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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis
Autoren: Markus Heitz
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weiteren Humpen kehrte er auf die Veranda zurück, wo sich die Gäste unterhielten und ihn anschauten. Wieder bekam er von Livarla einen langen, neugierigen Blick. »Bitte sehr«, sagte er in die Runde und verteilte das heiße Getränk, dann setzte er sich in seinen Schaukelstuhl. »Jetzt möchte ich gern hören, was mir das Vergnügen bereitet, solche ungewöhnlichen Besucher begrüßen zu dürfen.«
    Sotinos nippte schlürfend. »Dann beginne ich. Kapitän, ich bin auf Wunsch von König Perdor zu Euch gekommen, um Euch im Namen des gesamten Kontinents darum zu bitten, mich auf einer Expedition nach Westen zu begleiten.«
    »Nach Westen? Ich reise nicht nach Kalisstron, das wisst Ihr.«
    »Für eine Expedition wäre es kein rechtes Ziel, will ich meinen. Wir wissen ja schon, wo es liegt.«
    Sotinos gab etwas Zucker in seinen Tee. »Ich rede nicht von Kalisstron, sondern von einem unbekannten Ziel. Ihr wisst schon; dorthin, wo kein Mensch zuvor gewesen war.«
    Torben sah ihn ergründend an. »Seit wann versucht sich das Königreich Ilfaris als Entdecker fremder Gestade? Sie sind bekannt für die Entdeckung neuer kulinarischer Geschmäcker, aber gewiss nicht für Kontore.«
    »Es sind, wenn man so möchte, die Nach wehen der letzten
    Krise, die wir im Süden zu bewältigen hatten. König Perdor sucht
    erfahrene und wagemutige Seefahrer, die den kensustrianischen
    Priestern folgen. Der König befürchtet, dass diese Handvoll Priester in Wirklichkeit nach neuen Anhängern Ausschau halten wird. Er fürchtet, dass sie sich auf die Suche nach einem Heer machen, das gegen Ammtara ins Feld zieht. Ach ja, und die paar Tzulandrier, die Zvatochna ausgesandt hatte, um eine falsche Fährte zu legen... Erinnert Ihr Euch?« »Ja.«
    »Nach denen dürfen wir bei der Gelegenheit auch Ausschau halten.«
    Torben brummte. »Das passt zum Pralinigen. Immer einen Schritt voraus oder zumindest um Absicherung bemüht.« Er sah hinab zum Hafen. »Sie segeln nach Westen?«
    »Ja.« Sotinos schaute auf das Gesicht des Freibeuters und meinte, darauf eine allmählich erwachende Neugier für den Auftrag zu entdecken. »Wir sollen sie verfolgen und schauen, was sie anstellen. Wenn dabei neue Handelsbeziehungen erwachsen und wir weitere Erkenntnisse über die genaue Lage von Tzulandrien oder der Heimat der Kensustrianer erlangen, wäre es ausgezeichnet. Sagt zumindest der Kaufmannsrat und hat mich freigestellt.«
    Torben sah zu Livarla. »Was ist Eure Aufgabe dabei? Ich nehme an, dass Ihr Commodore Sotinos begleiten werdet?«
    Sie nickte. »Ja. Wir in Tarvin kennen das westliche Meer und seine Tücken besser als die palestanischen Kapitäne. Ich führe den Verband, so weit meine Karten reichen, danach wird die Unternehmung ebenso neu für mich sein wie für Commodore Puaggi«, erklärte sie und sprach mit einem hinreißenden fremden Zungenschlag im Ulldartischen. »Wir in Tarvin halten es für besser, sich rechtzeitig zu kümmern. Wir befürchten, dass auch wir zum Opfer von kensustrianischer Bekehrungssucht werden könnten. Oder von dem, was die Priester mitbringen.« Sie sah kurz zu Sotinos, der aufmunternd nickte. »Kapitän, ich bin aber nicht allein deswegen auf Verbroog.« Livarla schaute ihn warmherzig an. »Ihr
    werdet bemerkt haben, dass ich meiner älteren Schwester sehr
    gleiche...
    »Bei den Ungeheuern der Tiefsee!«, kam es Torben über die
    Lippen. »Daher!«
    »Sie hat mir sehr viel von Euch und ihren Gefühlen für Euch berichtet, ehe sie uns verließ, um für immer bei Euch zu sein«, sagte sie mit einem Lächeln. »In der Zeit der Trennung von Euch arbeitete sie hart, um sich und uns freizukaufen ...«
    » Uns? Sie hat niemals von einer Familie erzählt«, sagte er überrascht. Livarla lachte. »Welche Fassung ihres Lebens hat sie Euch berichtet? Die vom Verkauf an einen Sklavenmeister?« Sie legte die Hände zusammen. »Es war nicht immer ein einfaches Leben, das wir führten, und wir wünschten ihr alles Gute für die Zukunft mit Euch. Sie beschrieb Euch in ihren Geschichten als einen warmherzigen, ehrlichen Mann, und wir kennen Euch beinahe so gut, wie Varia Euch kannte.« Sie legte die rechte Hand an ihre Brust. »Besonders ich fühle mich wegen dem, was Ihr für meine Schwester getan habt, mit Euch zutiefst verbunden.« Ihre Augen wurden traurig. »Als wir die Nachricht von ihrem Tod vernahmen und wie Ihr ihren Tod gerächt habt, hegte ich den Wunsch, zu Euch zu eilen und Euch in Eurer Trauer beizustehen. Wie Ihr mir in
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