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Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Titel: Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer
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sicher oft gedacht, es sei doch äußerst erstaunlich, wie der Junge das aushält. Und doch haben alle geschwiegen, weil ›man andere nicht anschwärzt‹, weil sie lieber gar nicht so genau wissen wollten, was da auf dem Hof abging. Dr. Ekbjerk hat schon recht, viele Familien werden mit der Pflege solch psychisch auffälliger Verwandter bis an ihre äußersten Grenzen und sogar darüber hinaus gebracht. Früher wären sie in psychiatrischen Kliniken betreut worden und die Angehörigen hätten dort Hilfe und Unterstützung erfahren – aber die sind geschlossen oder betreuen nur noch kurzfristig im akuten Krisenfall. Das bedeutet eben, dass du so einer boshaften Person irgendwie ausgeliefert bist«, fasste Lundquist zusammen. Fast bedauerte er den Mörder, der so lange in dieser absoluten Hoffnungslosigkeit leben musste – aber nur fast. Schließlich wäre Lasse ohne zögern zu weiteren Tötungen bereit gewesen.
    »So, nun werde ich dich aber dem Pflegepersonal überlassen. Nur eins noch schnell: Lars lässt dich grüßen, er kommt morgen zum Frühstück vorbei und Dr. Kramp hatsein Wiederkommen für Mittwoch der nächsten Woche angekündigt. Staatsanwalt Bengtson und Dr. Ekbjerk wünschen baldige Genesung, genauso wie Ole, Bernt, Björn und Torben. Puh, alles ausgerichtet! Au weia, es ist schon ziemlich spät – zumindest für einen Krankenbesuch. Wann wirst du entlassen?«
    »Zum Wochenende. Ab Montag sehen wir uns dann wieder im Büro. Vielen Dank für dein Kommen und die Informationen, sonst habe ich ja hier nichts, um darauf herumzudenken«, schmunzelte Sven Lundquist und drückte Britta fest die Hand.

Lundquist beschloss, noch ein wenig durch die Gänge des Krankenhauses zu schlendern.
    Der Gips drückte ihn beim Liegen, war unbequem.
    Den würde er noch eine Weile behalten müssen.
    Mehrere Wochen, hatte der Arzt fröhlich verkündet.
    Im Moment ging es ihm zwar gut, doch natürlich konnte niemand vorhersagen, wann der nächste Schub seiner Multiple Sklerose kommen und welche neuen Einschränkungen er mit sich bringen würde.
    Ungewissheit ist nun das prägende Element in meinem Leben, dachte Lundquist bedrückt, und das mir, wo ich doch immer so gerne alle Fäden fest in der Hand halte.
    Heute genieße ich, dass ich noch laufen kann – was wird morgen sein?
    Er erreichte eine kleine Bank und setzte sich, um die vorbeikommenden Menschen zu beobachten. Viele trugen wie er einen Jogginganzug und wirkten relativ gesund, andere schlurften schwerfällig über die Gänge, in Trombosestrümpfen und Bademantel, in der Hand einen transportablen Infusomaten. Manche wurden von Angehörigen oder Besuchern im Rollstuhl über den Gang gefahren. Alles in allem herrschte hier auf den Fluren des Krankenhauses ein reges Treiben – allerdings ein nahezu lautloses. Kein Lachen war zu hören, Kindergeschrei, keine Musik oder lautstarke Diskussion über eine nachbarliche Kleinigkeit. Nur regelmäßiges Piepen und Geflüster. Lundquist verspürte den albernen Drang, etwas völlig Sinnloses herauszuschreien – beherrschte sich aber.
    Neben ihm hatte eine junge Frau auf der Bank Platz genommen.Er konnte nicht sagen, wie lange sie schon dort saß und ihn interessiert beobachtete.
    Überrascht erwiderte er ihren Blick.
    Sie war schlank und hatte zarte, langgliedrige Finger. Ihre Hände lagen ineinander verschlungen in ihrem Schoß. Die großen, braunen Augen blitzten fröhlich, ihre braunen, krausen Haare glänzten selbst im künstlichen Kliniklicht. Lundquist war fasziniert.
    »Darf ich dich mal was fragen?« Warm und weich klang ihre Stimme, fand der Hauptkommissar und nickte sprachlos. »Bist du nicht der Ermittler, der den Mord an der Frau im Ferienhaus aufgedeckt hat?« Wieder nickte er.
    Wenn ich jetzt nicht bald mal was Intelligentes über die Lippen bringe, wird sie mich noch für völlig verblödet halten, dachte Lundquist ärgerlich.
    »Ja«, sagte er deshalb etwas heiser. »Sven Lundquist«, stellte er sich vor.
    »Magda Bluhm – Du bist bei dem Einsatz verletzt worden?«, fragte sie und machte ein so bestürzt-bekümmertes Gesicht, dass Lundquist lächeln musste.
    »Nun, ja. Nicht so richtig schlimm. Am Wochenende gehe ich nach Hause. Und du, warum bist du hier?«
    »Oh – ich bin einfach nur sehr ungeschickt. Ich bin am Stora - Theater für die kommende Spielzeit engagiert und habe gerade meine neue Wohnung bezogen. Ich wollte eine Lampe aufhängen und dachte, die Wackelei der Leiter würde ich lässig durch
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