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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion
Autoren: Peter F. Hamilton
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das?« fragte Jenny.
    »Zwei von ihnen, glaube ich.« Will spielte rasch die gespeicherte Aufnahme ab. Es war ein dunkler, fetter Schatten, der hinter einem der Bäume hervorschoß und sich dann teilte. Das war der Augenblick, in dem Will gefeuert hatte, und das Bild verwackelte. Doch die schwarzen Schatten wollten sich nicht auflösen, ganz gleich, wie viele Schärfungsprogramme er über die Aufnahme laufen ließ. Sie waren definitiv zu groß für Sayce – und sie hatten sich in Wills Richtung bewegt und dabei die überwucherten Baumstämme als Deckung benutzt.
    Er spürte einen Anflug von Bewunderung. Sie waren wirklich gut.
    »Was jetzt?« fragte er per Datavis. Niemand antwortete. Er wiederholte die Frage laut.
    »Aufklärung und Auswertung«, sagte Jenny ebenfalls laut; sie hatte in diesem Augenblick festgestellt, daß die Dataviskanäle unterbrochen waren. »Wir befinden uns immer noch in Reichweite dieses verdammten elektromagnetischen Störeffekts.«
    Über ihr gab es einen lautlosen orangefarbenen Blitz, und das obere Drittel eines zehn Meter entfernten Baums kippte langsam über. Es hing nur noch an ein paar Splittern fest, die stark verkohlt waren. In dem Augenblick, als die Krone die Horizontale erreicht hatte, fingen die Blätter Feuer. Sie flackerten hell auf und erzeugten einen Ring aus blau-grauem Rauch, und dann brannten sie richtig. Zwei Vennals sprangen heraus. Sie kreischten vor Schmerz, und ihre Felle waren schlimm verbrannt. Bevor die Krone in ihrer ganzen Länge zu Boden krachte, brannte sie mit einer Glut, die der Sonne gleichkam.
    Die Pferde wieherten erschrocken und scheuten, doch sie wurden von aufgerüsteten Muskeln zu Boden gezerrt.
    Jenny wurde bewußt, daß die Tiere rasch zu einer Belastung zu werden drohten, während sie ihr Pferd festhalten mußte. Ihre neurale Nanonik hatte einen Laserstrahl entdeckt, der den Baum getroffen und gefällt hatte. Doch es hatte keinen nachfolgenden Energieausbruch gegeben, der für das Feuer verantwortlich hätte sein können.
    Deans Sensoren hatten den Laserstrahl ebenfalls aufgefangen. Er feuerte eine Fächersalve von fünfzig Schuß in die Richtung, wo er den Ursprung vermutete.
    Das Feuer in der Krone des gefallenen Baums erlosch. Es hatte nichts außer einem schwelenden, spitz zulaufenden, verkohlten Stamm und einem Haufen Asche zurückgelassen. Ringsum schwelten in weitem Umkreis angesengte Kriechpflanzen.
    »Was zur Hölle war das?« fragte Dean.
    »Keine Daten«, antwortete Jenny. »Aber es wird kein Spaziergang.«
    Kleine Kugeln aus lebhaftem weißen Feuer rasten an den Stämmen mehrerer nahestehender Bäume hinauf wie eine bizarre, astrale Flüssigkeit. Hinter ihnen schrumpfte die Rinde und schälte sich in langen Streifen ab, und das nackte Holz darunter brüllte wie ein offener Brennkessel, als es Feuer fing. Die Flammen verdoppelten ihre Intensität. Jenny, Will und Dean waren mit einemmal von zwölf riesigen Fackeln eingekreist.
    Jennys Retinaimplantate hatten Mühe, mit dem Photonenbombardement fertig zu werden. Ihr Pferd scheute erneut und kämpfte gegen sie an. Es warf den Kopf hin und her, um ihren Griff abzuschütteln, und die Vorderhufe kreisten gefährlich dicht vor Jennys Kopf. Sie sah die Panik in den Augen des Tieres. Schaum stand vor seinem Maul, und die Flocken sprühten auf ihren Kampfanzug.
    »Rettet die Ausrüstung!« rief sie. »Wir können die Pferde nicht mehr länger unter Kontrolle halten.«
    Will hörte den Befehl in dem Augenblick, als sein eigenes Pferd zu bocken begann und mit den Hinterläufen nach imaginären Feinden austrat. Er schmetterte dem Tier die Faust auf den Schädel, genau zwischen die Augen, und für eine Sekunde erstarrte es in betäubter Überraschung. Dann brach es langsam ein und ging zu Boden. Einer der brennenden Bäume gab ein lautes Kreischen von sich und kippte um. Der Stamm krachte auf den Rücken des Pferdes, brach Rippen und Beine und sengte sich seinen Weg durch das Fleisch. Öliger Rauch stieg auf. Will schoß vor und zerrte am Sattelgurt. Wills Kampfanzug sandte eine Warnung in seine neurale Nanonik, als der Ansturm der Hitze gegen die äußere Isolierschicht brandete.
    Kugeln aus orangefarbenen Flammen jagten über ihm durch die Luft und spuckten Ströme schwarzer Flüssigkeit aus: Vennals auf der Flucht und sterbend, während ihre Schlafplätze in lodernde Flammen aufgingen. Kleine verdorrte Körper prasselten ringsum zu Boden; einige bewegten sich noch schwach.
    Dean und Jenny
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