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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht
Autoren: Lisa Kleypas
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und das war mit drei Worten gesagt.
    »Ich liebe sie, Raine.«
    »Früher hast du mich geliebt.«
    »Ich habe dich begehrt. Das war, keine Liebe. Es war eine Jugendschwärmerei.«
    »Für mich war es viel mehr als nur Schwärmerei.«
    »Dann tut es mir Leid für dich. Ich hoffe, du findest eines Tages einen Mann, mit dem du glücklich wirst. Aber für dich und mich gibt es keine Hoffnung, Raine. Ich habe Lucy mein ganzes Leben lang gesucht. Sie gehört mir und ich werde sie mein Leben lang hüten wie einen wertvollen Schatz.«
    »Aber Heath … ich begreife das nicht.« Raines Selbstvertrauen war im Schwinden begriffen, ihre schweren Lider flatterten verwirrt. »Was siehst du in ihr? Was hat sie angestellt, um dich zu angeln? Findest du sie …« Raine suchte nach den passenden Worten. »Findest du sie hübscher als mich? Liegt es daran, dass sie mit dir über die Zeitung redet?«
    In seinen Augen stand deutlich Mitleid zu lesen. »Ich weiß nicht, ob ich dir etwas erklären kann, das man nicht berühren, nicht sehen, nicht in Worte fassen kann. Du wirst es nicht verstehen. Es liegt nicht an Dingen, die sie getan oder gesagt hat … Es liegt auch nicht an ihrem Aussehen, obwohl ich daran nichts zu bemängeln habe. Manche Menschen müssen nicht etwas Besonderes tun, um sie zu heben … Man liebt sie einfach und daran ist nichts zu ändern.«
    Raine senkte den Blick auf das Tischtuch und schwieg. Heath deutete ihr Schweigen richtig; er wusste, dass sie morgen an Bord des Ozeandampfers gehen würde.
    Die Droschke hielt im selben Moment, als Lucys Equipage an Parker House vorfuhr. Damon sprang aus dem Wagen, ehe er richtig angehalten hatte, und war mit drei langen Sätzen am Fenster.
    »Lucy, lassen Sie mich einsteigen. Ich muss mit Ihnen reden. Bitte!«
    Auf Lucys zögerndes Nicken öffnete der livrierte Kutscher widerstrebend den Wagenschlag und Damon setzte sich neben sie ins Halbdunkel des geschlossenen Wagens.
    »Gehen Sie nicht hinein«, brachte er nach einigem Zögern heraus und kam sich vor wie ein auf den Mund gefallener Bauerntölpel, als er in ihre waidwunden Augen blickte.
    »Ich will es nicht tun«, entgegnete sie mit brüchiger Stimme. »Ich habe furchtbare Angst, Heath und Raine dort sitzen zu sehen, und dann bleibt mir keine andere Wahl.«
    »Die beiden sind dort drin, mein Wort darauf Es hat also gar keinen Sinn, hineinzugehen und eine Szene zu machen.«
    »Damon … warum ist er bei ihr?«, flüsterte sie. »Warum hat er mir nichts davon gesagt? Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Fahrig suchte sie in ihrem Retikül nach einem Taschentuch, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Das war zu viel. Damon holte sein Taschentuch hervor und reichte es ihr, hörte sich ein paar Sekunden ihr unterdrücktes Schluchzen an und fühlte sich hilflos wie ein Kind. Dann nahm er sie behutsam in die Arme in einer brüderlichen Umarmung, ohne jede Spur von Verlangen. Als ihr Schluchzen nicht aufhören wollte, strich seine Hand leicht über ihren schmalen Rücken in einer tröstlichen Liebkosung. Damon gab sich mit geschlossenen Augen wenige Sekunden einer beseligenden Täuschung hin.
    Doch das Spiel war zu gefährlich. Er bedauerte sein Angebot, ihr Trost zu spenden, sobald sie an seiner Schulter schluchzte. Wie aber hätte er sich Lucys Tränen verschließen sollen? Genauso gut hätte er sich weigern können zu atmen. Heath’ Freundschaft bedeutete ihm sehr viel, ebenso, jedoch seine Ehre und Lucys Glück. Es gab nur einen Weg für ihn.
    »Ich möchte Sie gerne auf etwas aufmerksam machen, worüber Sie nachdenken sollten«, sagte er betont leichthin.
    »Ein objektiver Betrachter würde behaupten, wir beide befinden uns in einer weitaus verfänglicheren Situation als Heath und Raine.« Mit erschrocken geweiteten Augen wich Lucy vor ihm zurück. »Was uns wieder einmal beweist«, fuhr Damon ungerührt fort, »dass man nicht nach dem äußeren Schein urteilen sollte.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Das nichts so ist, wie es den Anschein hat. Und statt sich zu falschen Schlüssen hinreißen zu lassen, sollten Sie ihrem Gatten Gelegenheit geben, sein Handeln zu erklären. Diese Chance hat er verdient. Auf keinen Fall verdient er es, dass er wegen eines Missverständnisses die Hölle auf Erden durchlebt.«
    »Eines steht jedenfalls fest«, erwiderte Lucy und wischte sich die Tränen vom Gesicht. »Er hat mich belogen. Er hat mir verschwiegen, dass sie nicht abgereist ist und damit hat er
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