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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell
Autoren: Akif Pirinçci
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ihm zu Berge und verliehen ihm das Aussehen eines Irren. Was nicht verwunderte, wenn man sich wie er inmitten des Irrsinns befand. Ich hatte gedacht, daß das letzte Duell in diesem Fall zwischen mir und Adrian stattfinden würde. Es hatte auch einen gewissen Sinn ergeben, wenn es zu einem Duell zwischen dem schlauen Detektiv und dem niederträchtigen Mörder gekommen wäre. Doch diese Version eines Duells hatte in der Tat das Prädikat »irrsinnig« verdient.
    »Ich bin der Albtraum des Menschen«, sagte Max und drückte den Abessinier ans wuschelige Chimärengesicht, als sei er sein bester Freund. »Ich bin eine Felidae mit menschlichem Geist – leider auch mit menschlichem Gemüt. Findest du das normal, Papa? Ich meine, glaubst du wirklich, daß das von der Natur so vorgesehen war? Oder von Gott? Oder von der Börsenaufsicht? Ich weiß, was du mir sagen willst. Es ging ums Geld, ums große Geld. Da durfte man sich auch mal über ethische Wertmaßstäbe hinwegsetzen. Schon gar über Gefühle. Aber wir beide wissen, daß die Geschichte am Ende doch nicht so einfach ist, daß dies nicht die ganze Wahrheit ist, nicht, Papalein? In Wahrheit ging es doch um Gefühle, ein bißchen zumindest: um das menschliche Streben nach Unsterblichkeit. Du verfluchter alter Mann, hättest du nicht einfach eine Frau von deiner Art schwängern können wie alle angegrauten Herrscher es tun, anstatt deine beschissenen Gene in einem haarigen Monstrum zu verewigen! Ja, ihr habt richtig gehört, Leute ...«
    Er warf uns, die wir uns jetzt allesamt unweit der Versorgungsrohre zurückgezogen hatten, einen Seitenblick zu.
    »... der menschliche Teil von mir ist original Maximilian Hutchkins! Genauso böse – und genauso wertlos. Du konntest es dir nicht verkneifen, nicht wahr, Papa? Wenn schon das perfekte Haustier mit menschlichen Eigenschaften, dann eine Mischung aus dir und deinem Lieblingstier. Mensch, kotzt mich dein Größenwahn an!«
    Maximilian gab es auf, vor seinem Sohn Stück um Stück zurückzuweichen und blieb mit gesenktem Haupt vor dem lodernden Kamin stehen. Er zitterte und weinte, weinte um sein erbärmliches Leben. Max stand nun direkt vor ihm und stellte den Kanister auf dem Boden ab. Hinter ihm schimmerte ein beachtlicher See, der von der ausgegossenen Flüssigkeit gebildet wurde und sich langsam im Raum ausbreitete.
    »Ich stelle dir jetzt drei Fragen, Papa. Und ich hoffe, du gibst mir darauf die richtigen Antworten. Sonst finden wir uns schnell dort wieder, wohin wir beide eigentlich gehören: in der Hölle!«
    Maximilian entfuhr ein durchdringender Schluchzer.
    »Soziale Kontakte«, fuhr Max fort. »Du weißt, wovon ich rede, Papa? Ich meine, man will sich auch mal mit seinesgleichen unterhalten. Der andere ist der Spiegel von einem selber, sagt man. Und ohne den anderen gibt es einen vielleicht gar nicht wirklich. Man braucht Freunde im Leben, auch wenn dich wahrscheinlich der Neid deiner Feinde aufrechterhält. Der langen Rede kurzer Sinn: Gibt es noch einen von meiner Sorte, Papa?«
    Maximilian schüttelte langsam den Kopf
    »Nein«, sagte er. Es war eine unangenehme Stimme, tief und kratzig, wie ein Röcheln aus der Hölle. »Du bist der Prototyp. Leider nicht so perfekt gelungen, wie wir es uns vorgestellt haben. Wenn es einmal andere Exemplare geben sollte, werden sie sich von dir erheblich unterscheiden.«
    »Falsche Antwort!« brüllte Max und schmetterte den Abessinier in seiner Klaue wie eine Keule gegen den Kopf des Konzernbosses. Maximilian griff sich an sein linkes Ohr, und als er daran rieb, sah man, wie Blutschlieren den Hals bedeckten.
    »Stichwort Fortpflanzung«, sagte Max ohne das geringste Anzeichen von Mitgefühl gegenüber seinem alten Herrn. »Meine Geschlechtsorgane sind unterentwickelt, ich bin unfruchtbar, ein Neutrum. Ich nehme an, das war so gewollt. Das perfekte Haustier sollte sich nicht unkontrolliert vermehren, es sollte als Einzelexemplar und fabrikneu von Animalfarm bezogen werden. Produktmonopol nennt man das wohl. Eine Vermehrung findet allein durchs Klonen statt. Deshalb gestand man mir keine Sexualität zu. Gibt es irgendeine Möglichkeit, das zu ändern, Papa, so daß ich mich mit verwandten Arten paaren und Kinder bekommen kann?«
    »Nein, auch das ist unmöglich, Max«, erwiderte Papa. »Dieses Reich wird dir für immer versperrt bleiben.«
    »Falsche Antwort!« brüllte Max wieder und drosch mit dem Abessinier auf Maximilian ein. Auch aus dem anderen Ohr des Alten rann jetzt
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