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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis
Autoren: Markus Heitz
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verlangt, dass wir gegen den Gott der Gleichmut ankämpfen sollen: Ulldrael, den die Menschen noch immer den Gerechten nennen, obwohl er in den letzten Jahren keinen Finger gerührt hat, um uns gegen die Bedrohungen beizustehen.« Mongilev sah abwechselnd in ihre gespannten Gesichter. »Die Göttin sandte uns jemanden, der ihr Hohepriester sein und uns führen soll. Ihr werdet ihm folgen, seinen Befehlen gehorchen und alles tun, um die Vormachtstellung der Goldroben zu brechen. Den Menschen müssen die Augen geöffnet werden!«
    »Und wer ist diese Person? Seid Ihr das?«, fragte die Frau, die ihm als Ilmarana vorgestellt worden war. Sie sprach mit einem Zungenschlag, der sie als eine Bewohnerin von Aldoreel auswies. Mongilev lächelte. »Das wäre zu viel der Ehre. Bevor sie sich Euch zeigt, müsst Ihr Vintera und Ihrem Hohepriester Treue schwören. Es ist eine Erneuerung des Versprechens, das wir ihr einst gegeben haben. Sie verlangt es von uns.« Sie reichten sich die Hände und schworen gemeinsam. Hetral besaß den Vorteil, die Worte nicht laut aussprechen zu
    können. Sein Misstrauen war geweckt. Er hätte diese Person gern
    vorher gesehen. Vor dem Schwur.
    Mongilev ließ die Hände los und machte zwei Schritte nach
    hinten. »Empfangt den Hohepriester.«
    Ein Mann in einer weißen Robe, an deren Rändern eine
    schwarze Schmuckborte verlief, trat an die Seite des Priesters; die Kapuze hatte er nach hinten gestreift, damit alle sein Gesicht sahen. Um die Hüften lag die schwarze Kordel, an der eine Sichel aus massivem Iurdum befestigt war, und die Füße steckten in dünnen, flachen Schuhen. Ein lautes Raunen erklang, und Heträl starrte in ein verhasstes Gesicht. Unwillkürlich langte er an den Gürtel, wo sein Dolch steckte.
    »Bevor Ihr etwas sagt, schaut mich an.« Lodrik streckte die Arme aus und wies ihnen seine Finger.
    »Ich bin vom Fluch befreit, als lebendiger Leichnam über die Erde zu wandeln. Vintera hat mir ihre Gnade zuteil werden lassen, ein Mensch zu sein. In mir schlägt ein Herz, meine Haut ist rosa, und ich besitze keine Macht mehr über die Toten.« Seine Blicke schweiften über die Gesichter der Versammelten, in denen er die unterschiedlichsten Gefühle las. »Doch ich gebiete dem Tod und den Krankheiten. Vintera verlieh mir diese Gabe, um die Menschen zu heilen und ihnen ihre Gnade zu zeigen.«
    Heträl zog seine Waffe. Wie gern hätte er seine Empfindungen hinausgeschrien, anstatt sie mit Fingern in die Luft schreiben zu müssen.
    »Eine Lüge!«, fuchtelte er und Mongilev gab seine Worte wieder. »Du versuchst, die Macht über den Kontinent auf diese Weise zu erlangen, nachdem es mit Kriegen und Geistern nicht funktionierte!«
    »Du zweifelst an mir, Heträl, und dazu hast vor allem du guten Grund.« Lodrik sah auf den Dolch, der in der Hand des Mörders zitterte. »Welchen Beweis verlangst du von mir, um dich zu überzeugen?«
    »Nichts wird mich überzeugen!«
    Mongilev schob sich ihm in den Weg. »Weg mit dem Dolch!«, befahl er aufgebracht. »Ihr habt dem Hohepriester und Vintera Treue geschworen. Die Schwarze Sichel muss ihm ebenso gehorchen wie Vinteras Bund, wenn wir unser Ziel erreichen wollen.«
    »Eher sterbe ich!« Heträl sah keinen anderen Ausweg. Er wirbelte den Dolch um die eigene Achse und rammte ihn sich mit beiden Händen in die Brust. Die Schneide zerteilte das Herz, und er sank sterbend neben der Feuerschale auf die Kacheln.
    Lodrik kniete sich neben ihn und zog die Klinge aus der Wunde. »Das werde ich nicht zulassen, Heträl.« Sanft legte er eine Hand auf die Stirn des Meisterschützen, gleichzeitig brannte seine Brust in grellsten Lohen. Die Macht der Todesgöttin fuhr in Heträl, verjagte den Tod und schloss die Wunde innerhalb weniger Lidschläge.
    Die Männer und Frauen standen stumm und steif um das Geschehen und verfolgten jede Bewegung Lodriks.
    Heträl spürte ein Ziehen und Kitzeln, die Kälte wich aus seinem Körper, und das Herz schlug wieder kräftig wie zuvor. Er wusste, dass er nicht zu einem Untoten geworden war, sondern Lodrik ihm das Leben bewahrt hatte.
    Seine linke Hand berührte die Stelle, wo sich die Wunde befunden hatte, doch die Haut war unversehrt. Das Blut an seinen Fingerkuppen war die einzige Erinnerung daran, dass er sich eben hatte umbringen wollen.
    Er starrte Lodrik aus großen Augen an, stemmte sich auf die Beine und verneigte sich vor ihm.
    »Vergebt mir, Hohepriester«, sagte er mit Gesten. »Ich war zu blind, um zu erkennen,
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