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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens
Autoren: Allison Farrell
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ging.
    Die Antwort war zunächst nur ein neuerlicher Schrei, bei dem die Baronin ihr gerötetes Gesicht hilfesuchend den drei Frauen zuwandte. Schweiß rann ihr von der Stirn, benetzte ihre Augenlider, ihre Wangen, dann ihre Lippen, während ihr dunkles Haar wie frisch gewaschen an Kopf und Hals klebte. Die Wehe hatte kurz nachgelassen und erlaubte ihr nun, tief durchzuatmen.
    Die Kammerfrau nickte ihren beiden Helferinnen auffordernd zu. Die dicke Nan mit ihrem schwerfälligen Gang war plötzlich flink wie ein Reh, die fahle Sylvie dagegen wurde angesichts ihrer stöhnenden Herrin noch blasser und stand selbst kurz vor einer Ohnmacht.
    »Bringen wir sie zurück«, wies Celeste die beiden an und strich ihrer Herrin dann sanft über die feuchte Stirn. »Die Zeit für Euer Kind ist gekommen. Es genügt ihm nun nicht länger, die Welt aus Euren Augen zu betrachten.«
    Die Kammerfrau umfasste den Arm der jungen Baronin. »Nan«, herrschte sie die Magd an. »Komm und hilf mir, sie aufzurichten.«
    Das dralle Mädchen folgte dem Befehl, auch wenn seine Knie weich wie Butter waren und der Rest seines Körpers wie Espenlaub zitterte. Sie war die Jüngste in ihrer Familie und hatte noch nie zuvor einer Geburt beigewohnt.
    »Und du, Sylvie, lauf und besorge heißes Wasser und ruf den Medikus oder meinetwegen auch eine Hebamme.«
    Die Angesprochene nickte und rannte dann los, so schnell wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    Während die Baronin in immer kürzer werdenden Abständen stöhnte und schrie, ließ sie sich in ihr Schlafgemach führen. Inzwischen war die gesamte Dienstbotenschaft im Gang zusammengelaufen, und alle begafften die merkwürdige Prozession. Die junge Herrin konnte sich kaum auf den Beinen halten. Ihr Atem fand einen lauten Widerhall an den hohen Wänden des Ganges, während ihre Füße feuchte Spuren auf dem Steinfußboden hinterließen. Das Fruchtwasser lief an ihren Beinen herab und durchnässte ihr Hemd. Ihr Stöhnen, das sie zwischendurch von sich gab, brachte die Dienstboten dazu, sich zu bekreuzigen.
    »Was steht ihr da und haltet Maulaffen feil!«, fuhr Celeste die Dienstboten an. »Los, an die Arbeit!«
    Ihre Worte hatten die Wirkung eines Peitschenhiebes, und das Gesinde lief schleunigst auseinander.
     
    Auch der Baron hatte die Unruhe in seiner Burg bemerkt. Der Schrei seiner Frau hatte ihn, einen Mann, der kein noch so scharfes Schwert fürchtete, gehörig zusammenschrecken lassen.
    Er wusste, dass ihre Schwangerschaft weit vorangeschritten war und dass das Kind jeden Tag auf die Welt kommen konnte. Dennoch traf ihn die Erkenntnis, dass es nun so weit sein könnte, völlig überraschend.
    Kurzerhand beendete er die allmorgendliche Fechtübung mit seinem Hauptmann, warf sein Schwert achtlos beiseite und rannte ins Haus zurück. Der Weg bis zum Schlafgemach erschien ihm endlos, doch schließlich erreichte er die Tür und riss sie besorgt auf.
    Weit kam er allerdings nicht, es reichte nur, um einen kurzen Blick auf seine Frau und das Blut auf deren Nachthemd zu werfen. Da kam auch schon Celeste auf ihn zu, als sei sie eine Glucke, die ihre Brut vor einem Habicht schützen wollte.
    »Herr, Euer Kind kommt«, sagte sie mit einer leichten Verbeugung, während die Mägde die junge Herrin zum Bett geleiteten und ihr das Hemd vom Körper zogen.
    Sorgenvoll blickte der Baron auf den geschwollenen Leib seiner Gemahlin. Die Baronin lag inzwischen auf dem Bett, und über ihre Blöße war ein Leintuch gedeckt.
    »Ihr solltet nach einer Hebamme schicken.«
    »Kann mein Medikus nicht nach ihr sehen?«
    Ravencroft hatte noch immer deutlich vor Augen, wie sich die Hebamme damals angestellt hatte, die seine zweite Frau entbinden wollte.
    Celeste blickte ihn verwundert an. »Aber Mylord, dies hier ist Frauensache. Wollt Ihr nicht lieber …«
    Der Baron unterband ihren Redefluss, indem er die Hand hob. »Der Medikus wird nach ihr sehen. Schickt eine Magd nach ihm.«
    In Celestes Augen lag noch immer der Zweifel, ob dies das Richtige sei. Immerhin waren Geburten Frauensache, ein Mann hatte dort nichts zu suchen. Dennoch antwortete sie: »Wie Ihr wünscht, Mylord.« Dann knickste sie und wandte sich an eine der Mägde, die mit Tüchern und einem Wasserkessel herbeieilten.
    »Geh und sag dem Medikus Bescheid, er möge sich auf Wunsch des Barons hier einfinden.«
    Das Mädchen blickte ebenso überrascht drein wie Celeste zuvor, doch es wagte keine Widerrede und lief sogleich los.
    Ravencroft beobachtete derweil, wie
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