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Festung der Luegen

Festung der Luegen

Titel: Festung der Luegen
Autoren: J.Steven York
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als erstaunlich ängstlich für den Inhaber eines hochrangigen Militärpostens gehalten. Jetzt bestätigte sich seine Einschätzung.
    »Ehrlich gesagt«, fuhr Aaron fort, »ist es mit New Cantons Kontrolle über die Welten ihrer Präfektur nicht weit her. Ich bin mir nicht einmal wirklich sicher, dass es die Mühe lohnt. Aber wenn es mir wenigstens gelingt, die persönlichen Truppen des Präfekten für unsere Sache zu gewinnen und dafür zu sorgen, dass er aufhört, Liao Welten auf dem Silbertablett zu servieren, ist schon was gewonnen.«
    Die Liftschotts glitten auf und sie traten aufs Offiziersdeck hinaus, wo Aaron und Erik ihre Quartiere hatten. Auf dem Gang schrubbte gerade ein Steward eine Schottwand. Der Geruch von Putzmittel hing in der Luft. Aaron schleuderte ihm einen stummen Blick zu, der ausdrückte, dass er hier unerwünscht war. Der Steward salutierte in der Bewegung zum Aufzug und schob sich in die Kabine, bevor sich die Türen ganz geschlossen hatten.
    »Schlimmer noch«, sprach Aaron weiter. »Jede Welt, die Haus Liao kampflos übernimmt, setzt zusätzliche Truppen für den weiteren Vorstoß in den Republikraum frei. Wir haben den Capellanern schon die Einnahme viel zu vieler Welten gestattet - den Sieg in viel zu vielen Schlachten überlassen. Die Initiative ist auf ihrer Seite, und sich dem zu widersetzen ist schwer, nicht nur militärisch, sondern außerdem in den Augen der Öffentlichkeit. Eine Schlacht kann man auch in den Köpfen der Menschen verlie-ren. Eine Welt, die den Sieg der Cappies für unvermeidlich hält, ist für uns eine verlorene Welt. Allein können wir nicht gewinnen, und selbst wenn wir es könnten, würden wir das nicht wollen. Sowohl als Vorbedingung für den Sieg wie auch als Teil meiner langfristigen Strategie muss ich eine Koalition unter unserem Banner kämpfender Welten aufbauen. Mit New Canton fange ich an, in der Hoffnung, dass wir mit einer Übereinkunft zahlreiche Systeme hinter uns scharen können - aber falls das nicht gelingt, gibt es hier in Präfektur V viele Welten, die unserem Ruf folgen könnten.«
    Sie erreichten Aarons Quartier. Deena Onan, seine persönliche Dienerin, begrüßte sie an der Tür, nahm Aarons Uniformjacke in Empfang und reichte ihm die maßgeschneiderte Ziviljacke, die er bevorzugte.
    Erik schaute ihr nach, als sie mit der Uniformjacke im angrenzenden Schlafraum verschwand. Das Quartier war für die Maßstäbe des Herzogs winzig und karg, auch wenn es für ein militärisches Landungsschiff groß war. Der Vorteil dieser relativen Enge war, dass sich Deena erhebliche Mühe machen musste, außer Sicht zu bleiben. Sie konnte auch das Quartier komplett verlassen - oder sie ging ihrer Tätigkeit unter Eriks Augen nach. Innerlich seufzte er. Deena war eine Augenweide: groß, durchtrainiert und trotzdem kurvenreich, mit kastanienbraunem Haar, das offen über die Schultern floss. Trotz seines langjährigen Interesses schien sie Eriks Annäherungsversuche überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen. Trotzdem, er konnte wenigstens schauen und träumen.
    Aaron ließ sich auf der Sessel/Andruckliegenkombination in einer Ecke des winzigen Wohnzimmers nieder. Der Raum erhielt noch zwei weitere fest verankerte Sitzgelegenheiten derselben Art und einen kleinen Klappstuhl vor einem Schreibtisch. Da der Duke Erik nicht aufforderte, sich ebenfalls zu setzen, blieb er stehen.
    Deena durchquerte die Kabine und Erik nahm den Duft ihres Moschusparfüms wahr. Sie ließ mehrere orange Aktenmappen voller Dokumente auf den Schreibtisch fallen, bevor sie wieder verschwand. Bei den Papieren handelte es sich vermutlich um Berichte aus dem weit gestreckten privaten und militärischen Reich des Herzogs, einer Machtbasis, die seit dem Kollaps der interstellaren HPG-Kommunikation zunehmend schwieriger zu verwalten war. Jetzt mussten Geschäfte, Kriege und Diplomatie persönlich, mithilfe von Langstreckenkurieren oder durch Stellvertreter ausgeführt werden. Alles hatte sich verändert.
    »Ich überlasse dir den Befehl«, stellte Aaron fest. »Hoffentlich brauchst du nichts weiter als Aufräum-arbeiten zu erledigen und dich zu vergewissern, dass die planetare Regierung - und ihre Loyalität zu uns -gesichert ist, bevor du unsere Kräfte für die nächste Gegenoffensive vorbereitest.«
    Aaron fixierte Erik. Es war offensichtlich, dass etwas ungesagt blieb.
    Wieder tauchte Deena in der Luke zum Schlafzimmer auf. Sie blickte hinüber zu Aaron, doch der ließ nicht merken, dass sie
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