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Fatal Error

Titel: Fatal Error
Autoren: Michael Ridpath
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Ausbruch war.
    »Früher habe ich ihn angebetet. Guy genauso. Dann hat er uns sitzen lassen. Allein mit diesem Miststück von Mutter. Hat sich nie wieder um uns gekümmert, nie nach uns gefragt. Als wir zu ihm nach Frankreich gingen, hat er uns noch immer nicht beachtet. Vor allem mich nicht. Und als ich dann die Schlampe sah, für die er uns verlassen hatte, konnte ich es nicht glauben. Du weißt, dass sie eine Schlampe war«, sagte er.
    Ich spürte, wie ich rot wurde.
    Owen bemerkte es und lächelte in sich hinein. »Nach dieser Zeit in Frankreich wusste ich, dass er ein totaler Flachmann ist. Guy hat ein bisschen länger gebraucht, um es zu merken. Ich glaube, Dad hat Angst vor ihm.«
    »Angst vor Guy? Ist doch Blödsinn.«
    »Nicht für Dad. Guy steht für alles, worauf er mal stolz war. Frauen aufreißen, Geld machen. Dad muss sich beweisen, dass er das immer noch kann. Deshalb legt er Frauen flach, die halb so alt sind wie er. Und deshalb macht er Ninetyminutes platt.«
    »Aber er hat doch viel mehr Geld verdient als Guy.«
    »Als er jung war, ja. Aber das ist lange her. Ich weiß, dass er sich in den letzten Jahren mit ein paar Investitionen böse die Finger verbrannt hat. Kein Wunder - er konzentriert sich nicht darauf. Aber es wurmt ihn. Ich merke, dass es ihn wurmt. Nun möchte er beweisen, dass er es noch nicht verlernt hat.« Dunkel glühten Owens Augen unter den Brauen. »Mein Dad ist ein egoistisches Schwein. Er hasst uns. Uns beide. Deshalb wundert es mich überhaupt nicht, dass er Ninetyminutes kaputtmachen will.«
    Seine abgrundtiefe Bitterkeit erinnerte mich an mein Anliegen.
    »Wo ist Guy?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht«, sagte Owen. Er hatte sich mit seinem Bruder in Wapping ein kleines Apartment geteilt, doch als Ninetyminutes gut anlief, war er ausgezogen und hatte sich eine eigene Wohnung irgendwo in Camden Town gesucht.
    »Schaut er heute noch rein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Glaubst du, er wird seine Meinung ändern?«
    »Sinnlos, ich hab’s dir gesagt. Hör mal, ich hab hier eine
    Programmzeile, die muss ich unbedingt hinkriegen.«
    Ich verließ Owen und stellte fest, dass dies das längste Gespräch war, das ich je mit ihm geführt hatte, dass es aber an meiner Meinung über ihn nicht das Geringste änderte.
    Er war merkwürdig. Sehr merkwürdig.
    Auch am Mittwoch gab es kein Lebenszeichen von Guy, und ich machte keinen weiteren Versuch, Owen nach ihm zu fragen. Ingrid und ich arbeiteten bis 19 Uhr 30, dann fuhren wir mit der U-Bahn nach Knightsbridge. Sie war viel zuversichtlicher als ich und bis an die Zähne bewaffnet mit Argumenten und Rechtfertigungen, die Tony vor der Frist am nächsten Morgen umstimmen sollten. Ich wollte es auch versuchen, war aber weitaus skeptischer hinsichtlich der Erfolgsaussichten. Merkwürdigerweise machte mir Guys Defätismus weniger Sorgen als Owens erbitterter Hass auf seinen Vater. Das war keine Familie, in der man vergab und vergaß.
    Mit Hilfe eines Stadtplans führte ich Ingrid durch ein Labyrinth kleiner Straßen nördlich von Harrods, wo Tonys Apartment liegen sollte. Unter einer Laterne blieb ich stehen, um noch einmal einen Blick auf die Karte zu werfen. Ich war mir ziemlich sicher, dass es die richtige Stelle war, die Mews, eine kleine Stallgasse. Ich suchte nach einem Straßenschild. Vor hundert Jahren hatte man in den Häusern Pferde untergebracht. Jetzt wohnten Menschen darin, die sich dieses Privileg mindestens eine Million Pfund kosten ließen.
    Schließlich erblickte ich das Schild; es wurde von einem Wagen auf der anderen Straßenseite verdeckt. Ich trat ein paar Schritte zurück, um es besser zu sehen: Wir waren am Ziel. Einen Augenblick kreuzte sich mein Blick mit dem eines Mannes, der in dem Auto saß. Er schaute gleich wieder fort. Ich fragte mich flüchtig, was er bei Dunkelheit in einem Auto tat. Wahrscheinlich wartete er auf jemanden. Dann fanden wir Tonys Apartment, das sich als das obere Stockwerk einer der ehemaligen Stallungen erwies.
    Wir klingelten, Tony öffnete.
    »Aha, die Abordnung«, sagte er. »Kommen Sie herein. Leider kann ich nicht lange. In einer halben Stunde bin ich mit ein paar Freunden zum Dinner verabredet.«
    In dem luxuriös eingerichteten Wohnzimmer nahmen wir auf blassen Ledersesseln Platz. Offenbar war sonst niemand da. Insgeheim hatte ich gehofft, Guy bei dem Versuch einer Einigung mit seinem Vater anzutreffen.
    Ingrid kam sofort zur Sache. »Wir sind gekommen, um Sie zu bitten, Guy zu behalten.«
    Tony
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