Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feentod

Feentod

Titel: Feentod
Autoren: Juliane Breinl
Vom Netzwerk:
konnte den mitleidigen Blick von Herrn Jordan förmlich spüren.
    Â»Mir reichen zwei Nächte vollkommen«, beeilte sie sich, die beiden zu beruhigen. Und das entsprach auch der Wahrheit. Sie hatte sich für diese Variante entschieden, weil sie die Freiheit, die ihr die Mutter hinter dem Rücken des Vaters eingeräumt hatte, nicht ausreizen wollte. Man konnte nie wissen! Am Ende kam ihr Vater auf die Idee, schon einen Tag früher heimzukehren.
    Â»Bleibt dann Kati wenigstens alle Nächte, Alina? Bei aller Liebe. Mir ist nicht wohl dabei, wenn du die letzte Nacht alleine im Zelt schläfst.«
    Noraya erstarrte. Was hatte Herr Jordan da eben gesagt? Kati war auch mit von der Partie? Mit offenem Mund starrte sie Alina an, die lässig antworte: »Keine Sorge, Paps. Kati bleibt bis Montag.«
    Â»Kati?« Noraya war immer noch wie versteinert, als Herr Jordan sich ein paar Minuten später verabschiedet hatte.
    Â»Klar Kati. Habe ich dir doch schon gesagt, dass sie auch mit dabei ist«, wiegelte Alina ab.
    Doch Noraya war nicht so einfach zu beruhigen. »Das höre ich zum ersten Mal!«
    Â»Quatsch. Kati und ich haben das doch quasi schon beim letzten Festival ausgemacht. Hier habe ich sie vor genau einem Jahr kennengelernt. Und ihr zwei lernt euch jetzt auch endlich einmal besser kennen!«
    Noraya schüttelte ungläubig den Kopf. Sie war völlig perplex. So perplex, dass sie für einen Augenblick sogar das immer näher rückende Konzert vergaß. »Ich wüsste es hundertprozentig, wenn du mir davon erzählt hättest. Weil ich dir dann nämlich gesagt hätte, dass ich darauf keinen Bock habe!«
    Â»Jetzt krieg dich mal ein. Kati ist ’ne ganz Nette.«
    Â»Aber ich kenn sie kaum. Und ich habe jetzt wirklich den Kopf mit anderen Sachen voll, als ausgerechnet Kati besser kennenzulernen. Gleich stehe ich da oben auf der großen Bühne. Vor all den Leuten! Wenn ich daran denke, wird mir ganz schlecht.« Noraya spürte, wie der Ärger ihr auf den ohnehin schon angegriffenen Magen schlug. Auf Alinas eigenmächtige Einfälle konnte sie echt verzichten.
    Â»Aber mit deinem Auftritt hat doch Kati nix zu tun. Die kommt sowieso erst viel später. Reg dich also ab und ruh dich lieber noch ein bisschen aus, bevor es ernst wird.«
    Â»Na toll!«, schmollte Noraya und verschwand im Zelt. Sie musste sich erst einmal sammeln. Ihr war klar, dass sie jetzt sowieso nichts mehr ändern konnte, und so versuchte sie, den Ärger herunterzuschlucken. Vielleicht war Kati ja auch wirklich nett.
    Â»Hey, hältst du jetzt da drinnen dein Mittagsschläfchen?«
    Gegen ihren Willen musste Noraya lachen und streckte wieder ihren Kopf aus dem Zelt. »Wenigstens hast du es mit deiner Überraschung geschafft, dass ich jetzt nicht mehr an das Konzert denke.«
    Â»Bist du so aufgeregt?« Alina half Noraya durch die niedrige Öffnung.
    Â»Klar«, gab sie zu und Alina nahm sie in den Arm.
    Â»Das wird ganz toll!«, versprach sie. Als sie einige Momente später nebeneinander im Gras lagen und sich die Sonne aufs Gesicht scheinen ließen, war der Ärger schon wieder verraucht.
    Die Zeit bis zum Soundcheck verging wie im Flug. Alina hatte sich alleine über den Sekt hergemacht, weil Noraya ihrem Vorsatz treu blieb, vor dem Auftritt keinen Tropfen zu trinken. Sie wollte so wach wie möglich sein. Alina hingegen merkte man den Alkohol an. Sie kicherte unentwegt über die kleinsten Dinge und konnte es gar nicht erwarten, Noraya alles zu zeigen. In einem Affentempo scheuchte sie ihre Freundin über das Festivalgelände. Wenn sie dabei nicht gerade von Hagen schwärmte, kommentierte sie lauthals giggelnd jeden Stand, an dem sie vorbeikamen.
    Â»Was machen wir eigentlich nach eurem Auftritt?«, fragte Alina, als sie endlich bei der Bühne angelangt waren. Noraya konnte nur mit den Schultern zucken. Sie stand vor der großen schwarzen Bühne, auf der gerade eine andere Band ihren Soundcheck machte. Schlagartig spürte sie einen dicken Kloß in ihrem Hals.
    Â»Hast du schon wieder die Hosen voll?« Alina sah Noraya mit ihren hellblauen Wasseraugen forschend an. Doch als sie die leichte Panik im Blick ihrer Freundin erkannte, korrigierte sie ihren flapsigen Spruch sofort. »Noralein, das Letzte, was du heute haben musst, ist Angst. Du singst geil. Die Band ist spitze und das Wichtigste, dein Outfit ist umwerfend.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher