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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion
Autoren: Peter F. Hamilton
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danke.« Glücklicherweise hatte niemand den Zwischenfall beachtet. Wenn er sich umgedreht hätte … Graeme errötete im nachhinein und bückte sich, um die Glasscherben aufzuheben. Als er sich wieder aufrichtete, stand das Paar bereits an der Theke. Irgendwie war es ihnen gelungen, sich problemlos durch das Gedränge zu schieben.
    Graeme startete ein Suchprogramm in seiner neuralen Nanonik. Nicht, daß er sich vielleicht hätte irren können. Das Programm fand ein Bild in der Datei mit den Persönlichkeiten öffentlichen Interesses, aufgenommen vor vierzig Jahren. Es paßte perfekt.
    Laton!
     
    Lieutenant Jenny Harris schnalzte mit den Zügeln, und das graubraune Pferd schlug einen weiten Bogen um den Qualtook-Baum ein. Abgesehen von einem didaktischen Kursus und einer Woche im Sattel vor fünf Jahren, im Verlauf einer ESA-Transportübung daheim auf Kulu, besaß sie keinerlei Erfahrung im Umgang mit Reitpferden. Und doch war sie jetzt hier und führte eine Expedition durch einen der dichtesten Dschungelabschnitte im gesamten Netzwerk aus Nebenflüssen des Juliffe, und gleichzeitig versuchte sie noch, der Aufmerksamkeit einer möglichen militärischen Invasionsstreitmacht zu entgehen. Es war nicht die beste Methode, um sich in die Kunst des Reitens zu vertiefen. Sie glaubte, das Pferd müsse ihr Unbehagen spüren, denn es benahm sich störrisch. Nach lediglich drei Stunden im Sattel schrie jeder einzelne Muskel vom Bauchnabel abwärts um Gnade. Ihre Arme und Schultern waren steif, ihr Hintern hatte erst noch von der ungewohnten Anstrengung geschmerzt und war dann taub geworden, bevor er sich anfühlte, als würden tausend Nadeln ihn durchbohren.
    Ich frage mich, was diese Anstrengung mit meinen Implantaten macht.
    In ihrer neuralen Nanonik lief ein erweitertes Sensor-Analyseprogramm, das ihre periphere Sicht erweiterte und die Hörschwelle für akustische Signale herabsetzte und beide Quellen nach Anzeichen von versteckten Feinden absuchte. Im Grunde genommen handelte es sich um nichts weiter als elektronische Paranoia.
    Seit sie von Bord der Isakore gegangen waren, hatten sie nichts entdeckt, was auch nur entfernt nach Bedrohung ausgesehen hätte – mit Ausnahme eines einzelnen Sayce, und selbst der hatte sein Glück gegen drei große Pferde nicht auf die Probe stellen wollen.
    Jenny hörte Dean Folan und Will Danza hinter sich und fragte sich, ob sie ähnliche Probleme mit ihren Pferden hatten. Die beiden Soldaten der ESA G66 Division (Taktischer Kampf) in ihrem Rücken waren ein stärkerer Trost als alles, was ein Stimulationsprogramm zustande bringen konnte. Jenny war in allgemeinen verdeckten Operationen ausgebildet, doch die Gene der beiden waren praktisch für den Kampf gezüchtet, und im Zusammenspiel mit ihren nanonischen Supplementen waren sie phantastische Kampfmaschinen.
    Dean Folan war Mitte Dreißig, ein stiller, dunkelhäutiger Mann mit der Art von subtilem guten Aussehen, die fast allen genetisch Manipulierten zu eigen war. Er war nur durchschnittlich groß, doch seine Gliedmaßen waren lang und kräftig und ließen seinen Torso beinahe verkümmert wirken. Jenny wußte, daß es an der verstärkten Muskulatur lag; die siliziumfaserverstärkten Knochen waren verlängert worden, um den Muskeln eine bessere Hebelwirkung zu verschaffen – und um mehr Platz für Implantate zur Verfügung zu stellen.
    Will Danza paßte genau in die Vorstellung, die Menschen von einem modernen Soldaten hatten: fünfundzwanzig Jahre alt, groß, breitschultrig, mit langen, geschmeidigen Muskeln. Er war der Genotyp des alten preußischen Gardisten, blond, höflich und ohne jeden Humor. Er war von einer fast körperlich spürbaren Aura der Gefahr umgeben; man legte sich in einer Kneipe nicht mit einem Typ wie Danza an, ganz egal, wieviel man getrunken hatte. Danza hatte im Verlauf der letzten drei Jahre an drei geheimen Aktionen teilgenommen. Jenny hatte seine Personalakte eingesehen, als der Dschungeleinsatz noch im Planungsstadium gewesen war; es waren harte Aktionen gewesen, und eine davon hatte ihm acht Monate in einem Hospital eingebracht, wo er aus geklonten Organen wiederhergestellt worden war, sowie einen Smaragdstern, verliehen vom Duke von Salion, dem ersten Cousin von Kulus Alastair II und Vorsitzenden der Sicherheitskommission des Geheimen Staatsrates von Kulu. Danza hatte während der gesamten Reise den Fluß hinauf kein Wort über die Geschichte verloren.
    Ringsum veränderte sich der Dschungel nach und nach.
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