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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft
Autoren: Johanna Lindsey
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abgeschossen hatten.
    »Danke, Gilbert«, sagte sie liebenswürdig und nahm das Essen entgegen, obwohl ihr Magen sich momentan weigerte, irgendwelche Speisen zu akzeptieren.
    Beim Dröhnen des Rammbocks zuckte Gilbert zusammen. »Wissen Sie, wer die Leute sind?«
    »Sir Falkes’ Männer«, erwiderte sie sofort.
    Daran hatte Gilbert nicht gedacht, doch der Gedanke beunruhigte ihn nun. »Aber sie tragen keine Farben«, stellte er fest. »Und es befindet sich auch kein Ritter unter ihnen. Zudem sind sie nicht auf eine Belagerung eingerichtet.«
    »Stimmt. Sie dachten, leicht hereinzukommen – mit Hilfe ihres Spions. Und beinahe hätte das auch geklappt, wenn nicht jemand den Pilger beobachtet und Alarm geschlagen hätte. Wer, außer Falkes, würde es wagen, mich zu fangen, Gilbert?« Sie senkte die Stimme. »Wer sonst weiß, daß mein Vater tot ist?«
    Gilbert schüttelte den Kopf. »Inzwischen kann es jeder wissen. Fast ein Jahr ist vergangen, obwohl wir selbst erst vor vier Monaten von Lord Rogers Tod gehört haben. Glauben Sie, daß keiner von König Richards Gefolgsleuten nach Hause schreibt, so, wie Ihr Vater es getan hat? Und der Graf informierte seinen Kastellan in Shefford über den Verlust seines Vasallen, wie er uns informierte. Wir wissen nicht, was der Kastellan in den vergangenen Monaten herumerzählt hat, eventuell auch über Sie. Hat er nicht erst letzte Woche schriftlich angefragt, wann Sie heiraten werden?«
    Das alles entsprach den Tatsachen, doch Reina mochte es nicht gern zugeben. Es fiel ihr noch immer schwer, über den Tod ihres Vaters und die Schwierigkeiten, in die er sie gebracht hatte, zu reden. Sie war so von Kummer überwältigt gewesen, daß sie beinahe einen Monat hatte verstreichen lassen, ehe sie die Briefe schrieb, die ihre Zukunft sichern sollten. Dieser Monat kam sie teuer zu stehen, wie der Angriff auf Clydon nun zeigte. Sie zweifelte nicht daran, daß es sich um einen Versuch Falkes de Rocheforts handelte, sie zu erobern.
    »Das mag sein, wie es will«, widersprach sie, »aber du vergißt den Besuch, den Rochefort uns vor vierzehn Tagen abstattete. Hielt er da nicht um meine Hand an? Und als ich ihn abwies – schlich er nicht nachts in mein Zimmer, um mich zu vergewaltigen und auf diese niederträchtige Weise sein Ziel zu erreichen? Wenn Theo meinen Schrei nicht gehört hätte … «
    »Meine Lady, bitte … Sie brauchen jene unglückselige Nacht nicht zu erwähnen. Tatsächlich könnte der Angriff auf Sir Falkes’ Konto gehen, zumal er sicher Rachegefühle hegt, nachdem Sie ihn aus Clydon hinausgeworfen haben. Ich wollte nur darauf hinweisen, daß er nicht der einzige Lord ist, der viel riskieren würde, um Sie zu gewinnen.«
    »Ich bin keine reiche Erbin, Gilbert«, erklärte Reina bitter.
    Er betrachtete sie mit gefurchter Stirn. »Um einen Grafen zu reizen, vielleicht nicht. Aber ihre vielen Lebensgüter können den zahllosen kleinen und auch größeren Baronen in der Gegend schon begehrenswert erscheinen. Clydon allein wäre schon zugkräftig genug.«
    Damit sagte er ihr nichts Neues, aber wiederum mochte sie sich nicht darüber äußern. Sie hätte schon vor zwei Monaten heiraten können, wenn sie mit dem Briefeschreiben nicht so lange gezögert hätte. Sie wußte, in welch einer verletzlichen Lage sie sich befand, nachdem ihr Oberherr, der Graf von Shefford, die Hälfte ihrer Vasallen auf den Kreuzzug mitgenommen hatte. Drei von diesen waren schon tot, wie ihr Vater. Und dieser Überfall auf Clydon hatte sich so rasch abgespielt, daß sie ihren benachbarten Vasallen, Simon Fitz Osbern, nicht hatte benachrichtigen können.
    »Die Angreifer könnten auch Gesetzlose aus den Wäldern sein«, fuhr Gilbert fort.
    Reina bezwang das Bedürfnis zu lachen, denn sie wollte Gilbert nicht beleidigen, und für einen Moment vergaß sie ihre Furcht. »Diese miesen Ratten würden es nicht wagen.«
    »Aber es ist kein Ritter unter ihnen, meine Lady, und kein einziger Mann mit einem Panzer«, gab er zu bedenken.
    »Ja, de Rochefort ist zu geizig, um seine Leute ordentlich auszustatten. Nun genug, Gilbert. Es ist egal, wer herein will, solange wir standhalten können.«
    Er sagte nichts mehr, denn es fiel ihm nicht ein, mit ihr zu streiten. Als er ging, kehrte Reinas Furcht wieder. Und sie ängstigte sich wirklich. Wenn Clydon nur belagert worden wäre, hätte sie monatelang standhalten können, doch das wäre nicht einmal nötig gewesen. Inzwischen würde Simon kommen, und Lord John de
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