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Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)

Titel: Feind der Familie (Rex Corda Nova) (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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schmächtig gebaut. Die Kolonialwelt, von der er stammte, war von geringerer Schwerkraft als die Zentralwelten wie Khara oder Orathon selbst, der Planet, auf dem sie sich gerade befanden und der auch die Welt war, auf der Sigam geboren und aufgewachsen war. Benilon hatte hart trainiert, um sich anzupassen und sein in orathonischen Maßstäben drahtiger Körper war ein Bündel effektiver Muskeln.
    »Kein Problem, Sigam«, erwiderte er. »Wir können der alten Schinderin doch so einen billigen Triumph nicht gönnen!«
    »So ist es! Komm, die Ertüchtigung beginnt gleich. Heute ist Folat auf dem Plan. Wir sollten sehen, daß wir ins gleiche Team kommen.«
    Sigam begann unvermittelt, auf die Turnhalle zuzusprinten. Nomar folgte ihm auf dem Fuße. Folat war ein sehr populärer Ballsport und das Team Agelon-Benilon war als unschlagbar bekannt. Als die lärmende Horde der Schüler das Gebäude verlassen hatte, trat die Instruktorin aus der Tür. Sie hatte natürlich jedes Wort mitgehört. Ihre Gesichtszüge waren versteinert, in ihren stechenden Augen lag ein eigentümlicher Glanz. Nachdem sie einen Moment innegehalten hatte, wandte sie sich abrupt ab, schritt auf ihr Büro zu und setzte sich an ihren Schreibtisch.
    »Eine Verbindung zu Moga Agelon«, befahl sie dem Bürocomputer. Ein bestätigender Signalton erklang.
     
    *
     
    »Sigam, der Benilon-Junge ist kein Umgang für dich.«
    Moga Agelon starrte auf seinen dritten Sohn herab. Sein breites Gesicht strahlte bekümmertes Wohlwollen und Güte aus. Der Herr der Agelons, Vorsitzender des Rates der FAMILIE, konnte mit seinem Gesicht spielen wie mit einem Musikinstrument. Mal drückte es Strenge aus, Autorität und Macht. Er konnte Entschlossenheit ausstrahlen wie auf Kommando, ganz unabhängig von seinen Empfindungen. Diese Fähigkeit, die Mimik als Instrument der Kommunikation zur Perfektion entwickelt zu haben, hatte ihm bei seiner Karriere in der Oligarchie des Orathonischen Reiches sehr geholfen.
    In diesem Augenblick gab er das Bild eines besorgten, fürsorglichen, strengen aber gerechten Familienvaters ab. Dieser Eindruck wäre perfekt gewesen, würde sein Sohn Sigam nicht nackt, mit blutigen Striemen auf dem Rücken und zitternden Lippen vor ihm auf dem Boden liegen.
    In seiner rechten Hand hielt Moha Agelon den flexiblen Gummistab, den jedes Mitglied seiner unmittelbaren Familie nur zu gut kannte; vor allem die beiden flachen Metallschrauben am oberen Ende und das pfeifende Geräusch, das diese verursachten, wenn Moga Agelons starker Arm den Stab auf seine Opfer niedersausen ließ.
    Auch Sigam war dieses Geräusch wohl bekannt. Er hatte es wahrscheinlich schon öfter gehört als seine Geschwister, da er aufsässiger war als sie. Gleichzeitig, das mußte sein Vater eingestehen, war Sigam der intelligenteste von allen, mit offensichtlich großen Anlagen und Fähigkeiten. Moga Agelon hatte es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Potential in die richtigen Bahnen zu lenken. Und das ging nur mit eiserner Disziplin.
    Sigam öffnete seinen Mund. Ein feiner Blutfaden fand seinen Weg über seine Lippen.
    »Vater«, stöhnte der Junge.
    »Schweig!« herrschte Agelon. »Die Benilons mögen nützliche Mitglieder der FAMILIE sein - innerhalb ihrer offensichtlichen Begrenzungen. Doch ein Agelon gehört zu den wahren Herrschern des Reiches und muß sich mit jenen messen, die diese Macht in Händen halten. Du wirst die Freundschaft mit Nomar beenden.«
    Sigam senkte den Kopf in Unterwerfung - und damit sein Vater nicht das verräterische, aufsässige Leuchten in seinen Augen sehen konnte.
    »Und morgen wirst du mir die Namen aller Agelons der Dritten Dynastie von Thalon aufsagen«, ergänzte Moga. Sigam preßte die Lippen zusammen.
    »Die Durno!« schoß es ihm durch den Kopf. »Die Durno...«
    Noch konnte er nichts gegen sie unternehmen. Aber in vier Jahren war die Schulzeit vorbei. In Sigams Gehirn begann sich ein Plan zu festigen, ein sehr, sehr langfristiger Plan...
     
    *
     
    »Man könnte fast bedauern, daß wir sie los sind.«
    Nomar nickte Sigam zu. Die beiden jungen Männer hielten Gläser mit Thok in den Händen, ein leicht alkoholisiertes Getränk, das auf der gerade ihrem Ende zugehenden Abschiedsfeier ihres Jahrgangs gereicht wurde. Wie traditionell so üblich, war die gesamte Abschlußklasse zum Strandheim der Eliteschule gefahren, um dort, nach der Übergabe der Urkunden, in eine wilde Party auszubrechen, die Ausdruck ungestümer Freiheit nach Jahren harter Disziplin
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