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Faulspiel (German Edition)

Faulspiel (German Edition)

Titel: Faulspiel (German Edition)
Autoren: A. Noa
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Kind an der Hand. Die Nachwuchskicker liefen mit vor Stolz geschwollener Brust neben ihren Idolen her. Empfangen wurden sie von einem Blitzlichtgewitter der unzähligen Kameras, die auf sie gerichtet waren.
    Niemand konnte sich der Faszination und der Atmosphäre in der Arena entziehen. Fast jeder der Anwesenden hatte eineGänsehaut; Runge lief ein kalter Schauer über den Rücken. Die Tribünen waren getränkt in ein Meer von Fahnen. Er hätte sein letztes Hemd dafür gegeben, nur ein einziges Mal vor solch einer Kulisse im Trikot auflaufen zu dürfen!

    Selbst vor dem Fernseher spürte Max die ungeheure Spannung, die von der Szenerie ausging. Wie gerne wäre er jetzt mit auf dem Spielfeld gewesen, doch diese Schweine hatten ihm seinen größten Traum genommen.
    Solch ein Finale und er durfte nicht dabei sein!
    Max Kaiser saß allein in seinem Zimmer und verfolgte den Anstoß des Spiels vor dem Bildschirm.
    Kurz zuvor hatte er noch einen Anruf von einem Spielervermittler bekommen, der ihm ein lukratives Angebot eines spanischen Top-Clubs unterbreiten wollte. Vor zwei Tagen noch hätte ihn dieses Angebot mit Stolz erfüllt, doch im Moment wusste er nicht genau, was er davon halten sollte. Sein Gefühlsleben war völlig durcheinander geraten, und er war sich nicht ganz klar darüber, welche der vielen Empfindungen überwogen. Waren es mehr Wut und Zorn oder Enttäuschung und Trauer?
    Sollte Runge Recht haben mit dem, was er sagte, würde er alles tun, was in seiner Macht stand, um diesen Sport wieder sauber zu machen, dessen war er sich absolut sicher.
    Wie sollte es bloß mit seiner Karriere weitergehen, wenn sich herausstellte, dass alles nur fauler Zauber war?
    Wie sollte er mit reinem Gewissen einem Kind, das voller Stolz sein Trikot trug, ein Autogramm geben?
    Seine Eltern hatten bisher alles für ihn geregelt und seine Probleme gelöst. Jetzt stand er vor der wichtigsten Entscheidung in seinem noch so jungen Leben und die musste er ganz allein treffen!
    Das Spiel befand sich bereits in der zwanzigsten Minute, und über seine Gedanken hatte er noch nicht viel von den Geschehnissen auf dem Rasen mitbekommen. Es war das Abtasten zweier Giganten. Jede Mannschaft wartete darauf, dass die andere einen Fehler machen würde. Seine Jungs spielten auch nicht den offensiven Hurra-Stil, der sie bisher so erfolgreich gemacht hatte, und mit dem sie fast jeden Gegner in die Knie gezwungen hatten.
    Was sie hier boten, war eher Fußball zum Abgewöhnen. Es tat weh, dabei zuzusehen, und das Spiel erweckte den Anschein, als hätten die Kicker das Fußballspielen binnen Tagen verlernt. Das hatte nichts mehr mit dem Fußball zu tun, mit dem sie in den letzten Monaten die Massen begeistert und fast jedes Stadion zum Überkochen gebracht hatten!

    Mit Argusaugen beobachtete Runge die Geschehnisse auf dem Rasen. Solch einen Grottenkick hatte er schon lange nicht mehr gesehen! Was die Mannschaften boten, war unterirdisch. Not spielte gegen Elend. In dieser Verfassung war keiner der beiden eines Meisters würdig. Das Geschehen spielte sich ausschließlich im Mittelfeld ab, und Torszenen waren Mangelware; als hätten sie einen Nichtangriffspakt geschlossen.
    Das Spiel lebte nur noch von den Erwartungen.
    Im Grunde genommen hätten die Zuschauer für diese Darbietung Schmerzensgeld verdient.
    Selbst die DFB-Honoratioren unterhielten sich angeregt; das Spiel schien sie nicht sonderlich zu interessieren.
    Vielleicht lag es daran, dass das Ergebnis schon feststand, dachte Runge zynisch.
    Er beobachtete die Gäste auf der Ehrentribüne, die sich offensichtlich zu Tode langweilten.
    Der Bundestrainer saß nicht auf seinem Platz, er stand etwas abseits und diskutierte lautstark mit Holger Kranbaum. Runge hätte zu gern erfahren, was die beiden zu besprechen hatten.
    Er nahm seinen Kopfhörer ab und versuchte, ein paar Wortfetzen aufzuschnappen.
    „Das lassen Sie mal unsere Sorge sein, am kommenden Montag werden wir einen neuen Vertrag mit ihm schließen und dann haben wir alle Zeit der Welt, seine Entwicklung behutsam voranzutreiben.“
    Die Antwort des Bundestrainers konnte er leider nicht verstehen.
    Runge sah nur, dass er deutlich erregt schien.
    „Was soll das alles?“, hörte er Kranbaum sagen.
    „Noch ist er unser Spieler, und unsere Interessen stellen wir über die Anforderungen der Nationalmannschaft. Wir treffen unsere eigenen Entscheidungen für das Wohl unseres Vereins und unserer Mannschaft! Auch Sie können uns da nicht
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