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Fern wie Sommerwind

Fern wie Sommerwind

Titel: Fern wie Sommerwind
Autoren: Patrycja Spychalski
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Eiskaffee- und Drachenangebot machen, beides zum Preis von eindreiviertel oder so.« Ich freue mich sehr, dass sie mich begleiten will.
    »Ich glaube, dann wird Max uns köpfen, oder Schlimmeres noch. Eigentlich dürften wir nicht mal zusammen hier unterwegs sein.« Sie sieht sich hektisch um, ob wir nicht vielleicht beobachtet werden.
    »Der ist ein ganz schöner Halsabschneider.« Ich ziehe eine Grimasse und versuche Max’ mürrischen Gesichtsausdruck nachzuahmen.
    »Ein bierbäuchiger Möchtegern-Diktator ist der«, setzt Ruth noch einen drauf.
    »Ein müffeliger, schlecht gelaunter Blödmann.«
    »Ein grunzender Saftsack!«
    »Ein sabbernder Volltrottel!«
    »Ein gehirnloser Oberhonk!«
    Das tut gut. Wir lächeln einvernehmlich noch eine Weile vor uns hin.
    Dann müssen wir kurz stehen bleiben, weil Ruth drei Eiskaffee verkaufen darf und ich sogar mal einen Drachen, für ein kleines lockiges Mädchen mit riesigen blauen Augen und Sommersprossen auf der Nase. Sie reicht mir aus ihrer schwitzigen Hand die Münzen und wartet brav, bis ich sie nachgezählt habe. »Ist okay.« Ich zwinkere ihr zu. Stolz schaut sie zu Mama und Papa, die ihre Tochter anlächeln und sich wahrscheinlich wundern, wie selbstständig die Kleine doch schon ist.
    Als wir beide wieder unterwegs sind und uns die Füße vom Wasser umspülen lassen, nimmt Ruth ihren ganzen Mut zusammen und fragt: »Sag mal, du und Rocco, seid ihr … Also habt ihr … ich meine …«
    Ich sehe sie irritiert an und runzele die Stirn. »Haben wir was?«
    »Du weißt schon. Was miteinander laufen?« Ruth bereut sofort, dass sie davon angefangen hat, das sehe ich ihr ganz deutlich an.
    »Nein«, lache ich, um die Situation wieder zu entspannen. »Wie kommst du darauf?«
    »Na, weil ihr … du und er … gestern zusammen … Ach, ich bin albern!« Sie bleibt stehen und bedeckt ihr Gesicht mit den Händen.
    Ich fasse sie an den Schultern und schüttle sie leicht. »Hey, wir sind uns gestern zufällig begegnet und dann durch den Wald gerannt, wegen der Glückshormone, aber mehr auch nicht. Wirklich.« Ich verstehe schon, worum es Ruth geht. Sie mag Rocco, und dass ich gestern mit ihm bei Dario aufgetaucht bin, muss sie ziemlich aus der Bahn geworfen haben.
    »Ich bin nicht verliebt oder so, aber wenn ich es gerne wäre, dann wäre Rocco …« Sie wird knallrot.
    »Ist schon okay.« Ich lächele sie an und streiche ihr über den Arm.
    Ich hätte gar nichts dagegen, mich zu verlieben, nur tatsächlich nicht in Rocco, obwohl er wirklich süß ist, sogar sehr gut aussieht. Aber wenn, dann hätte es schon gefunkt, gestern im Wald. Hat es aber nicht. Es tut mir leid, dass Ruth sich wahrscheinlich die ganze Nacht den Kopf darüber zerbrochen hat.
    »Hey, haben wir uns nicht eine Pause verdient?« Ich lasse mich in den Sand fallen und packe meine Sandwiches aus. Irmi hat mir doch tatsächlich eine Brotbüchse gefüllt. Zwei Mohrrüben, ein halber Apfel, superweiche Toastscheiben, belegt mit Käse und Salat. So etwas hatte ich zum letzten Mal im Kindergarten mitgehabt.
    Ruth spendiert aus ihrer Kühltruhe zwei Eiskaffee, ich gebe ihr eine Hälfte vom Sandwich ab.
    »Das ist irgendwie doch ein cooler Job.« Ich lehne mich zurück, lege mich auf den Dünensand. Denn obwohl die Arbeit anstrengend ist, macht das Rauschen der Wellen alles wieder wett.
    Die Sandwiches schmecken unglaublich lecker, ein bisschen aufgeweicht, ein wenig matschig, genau richtig. Wir essen schweigend und beobachten die Menschen im Meer.
    Etwas weiter weg bemerke ich zwei Frauen, die sich im Wasser sehr nahe kommen. Sie streichen sich über ihre Gesichter und Schultern und schließlich küssen sie sich. Ganz zart und vorsichtig drücken sie ihre Oberkörper aneinander. Ich schaue weg, ein wenig irritiert, und dann muss ich doch schnell wieder hinsehen, möglichst unauffällig. Ich tue so, als würde ich den Ausflugsschiffen am Horizont nachschauen, damit Ruth mich nicht für eine Spannerin hält, aber in Wirklichkeit schiele ich zu den beiden verliebten Frauen. Irgendwie macht mich das nervös.
    Es sind zwei wirklich schöne Frauen, die nassen Haarsträhnen fallen ihnen ins Gesicht, die gebräunte Haut glänzt golden.
    Ich spüre ein seltsames Kribbeln im Bauch …
    »Guten Morgen«, flüstert Katja Nora ins Ohr. »Der Wecker hat schon dreimal geklingelt.« Katjas Atem ist warm und riecht nach Zahnpasta.
    Nora schlägt die Augen auf und sieht Katja dabei zu, wie sie im Zimmer auf und ab läuft, nach ihren
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