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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman
Autoren: Akif Pirinçci
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Geistes, willkommen Schwachsinn, der du dich selbst an 1 + 1 = 3 erfreuen kannst, weil du nur um eine lächerliche 1 danebengelegen hast.
    Onkel Doktor nahm mich behutsam aus meinem Bettchen und begab sich wieder mit mir in den Operationssaal zurück. Davor ermahnte er noch einen inzwischen Rotz und Wasser heulenden Gustav, dass er während des Schlachtfestes draußen zu bleiben habe. Am Operationstisch erwartete mich eine blonde Schwester im grünen Operationskittel, die aussah, als sei sie eine wandelnde Reklame für Brustvergrößerungen. Und auch der Rest ihrer Figur schien eher zum Männertröster-Foto auf der Frontseite eines Boulevardblattes zu passen als in eine Tierklinik. Ich fand ein perverses Vergnügen an dem Gedanken, wie sie in ein paar Minuten das überschüssige Blut von meinem Hirn wegtupfen würde.
    Schließlich wurde ich wieder auf die kalte Stahlplatte des Operationstisches gelegt, und die Schwester verpasste mir die finale Spritze in den Hintern, mein Ticket für die Reise in das Land, in dem man eine Gummimaus für seinen besten Freund hält und zwischen den Zähnen überall mit sich herumträgt. Während alles um mich herum immer konturloser und dunkler wurde, machte ich mir noch ein paar Gedanken über mein bisheriges Leben als »Klugscheißer«.
Ja, es war wirklich eine schöne Zeit gewesen, so bei klarem Verstand. Was hatte ich mir auf meinen überragenden Geist nicht alles zugutegehalten. Und die anderen erst! Alle im Revier betrachteten mich als ein Genie, weil ich selbst das vertrackteste Problem und den kompliziertesten Konflikt allein mittels meiner bestechenden Kombinationsgabe zu lösen vermocht hatte. Ich war eine Legende und wurde mit Ehrfurcht und Hochachtung behandelt. Nach dieser OP würde ich wohl einen tiefen Absturz erleiden und vom Genie zum traurigen Clown mutieren. Zunächst würden alle noch so tun, als sei ich immer noch derselbe. Sie würden respektvoll um mich herumtänzeln in der Hoffnung, dass ich bald wieder zu meinen alten Kräften und zur einstigen geistigen Höhe zurückfände. Dann jedoch und so ganz allmählich würden sie registrieren, dass der gute alte Francis lieber Mund-zu-Mund-Beatmung mit einer toten Mücke betreibt, als wie gewohnt mit Gripsakrobatik zu glänzen. Ab da würde sich ihr Verhalten ändern. Sie würden mich der alten Tage wegen gelegentlich auf die Weide führen und mich dort irgendwo wie dummes Vieh abstellen, und nach ihrem Tagesgeschäft würden sie mich wieder zurück zum Napf treiben, damit ich meine pflanzenähnliche Existenz halbwegs fortführen konnte. Ich wäre für sie nichts weiter als ein Behinderter, dem man zwar die nötige Fürsorge zuteilwerden lässt, mit dem man jedoch nichts weiter anzufangen weiß. Erst recht nicht in intellektueller Hinsicht. Und schon bald wäre ich nicht mehr ich, sondern eine Art Pappaufsteller meiner selbst, den man zur Seite schiebt, wenn er einem im Weg steht.
    Was soll ich sagen, so ähnlich kam es auch.
    Ich schloss langsam die Augen und sagte der Welt, so wie ich sie bisher gekannt hatte, Lebewohl …
    Dann öffnete ich die Augen wieder. Verdammter Mist, ich war während der Operation gestorben! Denn ich saß mit ausgestreckten Vorderpfoten nirgendwo anders als im Paradies, konkret mitten auf der Wiese des Paradiesgartens. Na ja, zumindest hatte ich mir die Blamage mit dem ewig sabbernden Maul und dem debilen Gesichtsausdruck im Diesseits erspart, wenn ich weitergelebt hätte. Die Paradiessonne schien klar und hell und verwöhnte mit ihren warmen Strahlen mein Fell. Die Paradiesbäume am Rand des Grüns standen in voller Blütenpracht und schmückten sich mit den schwindelerregendsten Farben, die sie zu bieten hatten. Und die Paradiesluft roch nach Oleander und Rosen. Es hätte schlimmer kommen können. Denn ich ging davon aus, dass es in der Hölle nach allem anderen als nach Oleander und Rosen roch und es sich dort auch in optischer Hinsicht ein wenig anders verhielt. Nun musste nur noch Gott erscheinen und mich willkommen heißen …
    Aber Moment mal, das war ja gar nicht der Paradiesgarten, sondern, ja, also wenn mich nicht alles täuschte … Ich saß in unserem Garten! Und zwar etwa zur gleichen Uhrzeit und in der gleichen Sphinx-Pose, bevor ich das alarmierende Geräusch der sich öffnenden Türen gehört hatte und Sancta hinterhergelaufen war. Das widersprach natürlich so ziemlich allem, was ich unter Realität verstand, deshalb machte ich mir einen anderen und viel plausibleren
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