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Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12

Titel: Felidae 06 - Schandtat-neu-ok-22.02.12
Autoren: Akif Pirinçci
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Auge war.
    Zwischen dem zwölften und vierzehnten Jahrhundert wurden
alle ketzerischen Vereinigungen beschuldigt, dem Teufel in Gestalt einer großen
schwarzen Katze zu huldigen. Sie feierten angeblich Zeremonien, bei denen
rituelle Kindstötungen und Sexorgien en vogue waren, und deren Höhepunkt darin
bestand, gemeinschaftlich den Anus des vierbeinigen Teufel-Stellvertreters zu
küssen. Einem mittelalterlichen Glauben zufolge erschuf der Teufel die Katze
sogar persönlich – aus Versehen. Er wollte eigentlich einen Menschen schaffen,
aber es gelang ihm nur eine haarlose Katze. Petrus war es, der Mitleid mit
dieser armen Kreatur empfand und ihr ein Fell gab. Wenn der Teufel beschworen
werden sollte, benötigte man dazu immer eine Katze. Im schottischen Hochland
gab es einen Ritus, bei dem mehrere Personen eine lebende Katze rückwärts über
ihre Schulter in einen Röstofen mit zwei Türen werfen mußten. Obwohl (schwarze)
Katzen mit dem Odium der Hölle und der schwarzen Magie behaftet waren, diente
ausgerechnet ihre Leber häufig als Zutat bei der rituellen Teufelsaustreibung
(Exorzismus). Man dachte wohl im Geiste der Homöopathie, daß man böse Dinge am
besten mit bösen Dingen austreibt.
    Besonders gewütet hat man gegen Katzen im Zusammenhang mit
den Hexenverfolgungen. Das hatte zwei Gründe. Erstens glaubte man, daß sich
Hexen zeitweise in Katzen verwandelten. 1484 verkündete Papst Innozenz VIII.,
daß Hexen den Satan anbeten und die Gestalt ihrer tierischen Gehilfen, der
sogenannten »Hexentiere«, annehmen würden. Der Glaube, daß eine Hexe nur neun
Mal die Gestalt einer Katze annehmen könne (was die Vorstellung von den neun
Leben einer Katze widerspiegelt), war damals weit verbreitet. Zweitens
verdächtigte man Hexen, über Katzen in Verbindung mit dem Teufel zu stehen. Auf
dem Besenstiel saß auch immer eine Katze. Folgerichtig wurden Katzen oft
gemeinsam mit den Hexen gefoltert und verbrannt. In vielen Ländern Europas war
es außerdem üblich, an bestimmten Tagen »Treibjagden auf Hexen« zu machen,
sprich: Katzen zu fangen und zu töten. In Holland gab es sogar einen
»Katzenmittwoch«, an dem Katzen massenweise umgebracht wurden.
    Im katholischen Europa wurden Menschen gefoltert und
umgebracht, weil sie Katzen besaßen oder betreuten. In der Mitte des
siebzehnten Jahrhunderts kamen Katzen sogar selbst auf die Anklagebank; ein
Schuldspruch beförderte sie stets auf den Scheiterhaufen. Als die Pest in
Europa ein Drittel der Bevölkerung dahinraffte, wurde nicht den Ratten, sondern
den Katzen die Schuld gegeben. Der Oberbürgermeister von London ordnete die
Tötung aller Katzen an und beseitigte damit ohne sein Wissen die größte
Barriere gegen die Ausbreitung der Seuche. Zum Schutz gegen Unheil wurde beim
Bau von Häusern, Burgen und Kirchen oft eine lebendige Katze als »Bauopfer«
eingemauert.
     
    5
    Jeder, der sein Haustier im Schlaf beobachtet hat, wird bemerkt
haben, daß Katzen oder Hunde im Schlaf fauchen, knurren, ja sogar mit den
Pfoten zucken und strampeln. Diese Beobachtungen decken sich mit den Berichten
von Zoologen, die den Schluß nahelegen, daß auch Tiere träumen und Erlebtes so
»bearbeiten«. Der französische Neurologe Michel Jouvet ist der Meinung, daß bei
Katzen bestimmte Verhaltensabläufe, welche für das Jagen von Beutetieren
notwendig sind, nochmals im REM-Schlaf, gleichsam im »Trockentraining«,
ablaufen, bevor sie fest ins Gehirn einprogrammiert werden. »Die Träume der
Katzen spielen nur unter Mäusen«, brachten es schon die alten Chinesen auf den
Punkt.
    Wir wissen heute, daß Träume vorwiegend in bestimmten,
zyklisch wiederkehrenden Schlafphasen »ausgebrütet« werden, in denen wir
hektisch die Augen bewegen. Wer aus solch einer REM-Phase geweckt wird, kann so
gut wie immer einen Traum zum besten geben. Das Gehirn, das während des
traumlosen Schlummers fast völlig abschaltet, wird in dieser Periode von einem
wahren Feuerwerk von elektrischen Entladungen durchzuckt. Trotz dieser Erregung
wird die Muskulatur von einer unüberwindlichen Lähmung, der Traumstarre
(Atonie) übermannt. Vermutlich hat die Evolution den Träumer absichtlich
bewegungsunfähig gemacht, damit er keinen unsinnigen Traumgedanken in die Tat
umsetzt und sich mit imaginären Flügeln von der Fensterkante schwingt.
    Katzen verbringen jeden Tag etwa 16 Stunden in Morpheus'
Armen, was ungefähr 70 Prozent ihres Zeitbudgets ausmacht. Ungefähr 30 Prozent
des kätzischen Schlummers – genau
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