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Fanal des Blutes

Fanal des Blutes

Titel: Fanal des Blutes
Autoren: Vampira VA
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Mal auf die Uhr.
    6:30 Uhr in der Früh. Er zerbiß einen weiteren Fluch zwischen den Zähnen. Das konnte nur Arbeit bedeuten.
    »Secada«, raunzte er, in der Befürchtung, daß man ihn »so schnell wie irgend möglich« ins Pathologische Institut beordern würde, wo irgendeine blutverschmierte, häßliche Leiche auf ihn wartete. Der Kontrast zu dem Traumbild hätte nicht größer sein können.
    Doch dann atmete Darren erleichtert auf, als der Anrufer seinen Namen nannte, und seine Laune stieg um ein paar Grade.
    »Hi, Darren!« quäkte es aus den Lautsprecherschlitzen. »Ich bin's: Winston Furcher!«
    »Winston!« rief er in die Sprechmuschel. »Lange nichts von dir gehört. Aber mußt du mich ausgerechnet zu dieser unchristlichen Zeit anrufen?«
    Sein Gesprächspartner schwieg einen Moment; offenbar sah er jetzt erst auf die Uhr, denn er ließ ein verlegenes »Upps« hören und fügte dann hinzu: »Sorry, alter Knabe. Du weißt ja, wie das ist, wenn man sich den Nachtdienst um die Ohren schlägt. Ich hätte gewettet, es wäre schon nach acht. Hier unten in den Katakomben haben wir ja nicht mal Fenster.«
    »Schon gut«, wiegelte Darren ab und log: »Ich wollte eh gleich aufstehen. Also, schieß los, was hast du auf dem Herzen? Der pure Bedarf nach einer Plauderstunde unter alten Kollegen wird's ja wohl nicht sein.«
    Winston Furcher begann zu erzählen, und jedes seiner Worte alarmierte Darren mehr. Längst hatte er die letzten Überreste des Schla-fes abgeschüttelt und saß stocksteif auf der Bettkante.
    Als er das Gespräch schließlich beendete, dachte er nicht mehr an romantische Liebesspiele am Strand. Sorgenfalten hatten sich in seine Stirn gekerbt.
    Es ging weiter! Und es erstreckte sich über Sydney hinaus!
    Er mußte mit Lilith sprechen .
    *
    »Völlig blutleer, sagst du?« wiederholte Lilith Darrens Worte. »Vier in den letzten zwei Wochen?«
    Mit ernster Miene nickte er zu Lilith hinüber, die ihm am Küchentisch gegenübersaß.
    Küchentisch! Fast hätte Darren bitter aufgelacht angesichts der Karikatur eines Tisches, die er statt dessen vor sich sah, während er selbst auf der Karikatur eines Stuhles Platz genommen hatte. Alles in diesem Haus wirkte für ihn seltsam unecht - als wären es nur die Ideen von Möbeln, die aber noch keine endgültige Form angenommen hatten.
    Mein Gott, er haßte dieses Haus. Aber es war nun einmal unzweifelhaft der sicherste Ort hier in Sydney. Zumindest, wenn man von Vampiren verfolgt wurde .
    Lilith Eden trug ein nachtblaues Neglige, dessen fließender, hauchdünner Stoff interessante Durchblicke ermöglichte. Trotzdem war Darren nicht nach Erregung zumute.
    »Winston ist Pathologe in Maitland«, sagte er. »Ich habe schon mit ihm gearbeitet, und er weiß, daß sonderbare Fälle auf meinem Tisch landen. Als jetzt mehrere völlig blutleere Leichen bei ihm abgeliefert wurden, dachte er gleich an mich.«
    »Und du denkst, es sind Vampiropfer.«
    »Hast du eine bessere Erklärung?« In Darrens Magen hatte sich ein dicker Klumpen aus Eiseskälte gebildet, und in seiner Kehle war ein unangenehmer metallischer Geschmack.
    »Ich müßte mir die Toten einmal ansehen.«
    Darren seufzte. »Das dachte ich mir. Wir fahren gegen Mittag, okay?«
    Lilith sah ihn fragend an. »Warum so spät?«
    Darren zuckte mit den Schultern. »Ich habe noch etwas zu erledigen, bevor ich die Stadt verlasse. Erst einmal muß ich mich um eine Vertretung für den Bereitschaftsdienst kümmern . und dann will ich noch nach einer Bekannten sehen.« Er wich Liliths Blick aus, als wolle er etwas vor ihr verbergen.
    »Du willst zu Seven, richtig?« erkundigte sie sich hellsichtig, obgleich es wirklich nicht schwer war, auf diese Spur zu gelangen.
    Er war ehrlich erstaunt. »Du weißt von ihr?«
    »Ich bin nicht blind.«
    Aber es war mehr als das. Obwohl Lilith die maisblonde Journalistin bislang nur kurz gesehen und nicht einmal mit ihr gesprochen hatte, wußte sie mehr über sie, als Darren ahnen konnte.
    Seven van Kees: ein schmaler, biegsamer Körper. Lockende Bewegungen. Ein unbeschreiblicher Duft. Geschürzte Lippen, die mit rauchiger Stimme rüde Worte wisperten. Ein voller, samtweicher Busen ...
    Es war ein Wissen tief in Lilith. Eine Erinnerung, die nicht die ihre war, sondern von Beth MacKinsey stammte, deren Geist sie in sich aufgenommen hatte, vor einigen Monaten im Korridor der Zeit, und der mit ihrem eigenen Selbst verschmolzen war. 1
    Seven war Beth' Geliebte gewesen, damals, bevor Lilith bei der
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