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Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Feinde der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Feinde der Zeit: Roman (German Edition)
Autoren: Julie Cross
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die Schlinge über den Kopf zog. »Du wirst dich noch ein paar Wochen schonen müssen.«
    Ich schaute Dad an. »Weißt du, wohin ich morgen früh fliege?«
    Er versuchte zu lächeln. »Du meinst, wohin wir fliegen. Ja, ich weiß es. In die Wüste.«
    »Wie zum Beispiel nach Arizona?«
    »Wie zum Beispiel in den Nahen Osten.«
    Nahost? Die Zuversicht, die Chief Marshall in mir geweckt hatte, schwand langsam wieder. Denn mir wurde klar, dass ich tatsächlich keine Ahnung hatte, worauf ich mich einließ.

16. März 2009, 6:00 Uhr
    »Will mir vielleicht mal jemand sagen, was zum Teufel hier los ist?«
    Dad, Marshall, Freeman und ich standen auf einem Rollfeld des New Yorker Flughafens JFK und schauten auf ein sehr schickes Privatflugzeug der Regierung. Ich war schon häufig in solche Flieger gestiegen, bislang jedoch immer in dem Glauben, es handele sich um Privatjets, die Dad als Vorstandsvorsitzender seiner Firma gestellt bekomme.
    »Jackson stößt für die nächsten Wochen zu unserer Gruppe dazu«, verkündete Marshall.
    Freeman starrte ihn verständnislos an. »Wie bitte? Soll das vielleicht eine Art Schülerpraktikum sein?«
    Marshall grinste süffisant in meine Richtung, als wollte er sagen, er habe ja gewusst, dass mich niemand ernst nehmen werde. »Ich will mich mal anders ausdrücken: Agent Jackson Meyer wird zu Ausbildungszwecken in die Abteilung Tempest aufgenommen. Hiermit weise ich ihn Ihrer Gruppe zu, der Progressiven Gefahrenabwehr. Behandeln Sie ihn mit derselben liebevollen Strenge wie alle anderen Rekruten.«
    Freeman schaute mich an. »Das ist ein Scherz, oder?«
    Dad klopfte ihm auf den Rücken. »Nein, ist es nicht. Er gehört Ihnen. Das Ganze hat doch in gewisser Weise Tradition, finden Sie nicht? Ihr Vater hat mich ausgebildet, ich Sie – und jetzt bilden Sie meinen Sohn aus.«
    Dad und Marshall bestiegen den Flieger und ließen mich mit dem verdutzten Freeman draußen zurück. Schließlich schüttelte er den Kopf, wandte sich mir zu und sagte leise: »Ich habe keine Ahnung, was Marshall hier abzieht, aber keine Sorge: Ich kümmere mich darum, dass dir nichts passiert.«
    »Äh, danke«, erwiderte ich, da ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.
    Beim Betreten des Flugzeugs zählte ich rasch einmal durch und kam auf elf mir unbekannte Gesichter. Alle jung. Sehr jung. Wahrscheinlich in meinem Alter oder ein, zwei Jahre älter. Meine Augen blieben an Jenni Stewart hängen, und ich wartete gespannt auf ihre Reaktion.
    Ihr Kopf flog herum und ihr Blick suchte Dad, als wüsste sie nicht, welche Rolle sie mir gegenüber nun spielen sollte. Vielleicht die der Sekretärin? Oder was ganz Neues?
    Marshall stellte sich hinter mich, und in der Kabine erhob sich Gemurmel, bis er das Wort ergriff: »Viele von Ihnen kennen Agent Meyer. Jackson, der Sohn von Meyer Senior, wird sich während der nächsten Expedition unserer Gruppe anschließen, und Sie behandeln ihn wie einen Teamkollegen, wenn ich bitten darf.«
    »Moment mal …«, meldete sich ein breitschultriger Typ aus der letzten Reihe zu Wort. »Das ist doch der, der französische Lyrik studiert, oder?«
    »Sollte der diesen Sommer nicht verzogene Gören betreuen oder so was?«, fragte ein anderer.
    Nervöses Gelächter erhob sich. Ich heftete meine Augen auf Jenni Stewart, da es ihr im Jahr 2007 nichts ausgemacht hatte, mir dabei zu helfen, das eine oder andere zu lernen. Sie schaute mich aus großen Augen verwirrt an, dann schoss ihr Blick von Marshall über Dad zu Freeman. Sie sagte keinen Ton, aber ich konnte förmlich hören, wie es in ihr arbeitete. Neben ihr saß ein dünner, sommersprossiger Junge, der sogar noch jünger sein musste als ich.
    Ich wählte den Sitz vor den beiden und reichte dem Jungen neben Jenni Stewart die Hand. »Ich bin Jackson.«
    »Ich weiß, wer du bist. Wir alle wissen das.« Er schlug die angebotene Hand aus und wandte seinen Blick wieder dem Buch in seinem Schoß zu. »Mason. Mason Sterling.«
    Jenni Stewart verdrehte die Augen und stieß Mason ihren Ellenbogen in die Seite. »Hey, das wird doch bestimmt lustig. Junior spielt Geheimagent. Er hat sich bestimmt auf den Boden geworfen und so lange geheult, bis er mit in dieses Flugzeug steigen durfte.«
    »Exakt«, sagte Mason leise.
    Ich seufzte, drehte mich um und sank so tief in den Sitz, dass niemand auf die Idee kommen konnte, mich mit irgendwelchen Sachen zu bewerfen. Okay. Wie es aussah, musste ich mich wohl erst mal beweisen, um in dieser Gruppe akzeptiert zu
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