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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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und ich wissen, was wir tun“, sagte Curtis in beschwichtigendem Ton zu ihr. „Wir sind schon länger in diesem Geschäft als du. DPI hat Beweise für Marquand. Das ist kein Aberglaube.“
    „Ich will die Akten sehen.“ Sie schniefte und schaute ihm in die Augen.
    Seine Lippen zogen sich an den Mundwinkeln zusammen. „Dein Sicherheitsstatus ist dafür nicht hoch genug.“
    Das war die Antwort, mit der sie gerechnet hatte, dieselbe, die sie jedes Mal zu hören bekam, wenn sie darum bat, die Daten der DPI, der Abteilung für paranormale Ermittlungen, über den vermeintlichen Vampir Marquand einsehen zu dürfen. Sie senkte den Kopf und wandte sich von Curtis ab. Seine Hand auf ihrer Schulter ließ sie innehalten.
    „Sei bitte nicht wütend, Tamara. Es ist nur zu deinem eigenen …“
    „Ich weiß. Zu meinem eigenen Wohl. Meine Badewanne läuft bestimmt schon über.“ Sie trat von ihm zurück und schloss die Tür. Curtis würde sich im Kellerlabor verkriechen und ihr keinen zweiten Gedanken schenken, dessen war sie sich gewiss. Er sorgte sich nicht so sehr um sie, wie Daniel es tat.
    Tatsächlich schien er sie in letzter Zeit mehr herumzukommandieren als sonst. Sie tat diesen Umstand mit einem Schulterzucken ab und nahm sich vor, nicht weiter über Curtis’ besitzergreifendes Verhalten ihr gegenüber nachzudenken. Sie stellte das Wasser ab und starrte für eine Weile vor sich hin. Kein heißes Bad dieser Welt würde ihr dabei helfen einzuschlafen. Sie hatte alles probiert, von warmer Milch bis hin zur doppelten Dosis Schlaftabletten, die ihr Arzt ihr auf ihren nachdrücklichen Wunsch hin verschrieben hatte.
    Alles vergebens. Warum sollte sie es dann trotzdem tun?
    Mit einem frustrierten Seufzer tappte sie zur Balkontür. Aus einem Impuls heraus öffnete sie die Tür und trat auf den Balkon hinaus. Aus dem lilaschwarzen Himmel, der sich im Westen zu einem silbrigen Blau aufhellte, trudelten Schneeflocken wie bei einem verrückten Tanz herab. Die Sonne war zur Gänze untergegangen, während sie mit ihrem überkandidelten Vormund und seinem dickköpfigen Kollegen diskutiert hatte. Sie starrte hinaus ins Freie, völlig verzaubert von der schlichten Anmut des wirbelnden Schnees.
    Mit einem Mal überkam sie das Gefühl, ein Teil davon sein zu müssen. Warum sollte sie all diese aufgewühlte Energie dafür verschwenden, im Bett zu liegen und zur Unterseite ihres weißen Betthimmels emporzustarren? Vor allem wenn sie genau wusste, dass es noch Stunden dauern würde, bis sie endlich schlafen konnte.
    Vielleicht, überlegte sie matt, sollte ich mich bis zur Erschöpfung verausgaben? Wie lange war es schon her, seit sie zuletzt in der Lage gewesen war, die nagenden Sorgen beiseitezuschieben und sich einem einfachen Vergnügen hinzugeben?
    Jetzt, da sie ihre Entscheidung getroffen hatte, eilte sie wieder hinein. Sie zog enge schwarze Leggings, einen dicken Strickpullover, zwei Paar Socken und flauschige pinkfarbene Ohrenschützer an, ergriff ihren Mantel und holte ihre Schlittschuhe aus dem Wandschrank, warf die Schuhe in ihre Sporttasche, steckte ihre Handtasche daneben und öffnete die Schlafzimmertür.
    Einen Moment lang lauschte sie nur. Das hohle Gerippe des Hauses lag still. Sie huschte auf Zehenspitzen durch den Flur, die Treppe hinab. An der Eingangstür hielt sie gerade lange genug inne, um in ihre Stiefel zu schlüpfen; dann war sie draußen.
    Ihre Wangen brannten in der eisigen Luft; ihr Atem bildete kleine Dampfwolken im fallenden Schnee. Ein Fußmarsch von zwanzig Minuten, versunken in den Anblick tanzenden Schnees, brachte sie in die Vororte von Byram. Kindliche Freude wärmte sie, als ihr Ziel in Sicht kam.
    Inmitten des Strauchwerks und der sorgsam geschnittenen Ulmen des Stadtparks funkelte die Eisbahn. Gewundene schneebedeckte Gehwege, schmiedeeiserne Bänke mit Rotholzlattensitzflächen und Abfalleimern in fröhlichem Grün umgaben das Eis. Tamara eilte zur nächsten Bank, um ihre Schlittschuhe anzuziehen.
    Als er erwachte, fühlte sich Eric, als wäre sein Kopf mit nasser Baumwolle vollgestopft. Er schwang seine Beine zu Boden und kam mit einer ungewohnten Unbeholfenheit auf die Füße. Er brauchte kein Fenster, um die blasse Röte zu spüren, die noch immer am westlichen Himmel auszumachen war. Es war nicht die nahende Nacht, die ihn schwächte.
    Schon seit Wochen lag es nicht mehr daran. Doch immer wieder hallten ihre Schreie durch seinen Kopf, bis dass er keine Ruhe mehr fand. Ihr ergreifendes Flehen
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