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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12
Autoren: Akif Pirinçci
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läßt, die sich gern mein Antlitz auf ihren Hintern tätowieren lassen, aber
ansonsten lieber brav die Raten ihrer Lebensversicherungen bedienen?«
    »Das ist ein Argument«, sagte der Abessinier und ließ sich
neben mir auf dem Schaffell nieder. Er hatte seinen Gegner geknackt und konnte
sich entspannen. »Aber Sie haben doch diese Auktion laufen. Da kommt bestimmt
wieder jede Menge Geld zusammen.«
    »Ungefähr so viel, wie ich in das Projekt hineingebuttert
habe.« Er kniff die Augenlider zusammen und überprüfte auf dem Bildschirm des
auf dem Boden stehenden Notebooks das neueste Gebot bei der Versteigerung. »In
zehn Minuten heißt es übrigens rien ne va plus. Doch was nützt es mir, wenn
nach der Auflösung des Pakts die Viecher gar nicht mit den neuen menschlichen
Besitzern sprechen dürfen?«
    »Nun ja, ich möchte Sie zwar nicht zu irgendwelchen
illegalen Handlungen ermuntern, aber das brauchen die doch vorläufig gar nicht
zu wissen.«
    Luzis Gesicht hellte sich mit einem Mal auf. Er verhielt
sich wie alle Betrüger, denen man gerade eine fabrikneue Masche ins Ohr
geflüstert hat. Fast gelöst wirkte sein spitzbübisches Lächeln. »Da ist was
dran. Und nach der Auktion bin ich sowieso weg – ich hau ab auf diesen Planeten
in Andromeda. Da soll es auch nicht so viele Gesetze wie hier geben, das heißt,
es existiert dort nur ein einziges Gesetz: Liebsein, Liebsein und noch mal
Liebsein. Wie öde! Na, die werden blöd gucken, wenn ich ihnen mit meinem
Lifestyle komme!«
    »Moment mal«, sagte ich. »Wenn diese Auktion ordnungsgemäß
über die Bühne geht, heißt das, daß Junior und ich uns nie mehr wiedersehen?«
    »Darauf kannst du deinen Schwanz verwetten, mein Freund.«
Luzifer weidete sich geradezu an meinem Entsetzen. »Für ihn liegt sogar das
höchste Gebot vor. Kannst du dir unter hundertfünfzig Millionen Euro ungefähr
etwas vorstellen?«
    Metathron legte eine Pfote auf meine Schulter. Seine ganze
mitfühlende Erscheinung mit den herabhängenden Ohren und den halb gesenkten
Augenlidern sagte mir, daß er nur zu gern meinen Schmerz mit mir geteilt hätte.
Doch diesen Schmerz vermochte nicht einmal Gott mit mir zu teilen. »Das ist ein
Vergleich, Francis, und kein Freispruch für irgend jemanden. Wie schon erwähnt,
wir stehen hier nicht vor einem Richter, und es gibt auch kein Urteil. Wer aber
nimmt, muß auch geben können. Es war von Anfang an klar, daß am Ende keiner
diesen Raum als Sieger verlassen würde. Du hast dich in deiner Jugend durch das
Böse verführen lassen und alle Tiere fahrlässig in große Gefahr gebracht. Nun
mußt du dafür zahlen. Genauso wie der Gegenseite wird auch dir ein Opfer
abverlangt. Akzeptierst du das Opfer nicht, anerkennst du zwangsläufig den Pakt
und die Zerstörung der göttlichen Ordnung, so wie wir sie kennen. Denk in
Zukunft erst einmal ein bißchen nach, bevor du etwas unterschreibst. Das Böse,
Francis, ist wie Haarwuchs. Da helfen kein Rasierer und keine Enthaarungscreme.
Es wächst immer nach. Wir können immer nur oben etwas abschneiden. Und das ist
das einzige, was wir dem Bösen entgegenzusetzen haben.«
    »Super-Plädoyer!« sagte Luzifer und griff sich in die
Jakkeninnentasche. »Du scheinst ja richtig was auf dem Trichter zu haben,
Freundchen. Sag mal, hast du zufällig eine Visitenkarte dabei? Vielleicht
benötige ich ja irgendwann einmal deine Dienste.« Er holte einen in der
Mitte zusammengefalteten Papierstoß aus dem Ledersessel hinter ihm. Er war
stark vergilbt mit braunen Flecken, und die Ränder waren von Mäusen
angeknabbert. Rückwärts geschriebene, zackige Schrift sprang mir ins Auge. Man
brauchte mir nicht lange zu erklären, um was es sich hier handelte.
    »Wie sieht es aus, Francis? Obwohl ich mich von euch
beiden immer noch ziemlich gerupft fühle, bin ich bereit, auf den Vergleich
einzugehen. Außer Spesen nichts gewesen‹ ist besser als ›voll daneben‹.« Er
hielt den Vertrag ins Kaminfeuer. Seine Augen funkelten vor boshaftem
Amüsement.
    »Ich willige ein«, sagte ich und seufzte schwer. »Auch
wenn ich nicht so genau weiß, was schlimmer ist: die eigene Seele verkaufen
oder den eigenen Sohn. Ich verfluche den Tag, an dem ich dir begegnet bin, du
Scheusal!«
    »Na, wenigstens etwas«, sagte Luzifer und ließ die Papiere
ins Kaminfeuer fallen. »Mist, jetzt kann ich wieder von vorne anfangen!«
    Als die Papiere mit den Flammen in Berührung kamen,
versprühten sie explosionsartig Funken, als wären sie zuvor
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