar widernatürlich erschienen, doch später hatte sich Erik daran gewöhnt, und irgendwann ging es ihm in Fleisch und Blut über.
    >Vetter< setzte die Zugehörigkeit zur selben Generation voraus, und obwohl der Altersunterschied zwischen ihnen nicht gerade gewaltig war, hatte das nie zugetroffen. Als Erik - ein hoch aufgeschossener, aber noch immer schlaksiger Teenager - eintraf, hatte Aarons blitzartiger Aufstieg zu Macht und Reichtum längst begonnen. Aarons Selbstvertrauen, Sicherheit und Auftreten hatten Erik geblendet. All das waren flüchtige Qualitäten gewesen, nach denen er damals noch strebte, und auch heute noch hatte er oft Mühe, sie bei sich zu entdecken.
    Aaron war zu einer zweiten Vaterfigur für Erik geworden und hatte ihn angespornt, sich als Gelehrter und Krieger zu entwickeln. Der Titel >Onkel<, anfangs ein Ausdruck von Respekt, hatte sich zum Zeichen der Bewunderung und Zuneigung gewandelt -auch wenn diese Zuneigung selten genug Erwiderung fand. Stattdessen behandelte Aaron Erik wie eine Waffe oder ein Werkzeug, das geschliffen werden musste, bis es rasiermesserscharf war, um dann ein-gesetzt zu werden. Sobald er alt genug war, hatte Aaron Eriks Fähigkeiten für sich genutzt, hatte ihn bei Geschäften in der ganzen Inneren Sphäre als seine Augen, Ohren und Hände benutzt.
    Mit Aarons Aufstieg hatte auch Erik Karriere gemacht. Er war der Adjutant des Herzogs, sein Militärberater, Kurier, Diplomat und General. Er besuchte Dutzende Welten, konferierte mit höchsten Würdenträgern und durchquerte unzählige Male die Hallen der Macht. Und doch gelang es ihm nie, sich Duke Aaron Sandovals Lob zu verdienen.
    Erik spürte, dass sich daran auch heute nichts ändern würde.
    Der Duke zog fragend die linke Augenbraue hoch. »Wie ich höre, hast du gerade beinahe einen weiteren Mech verloren.«
    Erik versuchte, seine Reaktion zu verbergen, doch er spürte, wie heiß sein Gesicht wurde. Monate zuvor hatte er durch einen Verrat innerhalb der Familie einen Krieg verloren, die meisten Truppen unter seinem Befehl, seinen persönlichen BattleMech und den Planeten Mara. Es hatte lange gedauert, bis ihm Aaron dafür vergeben hatte, und obwohl er Erik den Rest inzwischen nicht mehr vorhielt, ließ er ihn den Verlust seines Mechs nicht vergessen.
    Er hatte Erik einmal von antiken Kriegern auf Terra erzählt - den Römern
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