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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht
Autoren: Lisa Kleypas
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seltsames Volk. Ich weiß nicht, wer schlimmer ist: Ihr Verlobter, weil er so lange warten will, oder Sie, weil Sie einverstanden sind, so lange zu warten.«
    »Wir warten, bis Daniel genug Geld verdient hat, um ein schönes Haus zu kaufen und eine Familie zu gründen. Er überlässt die Dinge nicht gern dem Zufall. Er will nur das Beste für mich.«
    »Befürchtet er nicht, dass eines Tages ein anderer Mann kommt und Sie ihm wegschnappt?«
    »Das steht nicht zu befürchten«, antwortete sie im Brustton der Überzeugung. »Kein anderer Mann könnte mich Daniel entfremden.«
    »Zweifellos teilt ihr beide diese Überzeugung … Aber die Chancen stehen nicht besonders gut, wenn ihr beide den Schritt seit drei Jahren …«
    »Ich habe meine Suppe aufgegessen«, unterbrach Lucy ihn schneidend und hielt das Tablett hoch. »Sie können abtragen.«
    Heath klappte den Mund zu und nahm ihr das Tablett ab. An der Tür drehte er sich noch einmal um und zwinkerte ihr zu. Lucy fürchtete, der dreiste Kerl habe sich köstlich amüsiert; er machte sich über sie und ihre Prinzipien lustig und verspottete sie.
    Als Lucy am nächsten Morgen aus dem Fenster blickte, stellte sie erleichtert fest, dass es endlich aufgehört hatte zu schneien und die Wintersonne vom blauen Himmel strahlte.
    »Guten Morgen.«
    Sie fuhr herum, dann lächelte sie. Heath lehnte im Türrahmen. Als sein Blick über ihre Gestalt bis zu den schlanken Fesseln und nackten Füßen wanderte, verfinsterte sich sein Gesicht; Lucy registrierte, dass er selbst im Zorn gut aussah.
    »Guten Morgen«, antwortete sie zaghaft.
    »Wieso, zum Teufel, stehen Sie mit nackten Füßen auf dem kalten Fußboden herum?«
    Lucy eilte zum Bett, griff nach ihren Wollsocken und streifte sie hastig über. »Noch lange kein Grund, mich so anzufahren.«
    »Wollen Sie es darauf anlegen, krank zu werden?«
    Sie lächelte, ohne auf seine gereizte Stimmung einzugehen. »Ich werde nicht krank. Ich fühle mich kerngesund und morgen gehe ich nach Hause. Schauen Sie doch aus dem Fenster.«
    »Deshalb sind Sie so guter Dinge? Sie können es wohl kaum erwarten, sich bei Ihrem Verlobten zu entschuldigen.
    Wie fühlt man sich, wenn man bescheiden zu Kreuze kriecht, Lucinda … glücklich oder bitter?«
    »Eine Portion Bescheidenheit könnte Ihnen jedenfalls nicht schaden.«
    Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinen Gesichtszügen aus. »Vielleicht haben Sie Recht.«
    »Und mir«, fuhr Lucy sehnsüchtig fort, »könnte ein heißes Bad nicht schaden.«
    »Vielleicht haben Sie auch damit Recht.« Er holte ein frisches Hemd aus der Kommode und reichte es ihr, sorgsam darauf bedacht, ihre Finger nicht zu berühren.
    »Denken Sie nur«, fuhr Lucy munter fort. »Morgen Nacht müssen Sie nicht wieder auf der Couch übernachten und haben Ihr Schlafzimmer wieder ganz alleine für sich.«
    »Ich habe nichts dagegen, wenn Sie in meinem Bett schlafen.«
    Mit vorwurfsvollem Blick wandte sie sich von seinem unschuldig lächelnden Gesicht ab und verließ das Zimmer.
    Heath ging nach unten, um einzuheizen, damit das Haus angenehm warm wurde, während Lucy sich wohlig in der Badewanne räkelte, die Seife aufschäumte und sich von Kopf bis Fuß abschrubbte. Als sie im Salon erschien, rosig und frisch gewaschen mit nassen Haaren, rückte er ihr einen Sessel vor dem Kamin zurecht und hüllte sie in warme Decken. Lucy ließ seine Fürsorge ohne Murren über sich ergehen und begann ihr wirres Haar auszukämmen und es vor dem Kamin trocknen zu lassen. Unterdessen nahm Heath sich einen Stapel alter Zeitungen vor und vertiefte sich darin.
    Lucy bemerkte nicht wie oft der Blick seiner blauen Augen zu ihr herüberflog. Heath konnte sie unauffällig von der Seite beobachten, erfreute sich am Anblick ihrer rötlich schimmernden Haarfülle, am goldenen Glanz ihrer Haut, die im Widerschein des Feuers leuchtete. Er hatte viele Frauen in seinem Leben gekannt, doch keine war eine süßere Verlockung als Lucy Caldwell. Eine seltene Mischung aus Natürlichkeit und Eigensinn, verbunden mit einer Unschuld, die ihn anzog und vor der er zurückschreckte. Dieses unschuldige Geschöpf hatte sich noch all seine Träume bewahrt, während seine eigenen zu einem Scherbenhaufen zerbrochen waren, nur festgehalten in den gedruckten Zeilen alter Zeitungen, die er aufbewahrt hatte. Von Zeit zu Zeit las er die Artikel wieder, um sie im Gedächtnis zu bewahren. Er durfte und wollte die bitteren Erfahrungen der fünf Kriegsjahre nicht vergessen. Er
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