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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft
Autoren: Johanna Lindsey
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Lascelles würde irgendwann nächste Woche auftauchen – als Reaktion auf ihre Briefe. Doch diese Kerle dort unten schienen zu wissen, daß sie momentan zu wenig Männer um sich hatte. Warum hätten sie sonst sofort angegriffen? Sie waren offenbar entschlossen, sich der Herrin von Clydon zu bemächtigen, ehe Hilfe eintraf, denn so zahlreich waren sie auch wieder nicht, wenn auch bei weitem zahlreicher als Reinas Leute.
    Sie hatte alles ihr mögliche getan, doch die Schlacht war halb verloren. Reinas stärkste Verteidigungsanlage war der äußere Wall mit dem breiten, tiefen Graben gewesen. Der Bau einer Brücke hätte den Feind viele Tage gekostet, doch darüber brauchte Reina sich den Kopf nun nicht mehr zu zerbrechen. Der innere Wall war nicht so lang wie der äußere. Er umschloß nur ein Viertel des ganzen Anwesens. Der Wohntrakt lag in einer Ecke und war leichter zu verteidigen, mit vier soliden Türmen, die durch ein zweites, schweres Tor abgesichert waren. Dieses Tor führte zum äußeren Hof und wurde von den Feinden mit ganzer Kraft attackiert.
    Reina hatte etwas Zeit gehabt, sich vorzubereiten, nachdem sie die Forderungen der Angreifer gehört und abschlägig beschieden hatte.
    Während der Rammbock vorbereitet, die Schmiede auseinandergenommen und Reinas Tiere geschlachtet wurden, um dem Feind sein Eindringen zu erleichtern, hatte Reina alles in die Tat umgesetzt, was sie bei Sir William gelernt hatte. Sie ließ die Waffen prüfen und vorbereiten, Wasser und Sand erhitzen, Stangen zusammensuchen, um Leitern zurückstoßen zu können, und alles Brennbare unter Wasser setzen. Die Diener wurden herbeigerufen. Wenn sie auch nichts vom Kämpfen verstanden, so konnten sie doch Steine werfen, Leitern zurückstoßen und Armbrüste für diejenigen spannen, die damit umzugehen verstanden. Sollte der Rammbock jedoch sein Werk vollenden, würde alles nichts mehr helfen. Dann würde Reina sich nur mehr in den Wohntrakt zurückziehen können – falls ihr die Zeit dazu blieb.

2

    Das Miauen weckte ihn. Lady Ella gab ihm zu verstehen, daß sie es nicht schätzte, auf ihr Frühstück warten zu müssen. Ranulf Fitz Hugh streckte seinen langen Arm aus, ohne die Augen zu öffnen, nahm das zerzauste Fellbündel hoch und ließ es auf seinen breiten Brustkorb plumpsen.
    »Es ist wohl Zeit, aufzustehen?« Die schläfrige Frage galt der Katze, doch eine Antwort erklang von ungewünschter Seite.
    »Mein Herr?«
    Ranulf zog den Kopf ein. Er hatte vergessen, daß er am Vorabend nicht nur sein Lieblingstier ins Bett mitgenommen hatte. Die Dirne – eine von mehreren herumziehenden Weibern, die seinen Männern zu Gefallen waren – rückte näher heran und rieb ihr nacktes Bein an seinem Knie. Ranulf zeigte kein Interesse. Letzte Nacht war die Hure ihm gelegen gekommen, da er Begierde verspürt hatte, doch jetzt war es Morgen, und er mochte nicht gestört werden, wenn er anderes vorhatte.
    Er setzte sich auf und verabreichte dem weiblichen Hinterteil einen scharfen Schlag. Gleich darauf streichelte er die betroffene Stelle, um seine Zurückweisung etwas schmackhafter zu machen. »Verschwinde, Weibsbild.«
    Sie zog eine Schnute, die ihn nicht beeindruckte. Von den billigen Mädchen mochte sie die hübscheste sein, aber Ranulf tat sich leicht mit Schönheiten. Er konnte sich nicht einmal an den Namen dieser Bettgenossin erinnern, obwohl sie ihm nicht das erste Mal das Lager gewärmt hatte.
    Sie hieß Mae, und sie wußte, daß sie vergessen war, sobald man eine Münze hervorgekramt und ihr zugeworfen hatte. Dieser Mann war nicht vergessen. Es war unmöglich, nicht wenigstens hundertmal am Tag an ihn zu denken, denn Mae hatte den Fehler begangen, sich bei ihrem Broterwerb auf Gefühle einzulassen. Sie wußte, welches Verderben das brachte, doch es war zu spät. Sie hatte sich schon verliebt, wie alle Frauen, die je einen Blick auf diesen Typen geworfen hatten. Davon waren auch ihre ›Kolleginnen‹ nicht ausgenommen, die Mae haßten, weil sie die einzige aus der Gruppe war, die Ranulf zu sich rief. Wenn die Huren gewußt hätten, daß er seine Knappen nach ›der Blonden‹ schickte, weil er sich nicht einmal ihren Namen merkte, wären sie nicht so eifersüchtig auf sie gewesen. Doch ihm bedeutete sie nur das, was sie war: eine Käufliche, eine Annehmlichkeit, nicht mehr.
    Sie seufzte, als sie ihm nachblickte, wie er nackt das Zelt verließ, um seine Notdurft zu verrichten. Wie die meisten Männer dachte er sich nichts bei der
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