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Felidae 4 - Das Duell

Titel: Felidae 4 - Das Duell
Autoren: Akif Pirinçci
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steuerten nicht wie erwartet die Öffnungen an den Versorgungsrohren an, sondern liefen zu mir. Mich von allen Seiten stützend, versuchten sie, mir wieder auf die wackeligen Beine zu helfen. Adrian sprang vom Operationstisch herunter und kam ebenfalls zu mir gerannt. Ich jedoch behielt fasziniert Max im Auge. Dessen Aufmerksamkeit war nun auf den toten Abessinier auf dem Operationstisch gerichtet.
    »Armes Tier«, sagte er, »Haben dich die bösen Männer totgemacht? Weißt du, du darfst das nicht persönlich nehmen. In früheren Zeiten haben wir die Menschen aufgefressen. Dafür fressen sie jetzt uns. Allerdings ist es schon erstaunlich, wie lange Rachegelüste anhalten können.«
    Er nahm den Toten in seine Klauen und schlang ihn wie einen Schal um seinen Hals. Danach drehte er sich um und begann, sämtliche Schränke und Schubladen zu durchstöbern.
    »Francis, du bist wirklich das As der Asse im Revier«, sprach er mit mir zugewandtem Rücken. »Ich weiß nicht, wieviel Zeichen ich in der Gegend hinterlegen mußte, bis überhaupt einer kapierte, daß es um ein Rätsel ging. Du fragst dich bestimmt, warum ich es getan habe? Du wirst es nicht für möglich halten, aber ich hatte viel Zeit und mir war langweilig. Ich habe es nicht so mit den Weibern, du verstehst? Aber das kann uns Maximilian gleich ausführlicher erklären. Jedenfalls hast du das Rätsel gelöst, und damit endet der Klamauk. Ich wünsche dir Glück und viel Erfolg bei deinen weiteren Fällen und ... ja, kein Scherz, ein langes Leben, mein Freund!«
    Er schien das, wonach er gesucht hatte, in einem der Schränke gefunden zu haben, holte einen weißen Kanister hervor und stellte ihn auf den Operationstisch. Ein großes, dreieckiges Zeichen mit stilisierten Flammen in der Mitte wies auf den leicht entzündbaren Inhalt hin.
    Die Weißkittel hatten inzwischen die Türen der letzten Käfige aufgeschlossen und somit sämtliche Gefangene freigelassen. Sie standen gerade in Max' Reichweite, als dieser sie mit beiden Klauen jäh am Nacken packte.
    »Was meint ihr, Jungs«, sagte er. »Könnte das Zeug vielleicht auch bei euch wirken?«
    Er stieß ihre Nasen auf das Tablett mit den Spritzen und Giftampullen,
    »Nein, nein!« flehte der eine. »Bitte nicht!« schrie der andere.
    »Warum denn nicht?« erwiderte Max, halb den Überraschten spielend, halb vor Freude grinsend. »Die Medizin, die ihr anderen verschreibt, müßte doch auch euch bekommen! Spritze ansetzen!«
    »Bitte, wir sind bloß die Handlanger ...« winselte einer von den Männern. »Verschone uns, bitte, bitte ...«
    »Spritze ansetzen, hab ich gesagt!« brüllte Max und knallte das Gesicht des Protestierenden auf das Tablett. Als er wieder hochkam, sah man, daß aus seiner Nase sturzbachartig Blut floß. Die Chimäre hatte ihm das Nasenbein gebrochen.
    Die beiden Ärzte machten heulend und wimmernd die Spritzen fertig, pumpten einen kleinen Strahl in die Luft, damit die Nadel keine Luft mehr enthielt, setzten sie in ihrer Armbeuge an, stockten jedoch, als es ums Zustechen ging. Max blähte seinen mächtigen Brustkorb auf, als reiße ihm nun endgültig der Geduldsfaden. Unter Schluchzern, die durch den ganzen Raum hallten, glitten die Nadeln ins Fleisch, entleerte sich das Gift in die Venen – bis schließlich die Arme der Männer kraftlos nach unten fielen. Die beiden schauten einander mit ausdrucklosem Blick an, als würden sie miteinander telepathisch kommunizieren. Die Spritzen steckten noch in ihren Armen wie ein schrulliger Körperschmuck.
    »Na, wer sagt's denn, zwischen Menschen und Tieren existiert gar kein so großer Unterschied«, sagte Max und gab ihnen einen Klaps auf die Schultern. Die Weißkittel kippten zur Seite und blieben mit verkrampften Gliedern auf dem Boden li egen.
    Max löste den Stöpsel von der Kanisteröffnung und nahm mit einer Klaue den toten Abessinier von seinem Hals. Mit der anderen Klaue ergriff er den Kanister, neigte ihn in die Diagonale, so daß die Chemikalie auf den Boden zu fließen begann, und bewegte sich langsam zu Maximilian Hutchkins. Der schlich von der Mauer rückwärts in Richtung Kamin. Die Deckenlampen beleuchteten eine Fratze puren Entsetzens. Zuckungen suchten das faltige Gesicht heim, insbesondere die Augen des Alten, während sein haariges Geschöpf auf ihn zuschritt und hinter sich eine flüssige Spur auf dem Parkett hinterließ. Maximilian zitterte am ganzen Körper und hatte anscheinend Atembeschwerden. Die langen weißen Haare standen
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