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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht
Autoren: Lisa Kleypas
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Bett, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu, wie er sie einpackte und die Decken feststeckte. »Danke, aber das ist nicht nötig.«
    »In gewisser Weise erinnern Sie mich an Frauen, die ich in Virginia kenne.« Heath richtete sich schmunzelnd auf.
    »Entzückend, verwöhnt … und wahnsinnig wohlerzogen. Sind Sie tatsächlich so spröde und sittsam, wie Sie sich geben, Lucy?«
    Sie suchte verzweifelt nach einer Antwort auf seine respektlose Frage, begnügte sich aber mit einem vernichtenden Blick, da ihr nichts Passendes einfiel. Er lachte in sich hinein und verließ seelenruhig das Zimmer.
    Nach einem Ruhetag im Bett war das Fieber gesunken, dennoch wollte Heath sie nicht aufstehen lassen. Zum Abendessen brachte er ihr Suppe und frisches Brot. Während sie aß, nahm er auf dem Stuhl neben dem Bett Platz, schlug die Beine übereinander und studierte die abgerundeten Kappen seiner wetterfesten Stiefel. »Sie sagten, Sie sind einige Tage früher als geplant von einem Besuch zurückgekommen?«
    »Ja«, antwortete Lucy und löffelte die Fleischbrühe mit großem Appetit. »Mein Vater weiß nichts davon und erwartet mich erst übermorgen.«
    »Gut. Vorher fahren ohnehin keine Züge infolge der Schneeverwehungen. Ich bringe Sie nach Hause und sage, ich hätte Sie unterwegs vom Bahnhof mit der Kutsche mitgenommen. Was ist eigentlich mit Ihrem Gepäck?«
    »Ich hab meine Reisetasche verloren, als ich … ins Eis eingebrochen bin. Ich behaupte einfach, ich hätte sie versehentlich im Zug stehen gelassen.« Sie seufzte tief. »Nun liegt sie auf dem Grund des Flusses.«
    »Sie sollten die Stirn nicht so oft in Falten legen, Süße. Wieso bringt man den Frauen hier im Norden nicht bei, öfter zu lächeln?«
    »Wir werden zur Sparsamkeit erzogen«, antwortete sie und ihre Augen funkelten belustigt. »Wir verschwenden unser Lächeln nicht an jede Kleinigkeit.«
    »Oder an jeden Mann«, setzte Heath hinzu und sah sie eindringlich an, während Lucy sich wieder ihrer Suppe widmete. »Warum entschlossen Sie sich, die Heimreise früher als geplant anzutreten?«
    Lucy warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Er war ernst geworden. Er stellte die Frage zwar im Plauderton, doch das Interesse in seinen Augen war nicht gespielt, stellte sie befangen fest. Inständig hoffte sie, er würde sich die heikle Situation nicht doch noch zunutze machen. »Ich muss mich bei jemandem entschuldigen«, erwiderte sie knapp.
    »Daniel Collier?«
    »Ja. Ich hatte Streit mit ihm und reiste zu Verwandten nach Connecticut, ohne die Sache bereinigt zu haben.«
    Seltsam. Tagelang hatte sie unentwegt an Daniel gedacht, doch in den letzten Stunden hatte sie ihn ganz vergessen.
    »Es ist mir ein Anliegen, ihm zu sagen, wie leid es mir tut, mit ihm gestritten zu haben, und wollte nicht länger warten.«
    »Zu einem Streit gehören zwei. Warum warten Sie nicht, bis er sich zuerst entschuldigt?«
    »Aber nein, ich muss mich bei ihm entschuldigen. Ich bin immer diejene, die einen Streit vom Zaun bricht. Das war schon in unserer Kindheit so.«
    »Aha. Das hätte ich mir denken können«, versetzte Heath trocken. »Aber vermutlich verzeiht er Ihnen alles, wenn Sie ihn mit Ihren großen braunen Augen anstrahlen.«
    »Es dauert meist ein paar Tage«, entgegnete Lucy, ohne auf seine Schmeichelei einzugehen. »Daniel ist ein eher ernsthaft veranlagter Mann. Er nimmt alles ziemlich schwer. Aber wenn wir uns aussprechen und ich ihm sage, wie leid es mir tut, verzeiht er mir. Dann nimmt er meine Hand und ich weiß, dass in ein paar Tagen alles vergessen ist.«
    »Er nimmt Ihre Hand?«, fragte Heath verwundert. »Eine solche Versöhnung lohnt den Aufwand doch nicht, einen Streit anzuzetteln. Worüber streitet ihr eigentlich?«
    »Das geht Sie nichts an«, antwortete Lucy schroff. Sie fühlte sich durch seine Kritik an ihrer Beziehung zu Daniel gekränkt. »Wenn Sie Daniel kennen würden, wüssten Sie, dass er ein Ehrenmann ist. Er ist stets ruhig und besonnen und hat tiefere Empfindungen als einer, der lautstark mit seinen Gefühlen prahlt!«
    »Ja, ja, ich weiß … Stille Wasser sind tief. Haben Sie vor, bald zu heiraten?«
    »Ja, bald. Wir haben noch kein Datum festgesetzt, aber wir sind seit drei Jahren verlobt und beide der Meinung, dass es Zeit ist zu …« .
    »Drei Jahre? Sie sind seit Kriegsende mit ihm verlobt?«
    »Sie müssen nicht alles wiederholen, was ich sage!«
    »Nicht zu fassen«, murmelte Heath. »Eines steht fest: Ihr Nordstaatler seid ein
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