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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht
Autoren: Lisa Kleypas
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könnte eine andere Frau Ihnen vorziehen. In seinen Augen kann keine Frau sich mit Ihnen messen. Er ist fürs Leben gezeichnet.«
    »Wieso scheinen Sie davon so überzeugt zu sein?«
    Damon wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. »Er hat sich geändert, seit er Sie kennen lernte. Früher war Heath ein ganz anderer Mann.«
    »In welcher Weise?«
    »Er führte ein ziemlich lockeres Leben. Er trank viel und …« Damon sah sie scharf aus seinen dunklen, unergründlichen Augen an. »Er benutzte und entledigte sich Frauen ebenso gedankenlos, wie man eine Packung King-Bee-Zigaretten rauchen würde.«
    Lucys Wangen röteten sich. »King Bee?«
    »Zwanzig Stück für einen Nickel. Von Männern bevorzugt denen Quantität wichtiger ist als Qualität. Eine nach der anderen. Wie ich sehe, habe ich Sie in Verlegenheit gebracht. Aber Sie wissen, was ich meine … Ist Ihnen je aufgefallen, dass er einer anderen Frau nachsieht?«
    »Nicht in meiner Begleitung, aber …«
    »Er tut es auch nicht ohne Ihre Begleitung. Ich verwette meinen Kopf, dass er Ihnen absolut treu ist. Ich habe ihn in Gegenwart schöner Frauen beobachtet. Er verschwendet nicht einen Blick an sie. Der Grund sind Sie, Lucy.«
    »Sie versuchen nur, mich zu beschwichtigen, aber …«
    »Nein, das stimmt nicht. Ich versuche Ihnen zu sagen, dass mir noch nie ein Mann begegnet ist, der seine Frau … nun, das soll er Ihnen selber sagen. Ich habe meine Grenzen bereits bei weitem überschritten. Was werden Sie nun tun? Hineingehen oder nach Hause fahren?«
    »Ich schwanke noch.«
    »Wenn Sie nach Hause fahren, rede ich mit ihm, sobald er wieder in der Redaktion ist. Ich sage ihm, Sie wissen, dass Raine in der Stadt ist. Über den Rest müsst ihr euch selbst einig werden.«
    Sie nickte und hob ihren Blick zu ihm auf, las in seinen Augen Wärme und Freundlichkeit ohne zu ahnen, welche sonstigen Gefühle sich in ihren Tiefen verbargen. »Damon … Ich entschuldige mich für die Dinge, die ich heute zu Ihnen gesagt habe. Ich hielt unsere Freundschaft drohend wie ein Damoklesschwert über Ihren Kopf …«
    »Nun, Sie hatten Erfolg damit«, antwortete er achselzuckend.
    »Ein Gutes hat dieser Tag …«
    »Und das wäre?«
    »Wir nennen uns endlich beim Vornamen.«
    Ihr unschuldiges Lächeln erfreute und schmerzte ihn zugleich. Um ihretwillen würde er sie ihr Leben lang mit brüderlicher Zuneigung behandeln. Sie war so gefangen in ihrer Liebe zu Heath, dass sie Damons wahre Gefühle niemals ahnen würde. Und das war gut so, stellte Damon teils erleichtert, teils wehmütig fest.
    »Das tun wir doch, Damon?«, holte sie ihn aus seinem sinnenden Schweigen und sein Mund kräuselte sich zu einem Lächeln.
    »Und ob, Lucy.« Er öffnete den Wagenschlag, winkte ihr zum Abschied zu und sprang auf den Gehsteig.
    Es war bereits spät am Abend, doch Heath war noch nicht zu Hause. Lucy aß lustlos zu Abend und ging nach oben, um ein Bad zu nehmen. Sie sank ins heiße Wasser, lehnte den Kopf an den Wannenrand und ließ ihre Gedanken schweifen. Einerlei, wie müde Heath auch sein mochte, wenn er nach Hause kam, sie hatte sich fest vorgenommen, eine Aussprache mit ihm herbeizuführen. Mit dieser Unsicherheit konnte sie nicht länger leben. Und wenn sie ihn zu einem Geständnis zwingen musste, würde sie es tun. Sie wollte sich Gewissheit verschaffen über seine Gefühle und ihm Gewissheit über ihre Gefühle geben.
    Lucy stieg aus der Wanne, wickelte sich in ein großes Badetuch und schlang ein zweites Tuch um ihr frisch gewaschenes Haar. Im mollig warmen Schlafzimmer kniete sie sich vor den prasselnden Kamin, um ihr Haar zu trocknen, rückte näher an das verschnörkelte Kamingitter und bürstete die einzelnen verhedderten Strähnen und lockerte die Haarfülle mit den Händen.
    Während sie eine Strähne fallen ließ und nach der nächsten griff, stellte sie fest, dass sich Haare in den Gusseisenverzierungen des Kamingitters verfangen hatten. Ungeduldig zog sie das Gitter näher zu sich und zerrte an der Haarsträhne, die sich dadurch nur noch mehr verhedderte. Sie seufzte entnervt, dann fand sie es reichlich komisch, in seltsam verdrehter Haltung vor dem Kamin kniend gefangen zu sein, und begann um Hilfe zu rufen.
    »Bess! Bess, kann mich jemand hören? Ist denn niemand in der Nähe? 0 nein, ich fasse es nicht … Bess!«
    »Cinda? Was, zum Teufel, tust du da?«, ertönte Heath’ Stimme von der Tür her.
    Lucy drehte den Kopf, soweit es ihr möglich war, ohne dass es zu sehr
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