Faulspiel (German Edition)

verpassten kaum eins seiner Spiele.
    Der Fußball bestimmte seither sein gesamtes Leben, und dennoch gab es oft genug Momente, in denen er an seinem scheinbar vorgezeichneten Weg zweifelte. Immer dann, wenn sein Vater mahnend den Zeigefinger hob und ihn an seine schlechten schulischen Leistungen erinnerte, überkam ihn ein flaues Gefühl in der Magengegend. Jedoch hatte er in seiner Mutter eine starke Verbündete, die seinen Vater immer wieder besänftigte.
    So schlecht auch manchmal seine Leistungen auf der Schulbank waren, so herausragend waren die sportlichen Erfolge, die er beim Fußball feierte.
    Mit vierzehn Jahren galt er bereits landesweit als einer der gefährlichsten und erfolgreichsten Torjäger im Jugendbereich. Unzählige Meisterschaften, Pokale und Auszeichnungen zierten seine noch blutjunge Karriere, und die erste Berufung in das Schülernationalteam ließ nicht lange auf sich warten.
    Es war noch nicht einmal zwei Jahre her, als die ersten Headhunter der großen Profivereine auf ihn aufmerksam wurden. Er bestritt ein Spiel mit der Landesauswahl von NRW gegen die Mannschaft aus Rheinland-Pfalz. Einige Späher großer Vereine waren erschienen, um ihn zu beobachten.
    Nach dem Spiel bekam er das Angebot, an einem Probetraining bei einem der großen Profivereine teilzunehmen.
    Dies war die Chance, auf die er all die Jahre gewartet hatte. Sein Großvater begleitete ihn zu der Trainingseinheit, und er konnte sich noch exakt an die Worte erinnern, die er ihm auf dem Weg zum Trainingsgelände mitgab.
    Der weise Mann versuchte, seinem Enkel die verständliche Nervosität zu nehmen, indem er ihn beschwor, sich während des Trainings auf seine Stärken zu besinnen. Max’ Gefühl für die Spielsituation und sein instinktives Handeln hatten ihn bisher ausgezeichnet und erfolgreich gemacht. Darauf allein sollte er sich konzentrieren und alles andere um sich herum ausblenden.
    Die Empfindungen, die der Junge hatte, als er gemeinsam mit seinen Vorbildern, den großen Namen des Fußballsports, in der Umkleidekabine saß, würde er niemals vergessen. Plötzlich kam er sich trotz seiner Erfolge ausgesprochen klein und winzig vor, und das Selbstvertrauen, das ihn trotz seiner Jugend auszeichnete, schrumpfte auf ein Minimum. Die ersten Zweifel darüber, ob er dieser Prüfung gewachsen wäre, beschlichen ihn. Eine innere Unruhemachte sich in ihm breit, wie er sie bisher noch nie gespürt hatte. Alle Anwesenden musterten ihn neugierig, als er von dem Trainerteam vorgestellt wurde. Die ganze Situation kam ihm unwirklich vor. Plötzlich befand er sich an dem Punkt, den er so zielstrebig verfolgt hatte!
    Die Vergangenheit zählte jetzt nicht mehr, entscheidend für ihn und die Verwirklichung seiner Träume war ausschließlich der Moment, der Augenblick, in dem er sich jetzt befand. Der Trainingseindruck, den er hinterließ, sollte über seine sportliche Zukunft und Wohl und Wehe seiner Karriere entscheiden.
    Ernsthafte Zweifel darüber, ob er die erste Nagelprobe seines noch jungen Lebens bestehen würde, ergriffen ihn. Zum ersten Mal bekam er ein Gefühl dafür, welche Auswirkungen derartiger Erfolgsdruck auf die Psyche haben könnte. Alle bisherigen sportlichen Herausforderungen hatte er mit dem Elan und der Unbekümmertheit seiner Jugend bewältigen können. Jedoch war dies eine Situation, der er sich nur schwerlich gewachsen fühlte. Eine psychische Blockade machte sich in ihm breit, ein dumpfes Gefühl, das sich von der Magengegend über seinen gesamten Körper ausbreitete.
    Mit zitternden Knien betrat er das Spielfeld und hatte das Gefühl, dass die Augen aller Anwesenden ausschließlich auf ihn gerichtet wären.
    Als er das erste Mal von einem seiner Mitspieler angespielt wurde, war seine Nervosität plötzlich wie weggeflogen. Er hatte jetzt das Spielgerät am Fuß, das ihn bereits seine gesamte Kindheit begleitet hatte. Spaß und Freude an dem Spiel verdrängten seine Ängste im Bruchteil einer Sekunde, und er gab sich – wie schon unzählige Male zuvor – seinem Gefühl und seiner Leidenschaft hin. Sein Großvater hatte mit allem Recht behalten!
    Je länger das Spiel dauerte, desto leichter fiel es Max, und er erhielt zunehmend mehr bewundernde Blicke seiner Mitspieler.
    Diese Anerkennung beflügelte ihn umso mehr in seinen Aktionen, und ihm gelang nahezu alles.
    Nach dem Training wurde er von allen Seiten mit Lob überschüttet, und selbst die erfolgsverwöhnten Profis zollten ihm jede Menge Anerkennung!
    Man