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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman
Autoren: Akif Pirinçci
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Super-Witz. »Endlich lerne ich die andere Seite des Universums kennen. Komm doch auch hierher, Francis. Schau mal, wie schön die Vorderfassade des Hauses aussieht.«
    Ich wollte sie gerade anspringen und mit Gewalt ins Haus zerren, als das Motorengeräusch nicht mehr zu ignorieren war. Mein Kopf vollführte einen Reißschwenk nach rechts, und meine Augen gewahrten, nein, nicht die vier Apokalyptischen Reiter, sondern bloß einen von ihnen: ein fettes BMW-Motorrad, auf dem ein rot behelmter Fahrer in schwarzer Lederkluft saß und mit einem Affentempo geradewegs auf meine Geliebte zuraste. Er war nur noch wenige Meter von ihr entfernt. Auch Sancta erblickte ihn nun, und plötzlich schien ihr nicht mehr nach Witzeleien zumute zu sein. Zunächst erstarrte sie zu ihrem ausgestopften Ebenbild, doch gleich darauf machte sie den dümmsten Fehler, den man in solch einer Lage machen kann. Anstatt sich mit einem beherzten Sprung zu mir an den Straßenrand zu retten, verlor sie sich in Panik und huschte wie ein Spielzeugauto mit kaputter Fernbedienung desorientiert mal in diese, mal in jene Richtung, vor und zurück, unentschlossen, welchen Teil des Asphalts sie dem Motorrad zur Durchfahrt
freilassen sollte. Der Fahrer, unterdessen in albtraumhafter Nähe, wurde dadurch erst recht in maßlose Verwirrung gestürzt, sodass er den Lenker aufgeregt hin- und herschlug und Slalom fuhr.
    Um es kurz zu machen, die Sache kam für Sancta doch noch zu einem guten Ende. Im letzten Moment, als sie unter die Räder zu geraten drohte, riss der Fahrer das Motorrad mit erstaunlicher Reaktionsschnelligkeit zur Seite und verfehlte sie um Haaresbreite. Puh, noch mal gut gegangen!
    Leider kann ich aber trotzdem nicht mit einem glücklichen Ende dienen, jedenfalls nicht, was mich betrifft. Denn für mich ging die Sache weniger gut aus. Ja, der Fahrer vollführte einen schier artistischen Schlenker um Sancta herum, wozu er das Motorrad bis an die Grenze des physikalisch Möglichen neigte, ohne vom Sitz zu stürzen. Er streifte mit den Rädern kreischend die Bordsteinkante und erwischte dabei seitlich – mich.

2
    An die folgenden Geschehnisse erinnere ich mich nur noch bruchstückhaft, und diese wenigen Bruchstücke erscheinen mir im Nachhinein so, als hätte ich sie durch ein schmutziges Fliegengitter betrachtet. Nichtsdestoweniger waren sie nicht derart verfälscht, als dass sie per se als bloße Trugbilder einer angeschlagenen Wahrnehmung hätten gelten können. Ich hatte schon irgendwie alles mitbekommen, nur eben unscharf und unterbrochen von gelegentlichen Blackouts.
    Nach dem großen Knall wurde ich von einem entsetzlichen Schmerz überwältigt und gleich darauf meterweit durch die Luft geschleudert. Der Aufprall auf dem Boden fiel einem der besagten Erinnerungsrisse zum Opfer. Zum Glück. Vollendete Düsternis senkte sich auf mich herab, schwer zu sagen, für wie lange. Als ich die Augen wieder einen Spaltbreit öffnete, sah ich gegen den blauen Himmel vertraute und besorgte Gesichter über mich gebeugt. Gustav, Sancta, Junior und eine Bulldoggen-Visage, die ich zunächst nirgendwo einzuordnen wusste, aber dann anhand des roten Helms als den Motorradfahrer identifizierte. Sie alle waren zu mir geeilt. Sancta weinte, Junior war völlig
aufgelöst, und Gustav redete wütend auf den Motorradheini ein. Samt und sonders schienen sie unter Schock zu stehen und mit der Situation völlig überfordert. Schließlich wurde beschlossen, dass der Verletzte schnellstens in die nächstgelegene Tierklinik gebracht werden solle. Danach verschwand ich erneut im schwarzen Loch.
    Bei meinem nächsten Erwachen lag ich auf einem Edelstahltisch und glotzte in eine abgedimmte, dreiäugige Operationsleuchte hinein. Ergo hatte man mich in der Zwischenzeit in die anvisierte Klinik verfrachtet. Weiße Schränke und medizinische Apparaturen um mich herum bestätigten die Annahme. Bis auf leise Kopfschmerzen fühlte ich mich eigentlich recht wohl, um nicht zu sagen geradezu fabelhaft. Sorglos war wohl der treffende Ausdruck. Kein Wunder, hatte man dem Patienten doch mit absoluter Sicherheit als erste Hilfsmaßnahme literweise Schmerzmittel gespritzt, damit er stillhielt. Dieses sorglose Gleiten auf Wattewolken wäre womöglich schlagartig in sein Gegenteil umgeschlagen, wenn man mir einen Spiegel vorgehalten hätte. Denn in welchem Maß mein Astralleib durch den Unfall in Mitleidenschaft gezogen worden war und ob ich am Ende nicht sogar völlig verkrüppelt dalag,
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