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Federzirkel 03 - Vertrauen und Unterwerfung

Federzirkel 03 - Vertrauen und Unterwerfung

Titel: Federzirkel 03 - Vertrauen und Unterwerfung
Autoren: Linda Mignani
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Tränen in die Augen, weil es ihn an sich selbst erinnerte und zudem die Verzweiflung und Hilflosigkeit eines misshandelten Opfers verdeutlichte. Diese Art Schreie lösten sich nur aus gebrochenen Menschen. Sallys Nachthemd rutschte nach oben und entblößte die Narben auf ihren Oberschenkeln. Die Ratte hatte sich mit Zigaretten an ihr ausgetobt. Das entsetzliche Zittern traf ihn heftig. Miles hob sie hoch, und der ausgezehrte Körper erweckte in ihm den Wunsch, dem Schwein, das aus dem tiefsten Loch gekrochen war, die Haut abzuziehen. Miles war in der letzten Zeit kaum von ihrer Seite gewichen, und heute war das erste Mal, dass sie richtig das Bewusstsein erlangte. Sie hatten sie vor ein paar Tagen in den Federzirkel gebracht und die Medikation verringert. Zwei Krankenschwestern hatten bis gestern gemeinsam mit ihnen über sie gewacht.
    Es herrschte Einigkeit, dass Sally im Federzirkel bleiben musste, bis sie genesen war. Die körperlichen Verletzungen würden verheilen, allerdings weitere Narben hinterlassen. Doch bei den psychischen Wunden verspürte er Unsicherheit.
    Sie kamen nicht umhin, viel Fingerspitzengefühl zu beweisen, um Sally ins Leben zurückzuholen, und nicht immer durften sie sanft vorgehen. Das wusste er aus eigener Erfahrung.
    Er setzte sich auf die Bettkante, löste jedoch nicht die Hände von ihr. Sie musste sich daran gewöhnen, dass Berührungen nicht Schmerz bedeuteten. Sally lag halb auf seinem Schoß, geschüttelt von harten Schluchzern, die ihn schmerzten, bis sie erschöpft die Glieder entspannte. Ihr Kopf ruhte an seinem Brustkorb, und er streichelte ihre Stirn, hörte erst auf, als sie einen tiefen Atemzug nahm und die Lider öffnete.
    Sie traute sich nicht, ihn anzusehen. Auch das wollte er schnellstmöglich ändern. Er liebte es, in den Augen von Frauen zu versinken, egal, was er mit ihnen anstellte. Die Maestros des Federzirkels legten viel Wert auf die Reaktionen der Schiavas, die sich vertrauensvoll in ihre Hände begaben.
    Halbherzig versuchte Sally, sich aus der Umarmung zu lösen, doch er gedachte nicht, es zuzulassen.
    „Lass mich dich noch einen Augenblick halten.“
    Scheu sah sie ihn an, gleichzeitig stand Verwunderung klar auf dem schmalen Gesicht.
    „Ich brauche den Trost.“
    Für einen Sekundenbruchteil versteifte sie sich, als ob sie damit rechnete, dass er sie verhöhnte, in Sicherheit wiegen wollte, nur um ihr anschließend härter zu schaden.
    Dann presste sie ihre Wange erneut gegen seinen Brustkorb. Es entlockte ihm ein Lächeln. Der erste Faden eines zerbrechlichen Vertrauensverhältnisses, umso kostbarer, weil ihre Furcht es jederzeit zu verschlucken drohte.
    „Kim möchte dich sehen.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann das nicht.“
    Ihre Stimme klang rau. Er hielt den Becher an ihre Lippen, und sie schluckte gehorsam. Vorsichtig legte er sie auf das Bett und sah ihr tief in die Augen, die von einem wunderschönen graublau waren und in dem schmalen Gesicht übergroß wirkten. Einzelne Sommersprossen zierten ihre Wangen. Kim hatte ihm ein Foto von Sally gezeigt, wie sie ausgesehen hatte, bevor sie Séamus kennenlernte. Ihre rotgoldenen Haare hatten einer wilden Mähne geglichen, jetzt hingen sie leblos bis zu ihrem Kinn. Auf dem Bild warf sie lachend den Kopf zurück. Wortlos hatte Kim es ihm geschenkt. Er wusste nicht wieso, doch er trug es immer bei sich.
    Verunsichert starrte sie ihn an. Er nahm den Waschlappen, um die Tränenspuren fortzuwischen. Tapfer unterdrückte sie das Zurückweichen. Er plante, sie ständig zu berühren, bis sie keinen Gedanken mehr daran verschwendete, dass sie Angst vor seinen Händen verspürte.
    Sie brauchte eine Vanilla-Beziehung. Er wollte sie darauf vorbereiten, denn sie benötigte einen starken Mann an ihrer Seite, der sie auffing. Bliebe sie allein, würden die Erlebnisse sie langsam umbringen.
    „Möchtest du ein Schmerzmittel?“
    Erneut setzte sie an, den Kopf zu schütteln.
    „Sag es mir, Sally.“
    „Nein. Wie geht es Kim und Viola?“
    Sally verabscheute es offensichtlich, im Mittelpunkt zu stehen und versuchte, seine Aufmerksamkeit von sich abzulenken.
    Ein klägliches Unterfangen, weil sie die Aufmerksamkeit des Federzirkels besaß. Sie bestimmten, wann Sally ihrer Hilfe nicht mehr bedurfte.
    Sie sprach schnell, von der Angst getrieben, den Gedanken Freiraum zu gewähren. Sie zog ihn an, nicht nur ein wenig. Sämtliche seiner Beschützerinstinkte als Maestro und Mann erwachten nicht nur, sie loderten
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