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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell
Autoren: Akif Pirinçci
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Blut, aber er machte sich nicht mehr die Mühe, dagegen zu reiben, um sich Linderung zu verschaffen. Statt dessen fiel er auf die Knie, und, vom Blut besudelt, schaute er erwartungsvoll zu seinem mißratenen Sohn auf.
    »Und nun die Frage aller Fragen: Habt ihr inzwischen einen Weg gefunden, um die vorzeitige Vergreisung rückgängig zu machen?«
    »Ja«, antwortete der Alte überraschenderweise, und Max' weiße Augen schienen sich für einen Moment rosa zu färben.
    »Die Experimente sind nach Agathas und Dr. Gromykos Weggang in vollem Umfang weiterbetrieben worden. Wir haben viele der Kinderkrankheiten in den Griff bekommen. Aber leider, Max, mein schöner Sohn, mein einziger Sohn, ist die vorzeitige Vergreisung bei dir nicht mehr aufzuhalten. Schon in ein paar Wochen wirst du genauso alt sein wie ich. Und danach ...«
    »Falsche Antwort!" kreischte der Sohn, diesmal ohne auf den Vater einzuschlagen. »Falsche Antwort, Papa! Falsche Antwort, Papa! ...«
    Er schleuderte den Abessinier in hohem Bogen durch die Luft, ergriff den Kanister und überschüttete Maximilian mit der Flüssigkeit. Dann beugte er sich zu ihm herunter, nahm ihn zärtlich in beide Arme, wuchtete ihn hoch und blickte uns lange und stumm an. Seine Augen glühten so überhell wie eh und je, doch diesmal waren sie von Tränen benetzt. Anschließend lächelte er bitter, blinzelte mir zu und drehte uns den Rücken zu.
    »Zeit, nach Hause zu gehen, Papa«, sagte er und sprang, Maximilian in seinen Annen, mit einem Satz in den Kamin. Beide fingen sofort Feuer, und die lodernden Flammen umschlangen sie, als hätten sie nur auf die beiden gewartet.
    »Nein, nein, tu das nicht, Max!« schrie Fabulous vom anderen Ende der Manufaktur und stürmte in Richtung des Kamins. «Wir sind doch eine Familie!« rief sie immer wieder. »Wir sind doch alle eine Familie! Wir sind doch alle eine Familie! ...«
    Als sie etwa die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, bemerkte ich, wie Adrian vorpreschen wollte, um sie aufzuhalten,
    »Es ist zu spät, Adrian«, sagte ich und deutete mit dem Kopf zum Kamin. Inmitten der Flammen sah man eine brennende Fußklaue von Max gegen einen der glühenden Baumstämme stoßen. Blitzschnell rollte die Feuerwalze vorwärts, vom Kamin auf den Parkettboden, und im Nu hatte sie die ausgeschüttete Flüssigkeit erreicht. Augenblicklich erhob sich eine riesenhafte Feuerwand, deren Hitzewelle uns gleich dem Atem eines Drachens explosionsartig entgegenschlug. Fabulous verschwand in dem Inferno wie ein trockenes Blatt in einem Tornado.
    Die Manufaktur verwandelte sich mit brüllendem Tosen in ein Flammenmeer. Die Lohen züngelten wie ausgehungerte Bestien und griffen nach jedem Winkel und jedem Gegenstand, den es zu verschlingen galt. Gelbe, orangefarbene, rote und violette Feuerwellen, so hoch, daß sie schon die Decke erreicht hatten, nahmen alles in Besitz. Sogar die Mauern fingen Feuer. Von weitem sah ich die Wolpertinger auf dem Schreibtisch brennen. Die Flügel, die Augen, Schnäbel und Hörner glänzten für einen Moment blutrot, wie von innen beleuchtet, um sich schon im nächsten Moment mit einem dumpfen Paff! in nichts aufzulösen.
    »… Francis! Francis!«
    Diesmal war es Adrian, der mich im letzten Moment warnte. Ich schaute mich um und stellte fest, daß bis auf uns beide alle Brüder und Schwestern in den Röhren verschwunden waren.
    »Wird höchste Zeit!« sagte Drahthaar, kroch unter meinen Bauch und stemmte mich hoch. Es gelang mir, durch die Öffnung ins Rohr zu kriechen, und nachdem er ebenfalls drinnen war, entfernten wir uns vom Ort der Verdammnis. Wir kamen schnell vorwärts, während wir von weither das dumpfe Donnern mehrerer Explosionen vernahmen. Aus der alten Manufaktur war Max' und Maximilians Hölle geworden. Im Keller schwebten dichte Rauchschwaden, doch war das Feuer noch nicht bis hierher gedrungen. So konnten wir das Gebäude durch das Schlupfloch in der Mauer als letzte verlassen.
    Draußen bot sich ein wunderliches Bild. Der Sturm hatte sich aufgelöst und einem klaren, tiefblauen Himmel mit Tausenden von funkelnden Sternen Platz gemacht. Die kalte frische Luft tat mir gut, fegte die letzten Reste der Betäubung davon und verschaffte mir einen klaren Kopf. Ich war fast wieder der alte. Adrian und ich stiegen den verschneiten Hügel bis zu der Stelle abwärts, wo sich die geflüchteten Artgenossen versammelt hatten und auf uns warteten. Obwohl es sich um einen Haufen von alten Leutchen handelte, denen jede
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